Warnstreik im Bus-Verkehr in den vier größten Städten in SH

Fast alle Busse der kommunalen Unternehmen in Kiel, Neumünster, Flensburg und Lübeck sind am Dienstag im Depot geblieben. Ver.di hat zum Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr der vier Städte aufgerufen

In Flensburg, wo Subunternehmen fahren, und Lübeck seien lediglich einige Busse unterwegs gewesen, sagte ver.di-Verhandlungsführer Karl-Heinz-Pliete, der am Dienstagmorgen von einer guten Resonanz bezüglich des Streiks sprach. Am Lübecker ZOB blieb es am Vormittag entsprechend leer. Offensichtlich hatten sich Fahrgäste rechtzeitig um Alternativen gekümmert. E-Roller-Anbieter hatten ihr Angebot beispielsweise extra noch mal aufgestockt. In der Hansestadt wurde zusätzlich noch die Fähre bestreikt. Für Fußgänger und Radfahrer fuhr die Fähre aber stündlich jeweils zur vollen Stunde zum Priwall und zurück.

Eine klassische Kundgebung gab es am Dienstag Corona-bedingt nicht. Die Streikenden trugen sich stattdessen seit dem frühen Morgen auf Streiklisten ein.

Forderung aus Arbeitgeber-Sicht zu hoch

Hintergrund des Streiks sind die Tarifverhandlungen für die 1.600 Beschäftigten der Busunternehmen. Die Arbeitgeber im öffentlichen Personennahverkehr der vier genannten Städte haben nach eigenen Angaben eine Corona-Sonderprämie von 600 Euro netto für 2022 und eine Erhöhung der Entgelte um 1,5 Prozent ab 1. Januar 2023 angeboten. Ver.di verlangt eine Anhebung der Löhne und Gehälter um 1,50 Euro pro Stunde rückwirkend zum 1. Januar 2022. Aus Sicht der Arbeitgeber ist diese Forderung deutlich zu hoch.

Arbeitgeber: In diesen Zeiten nicht zu stemmen

„Die Forderung der Gewerkschaft bleibt deutlich überhöht und kann vom öffentlichen Nahverkehr der Städte in Zeiten rückläufiger Fahrgastzahlen und Corona-bedingten Mehrkosten nicht gestemmt werden“, sagte Wilfried Kley, Verbandsgeschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Schleswig-Holstein und Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite. Außerdem sei bereits eine Erhöhung in 2020 und 2021 vollzogen worden.

Gewerkschaft will Druck frühzeitig erhöhen

Bei der zweiten Tarifverhandlung am vergangenen Donnerstag konnten sich die Gewerkschaft und der kommunale Arbeitgeberverband nicht auf einen Abschluss einigen. Die Tarifverhandlungen sollen am Montag nächster Woche fortgesetzt werden. „Wir werden jetzt den Druck schon sehr frühzeitig erhöhen, damit wir möglichst schnell zu einem Tarifabschluss kommen“, sagte Gewerkschaftssprecher Frank Schischefsky. Er wertete die hohe Beteiligung am Warnstreik als starkes Signal für die anstehende Verhandlungsrunde.

Schüler sind von Streik ebenfalls betroffen

Weil zum Beispiel in Kiel viele Schülerinnen und Schüler den Linienverkehr nutzen, um zur Schule zu kommen, waren auch sie gezwungen, eine Alternative zu suchen. Das galt auch für Kinder und Jugendliche, die im Stadtverkehr Neumünster, Lübeck und Flensburg unterwegs sind. Nur dort, wo private Busunternehmen die Schülerbeförderung übernommen haben, gab es keinen Ausfall. Alle betroffenen Busunternehmen hatten angekündigt, wichtige Informationen auf ihren Internetseiten zu veröffentlichen.

Stadtverkehr Lübeck: „Können uns nur entschuldigen“

Der Betriebsleiter beim Stadtverkehr Lübeck, Bernd Raasch, nannte den Streik am Dienstag „nicht gerechtfertigt. Er tut unseren Kunden weh – gerade in diesen Zeiten.“ Auch Raasch nannte die Gewerkschaftsforderung „überhöht“. In Lübeck blieben alle etwa 150 Busse des Stadtverkehrs in den Depots. „Insofern müssen sich unsere Kunden anders orientieren. Dafür können wir uns nur entschuldigen“, sagte Raasch. „Für uns besteht aktuell kaum Spielraum, um große Sprünge machen zu können. Wir haben kaum finanzielle Mittel, um jetzt die Forderungen erfüllen zu könne“, erklärte Andreas Ortz, Geschäftsführer des Stadtverkehrs Lübeck. Die Buslinien der Autokraft und der Verkehrsbetriebe Kreis Plön waren ver.di zufolge von dem Warnstreik nicht betroffen.

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