Ein Auto mit deutschem Kennzeichen kommt im Schweizer Gotthardtunnel von der Spur ab und prallt frontal gegen einen Lkw. Zwei Menschen sind tot, vier verletzt. Nach stundenlangen Aufräumarbeiten war der Tunnel wieder befahrbar.
Die letzten Sekunden seines Lebens müssen für den Fahrer der reine Horror gewesen sein: Der Mann fuhr am Mittwoch kurz nach 9.15 Uhr mit seinem im südwestdeutschen Lörrach zugelassenen Mitsubishi-Kleinwagen in nördliche Richtung durch den Schweizer Gotthard-Tunnel, es handelt sich mit 16,9 Kilometern um die längste Straßenröhre der Alpen.
Mit in dem Auto saßen zwei Frauen und zwei Männer. Etwa fünf Kilometer vor der nördlichen Tunnelausfahrt Göschenen kam der PW-Lenker „aus derzeit unbekannten Gründen“ auf die Gegenfahrbahn. Das erklärte Sonja Aschwanden, Sprecherin der Kantonspolizei Uri, gegenüber dieser Zeitung. Auf der anderen Spur prallte das Auto auf einen Lastkraftwagen mit Schweizer Nummernschildern. Der Auto-Fahrer starb. Auch der Brummi-Fahrer, ein 78-jähriger Schweizer, verlor sein Leben.
Die Polizei teilte außerdem mit, dass das Auto im Landkreis Lörrach zugelassen war. Unklar ist, ob die Insassen auch aus dem Landkreis Lörrach sind.
Der LKW-Lenker hatte sein schweres Gefährt jedoch „korrekt“ gesteuert, wie die Kantonspolizei festhielt. Neben den zwei Toten meldeten die Behörden vier Verletzte: Die zwei Frauen und zwei Männer, die sich ebenso in dem Mitsubishi aufhielten. Sie wurden mit Krankenwagen und Helikoptern in Krankenhäuser gebracht. Bei dem Verursacher des Crashs könnte es sich um einen Deutschen gehandelt haben, allerdings dauerten die Ermittlungen zur Nationalität zunächst an. Als Folge des Unglücks sperrte die Polizei den Verkehr in der Röhre für mehr als sechs Stunden.
Der bislang schlimmste Unfall im Gotthardtunnel passierte im Oktober 2001: Zwei Lkw prallten zusammen, Feuer brach aus, elf Menschen starben. Kollisionen mit Fahrzeugen auf der Gegenbahn werden sehr wahrscheinlich im Gotthard ab 2030 nicht mehr möglich sein. Dann nämlich sollen zwei Auto-Tunnels durch das Massiv führen. Nach „aktuellem Planungsstand soll die zweite Röhre im Jahr 2027 in Betrieb gehen können“, heißt es vom Schweizer Bundesamt für Straßen. Nach der Eröffnung der neuen, zweiten Röhre wird der bestehende Tunnel modernisiert.
Im Anschluss an die Sanierung der alten Piste sollen dann Autos und Brummis durch beide Röhren rollen, jeweils aber nur in eine Richtung. In jedem der beiden Tunnel wird es eine Fahrspur für den Verkehr geben. Zudem wird in jedem Tunnel ein Pannenstreifen eingerichtet. Der Abstand der beiden Röhren wird 70 Meter betragen.
Genau zwischen den beiden Verkehrstunneln verläuft der schon bestehende Sicherheitsstollen, der alle 250 Meter wiederum mit den beiden Verkehrstunneln verbunden ist. Die Schweizer Verkehrsministerin Doris Leuthard versicherte, dass der Verkehrsstrom in dem neuen Doppeltunnel verglichen mit der alten Röhre nicht ausgeweitet werden soll. „Die Begrenzung der Kapazität“ sei gleich zweimal festgeschrieben: in der Verfassung der Eidgenossenschaft und zusätzlich im Bundesgesetz über den Straßentransitverkehr im Alpengebiet. „Wir bleiben bei der heutigen Situation, einfach mit zwei Röhren“, sagte Ministerin Leuthard.