Wegen Hamas: Keine NRW-Polizisten mehr für Lkw-Kontrollen in Lüdenscheid

Immer mehr gefällte Bäume fürs neue Baustellenareal im Rahmedetal, immer weniger NRW-Polizisten für die Lkw-Kontrollen auf den Bedarfsumleitungen: Für ein erfolgreiches Lkw-Durchfahrtsverbot in Lüdenscheid wird‘s nicht leichter.

Lüdenscheid – Zwar noch nicht Takt für Takt (wie es beim Neubau der Talbrücke geplant ist), wohl aber Tag für Tag geht es voran auf dem großen Bauareal im Rahmedetal, über dem bis Anfang Mai die marode, alte Talbrücke Rahmede thronte und über dem schon bald die neue Talbrücke entstehen soll. Die Brücke, die gewiss nicht alle, aber immerhin viele Lüdenscheider Probleme lösen soll. Noch indes sind es die Vorarbeiten, die getan werden müssen, damit dann so schnell wie möglich der Neubau der Brücke umgesetzt werden kann.

Der Lüdenscheider sieht diese Fortschritte gerne. Sie sind quasi von unschätzbarem mentalen Wert, wie die Verantwortlichen zuletzt immer wieder betonten. Der Blick ins Rahmedetal ist dabei sogar in Naturschutzfragen milder: Während die Stadtgesellschaft zuletzt sehr emotional über einen gefällten Baum an der Ecke Sachsenstraße/Parkstraße diskutierte, werden seit Anfang Oktober an den Hängen über dem Rahmedetal keine einzelnen Bäume gerodet, es sind Wälder.

Sechs Hektar in der Gesamtfläche, wie Autobahnsprecherin Susanne Schlenga auf Nachfrage mitteilt. Der Abschied von den Bäumen läuft hier recht geräuschlos. Sie machen Platz für neue Baustraßen oder die beiden neuen Taktkeller, die im Bereich der beiden Widerlager entstehen. Was sein muss, muss sein. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. „Die Fäll- und Rodungsarbeiten an der Talbrücke Rahmede kommen sehr gut voran“, sagt Schlenga, „bisher wurden etwa zwei Drittel der erforderlichen Flächen bearbeitet. Dabei werden die Bäume gefällt und anschließend die Wurzeln aus dem Boden entfernt.“

Folgen des Nahost-Konflikts: Keine NRW-Polizisten mehr für Lkw-Kontrollen in Lüdenscheid

Genau das kann der Betrachter auch weiterhin aus der Ferne anschauen. Erst die Infrastruktur für die neue Brücke, dann die Brücke selbst. Aber es geht Stück für Stück voran.

Ein weiter Weg ist es bis ins Jahr 2026 gleichwohl allemal noch, und deshalb bleiben die Bedarfsumleitungen, auf denen so viel Verkehr fließt oder eben nicht fließt, weil man gerade wieder einmal im Stau steht, im Blickpunkt. Und mit ihnen natürlich die Lkw-Durchfahrtskontrollen, für die es nun weniger gute Nachrichten gibt: Das Weltgeschehen holt Lüdenscheid ein, wenn man so will.

Die Hundertschaften der Bereitschaftspolizei, die in den ersten Wochen der Kontrollen so präsent waren, um nicht zur Durchfahrt berechtigte Lkw aus dem Verkehr herauszufischen. Diese Hundertschaften also, die zuletzt nur noch sporadisch nach Lüdenscheid kamen, um bei den Kontrollen zu helfen, werden nun erst einmal gar nicht mehr kommen, weil sie nun anderswo dringender gebraucht werden – dort, wo allen voran jüdische Einrichtungen zu schützen sind oder aber Demonstrationen begleitet und im Zaum gehalten werden sollen.

Innenministerium verspricht, Lage immer wieder neu zu bewerten

Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums antwortete am Montag auf eine Anfrage: „Durch die unbeständige Lage in Israel musste die NRW-Polizei, insbesondere die Bereitschaftspolizei, eine Vielzahl von Versammlungslagen begleiten. Auch für das vergangene Wochenende waren wieder eine Vielzahl von Demonstrationen angemeldet“, stellt er fest, „hinzukommen vorgeplante Einsätze (beispielsweise Fußballspiele). Daher kann es vorkommen, dass die Kräfte der Bereitschaftspolizei zur Durchfahrtskontrolle an der Rahmede-Talbrücke für einige Zeit nicht zur Verfügung stehen können.“

Regelmäßig werde die Einsatzlage in Nordrhein-Westfalen neu bewertet, sodass auch zukünftig wieder mit Bereitschaftspolizisten gerechnet werden könne, stellt der Sprecher zwar abschließend fest. Für den Moment aber bedeutet dies: Keine Hilfe bei den Kontrollen, ergo weniger Kontrollen, ergo – das hat die Erfahrung gelehrt – wieder mehr Lkw-Verkehr in Lüdenscheid. Eine gute Nachricht ist das nicht.

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