Als Trucker-Prinzessin schwimmt Christina Scheib auf einer Welle des Erfolgs. Jetzt nutzt die 34-Jährige ihre Popularität für eine gute Sache: Als Botschafterin für den Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) setzt sich Scheib für bessere Arbeitsbedingungen von Berufskraftfahrern ein – vor allem für die der weiblichen.
Bad Tölz-Wolfratshausen – „Es muss viel passieren“, sagt Scheib. Angefangen bei separaten Damen-Duschen an den Rastanlagen über familienfreundliche Arbeitszeitmodelle bis hin zu einer besseren Bezahlung. Am wichtigsten ist es Scheib aber, dass die Wertschätzung für ihren Berufsstand in der Bevölkerung wächst. „Die Verbraucher sind sich nicht im Klaren darüber, wie wichtig unsere Arbeit ist“, sagt Scheib. Das Obst und Gemüse beispielsweise wachse nicht im Supermarkt, es werde von den Lkw-Fahrern dorthin gebracht. „Trotzdem regen sich die Leute auf, wenn wir die Autobahnen verstopfen.“
Wertschätzung des Berufsstands soll steigen
Christina Scheib weiß, wovon sie spricht. Vor Kurzem hat sie ihren Job als Verwaltungsfachangestellte am Tölzer Landratsamt gekündigt und arbeitet nun Vollzeit als Lkw-Fahrerin bei der Spedition SGR Logistics in Wolfratshausen. Vorher saß sie nur an den Wochenenden hinterm Steuer eines 40-Tonners – bis der Tölzer Kurier zum Weltfrauentag 2017 darüber berichtete, wie sich die Blondine mit einer Vorliebe für Pink in der Männerdomäne behauptet. Seitdem konnte sie ihre Leidenschaft nach und nach zu ihrem Hauptberuf machen.
Schnell wurde das Fernsehen auf die Trucker-Prinzessin – so Scheibs Spitzname in der Branche – aufmerksam. Sie bekam das Angebot, bei den „Asphalt-Cowboys“ mitzumachen – eine beliebte Serie auf DMAX, die das Leben von Lkw-Fahrern dokumentiert. Eine Viertelmillion Menschen schaltet deutschlandweit im Schnitt ein. Die Folgen werden auch in Österreich, der Schweiz, Polen und Japan ausgestrahlt.
Treffen mit dem Verkehrsminister geplant
Seitdem ist die 34-Jährige nicht nur Branchenkennern ein Begriff. Christina Scheib wurde das Werbegesicht eines bekannten Reifenherstellers – und nun eben zur Botschafterin des BGL. Letzterer vertritt als einer der größten deutschen Logistikverbände rund 7000 Unternehmen.
„In Christina Scheib haben wir die ideale Botschafterin gefunden“, sagt BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Zu den Hauptaufgaben der 34-Jährigen gehört es, einen Stammtisch speziell für Berufskraftfahrerinnen sowie einen Arbeitskreis für Frauen in der Logistik ins Leben zu rufen. Das Problem: Nach Angaben des BGL sind weniger als zwei Prozent der Berufskraftfahrer in Deutschland weiblich. Gleichzeitig werde der Mangel an Lkw-Fahrern immer größer – im Logistiksektor drohten sogar Versorgungs- und Kapazitätsengpässe, laut Scheib übrigens auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Das soll sich ändern.
Angesichts der Nachwuchssorgen hat der BGL eine Imagekampagne mit Andreas Scheuer als Schirmherr gestartet. Demnächst soll sich Scheib mit dem Bundesverkehrsminister treffen und unter anderem mit ihm besprechen, wie man mehr Frauen für die Branche begeistern könnte.
Scheib muss nicht lange überlegen, was die Vorteile als Berufskraftfahrer sind: die vielen Städte und Menschen, die man auf den Fahrten kennenlernt. Bei ihrem Arbeitgeber in Wolfratshausen plant sie „Ladys days“, um andere Frauen anzuwerben. Und sie will in die Schulen und Kindergärten gehen und ihren Beruf vorstellen. Damit die Wertschätzung in der Gesellschaft steigt. „Und damit die Kinder wissen, woher die Banane in ihrer Brotzeitdose eigentlich kommt.“
Zur Quelle dieses Artikels und anderen großartigen Artikeln klick hier