Was nach einem Spaßartikel aus dem „Postillon“ klingt, wo ein Überholvorgang nach sieben Jahren beendet wurde, ist auf der Autobahnzufahrt Sundhausen bittere Realität geworden. Auch wenn Andrej nur zweieinhalb Tage ausharren musste…
Nach fast 60 Stunden ist der liegengebliebene polnische LKW aus dem Kreuzungsbereich zur A38 bei Nordhausen entfernt worden.
Wir berichteten schon gestern über den ungewöhnlichen Fall und wollten wissen, woran es lag. Hier der erstaunliche Bericht von Silvio Dietzel, der für die nnz vor Ort war.
Am Freitag befuhr Andrej, so der Name des LKW-Fahrers, die B4 im Bereich Steinbrücken/Sundhausen, um auf die A38 in Richtung Göttingen zu fahren. Doch ausgerechnet hier gab es an seinem LKW einen technischen Defekt, der eine Weiterfahrt verhinderte. Eigentlich hätte Andrej nur noch bis Bad Lauterberg fahren müssen, um dort abzuladen. Aber nun stand er seit Freitag 10:30 Uhr in der Abbiegespur. Kein LKW-Kollege hat ihm geholfen. Aber auch aus seiner Firma kam kein positives Signal, um einen Abschlepp- oder Bergungsdienst zu organisieren. Der Chef wollte das ganze selbst organisieren und reparieren.
Besonders gefährlich wurde es nachts. Nur spärlich beleuchtet – und mit einem Warndreieck vor und hinter dem Fahrzeug abgesichert – harrte Andrej in seinem LKW aus und wartete auf die Dinge, die da noch kommen sollten.
Auch am Samstag passierte nicht viel. Wir versuchten schließlich ein paar Einzelheiten zu erfahren und sprachen den Fahrer an. Das Ganze gestaltete sich etwas schwierig, denn Deutsch und Englisch kann Andrej nicht sprechen, Polnisch oder Ukrainisch können wir nicht. Zum Glück gibt es die Übersetzungs-Apps, die in solchen Situation weiterhelfen.
Und so bekamen wir heraus, dass der Fahrer Andrej heißt, 30 Jahre alt ist, ukrainischer Staatsbürger ist und für eine polnische Spedition fährt. Ebenso erfuhren wir, dass er nach Bad Lauterberg wollte um dort abzuladen. Was macht man so den ganzen Tag auf der Kreuzung, wollten wir wissen. Lesen, sagt Andrej, ein bisschen im Internet surfen und telefonieren.
An seinem Auto sei der Kompressor defekt, der das Bremssystem des LKWs und des Sattelaufliegers mit Luft versorgt, teilte er uns mit. Ohne Luft auf den Kesseln ist kein Bremsen oder Weiterfahren möglich. Sein Chef wollte das Teil besorgen und dann vor Ort wechseln. So jedenfalls der Plan. Inzwischen hatte auch die Polizei Bedenken mit der Position des LKWs. Also setzten sie Beamten der Spedition eine Frist, um das Fahrzeug aus der Abbiegespur zu bekommen. Diese Frist lief am heutigen frühen Sonntagabend aus.
Der Spediteur beauftragte den ADAC in Nordhausen mit dem Abschleppen des Fahrzeuges. Für die Jungs vom ADAC war es eine Routinearbeit. Schlauch für eine externe Befüllung angeschlossen, Luft auf die Kessel gedrückt und schon konnte Andrej zumindest aus der gefährlichen Lage geholt werden. Nun steht der LKW auf einem Parkplatz in Sundhausen.
Andrej war überglücklich nach fast drei Tagen auf der Kreuzung wieder etwas sicherer und abseits des Verkehrs stehen zu können. Für das ADAC-Team vom Autohaus Peter war es nicht nachvollziehbar. warum keiner der LKW-Kollegen dem Fahrer geholfen hat. Jeder LKW Fahrer hätte die Möglichkeit gehabt, die vom ADAC ausgeführt Arbeit selbst durchzuführen.
So waren am Ende die Nordhäuser „Gelben Engel“ die wahren Helden für Andrej und die Lösung seines Problems.