Wer lebt schon gern auf der Straße? Berufskraftfahrer zum Beispiel. Sie versprechen sich Freiheit und Abenteuer von ihrer Tätigkeit. Weit weg von zu Hause tragen sie hohe Verantwortung für ihren Lkw und die wertvolle Ladung. Leidenschaft gehöre zu jeder Arbeit dazu, sagt Bernhard Murrmann. Der Kulmbacher Logistikdienstleister hat viele Beschäftigte, die ihre Arbeit in der Fahrerkabine lieben und niemals gegen einen Bürojob eintauschen würden
Wie überall im Leben gibt es auch in der Transportbranche Schattenseiten. „Wer in Deutschland Lastwagen fahren will, muss strenge Auflagen erfüllen“, berichtet der Geschäftsführer der Murrmann-GmbH. „Und der Verkehr auf den Straßen wird immer mehr.“ Die Zeiten werden nicht einfacher – nicht für die Arbeitgeber und nicht für ihre Beschäftigten. Die Personalsituation verschlechtert sich sogar rapide, sagt Elisabeth Schmidt-Hofmann.
Die Speditionsunternehmerin aus Rugendorf ist auf der Suche nach Fahrern. Viele der älteren Arbeitskräfte gehen in den Ruhestand. Und der Nachwuchs ist rar. „Das liegt zum einen daran, dass der Führerschein ziemlich teuer ist“, sagt die Firmenchefin. „Das schreckt viele ab.“ Das größte Problem sei aber die demografische Entwicklung hin zu einer älter werdenden Gesellschaft, in der einfach die jungen Leute fehlen.
Ordentlicher Festlohn
Die Spedition Schmidt-Hofmann transportiert vorwiegend Güter aus den Bereichen Getränke, Futtermittel und Fertigbau. Die Fahrer brauchen Kenntnisse und Fähigkeiten, die weit über den Umgang mit dem Lastwagen hinausgehen. Dass sie Deutsch sprechen, sei eine Grundvoraussetzung. „Wir bieten einen ordentlichen Festlohn und zusätzliche Sozialleistungen“, sagt die Geschäftsführerin.
Kraftfahrer für den internationalen Fernverkehr sucht die Firma Log-In aus Neuenmarkt. Die Emons-Spedition würde in ihrer Niederlassung in Himmelkron ebenfalls gerne neues Personal einstellen. Die Sparte Transport und Logistik wird in Deutschland auch im kommenden Jahr wachsen, teilt das Unternehmen mit.
Ansprüche sind hoch
Vor diesem Hintergrund nehme der Bedarf an Mitarbeitern zu. Neben Kaufleuten und Informatikkaufleuten sucht Emons in Himmelkron auch Fachlageristen und Fachkräfte für Lagerlogistik sowie Berufskraftfahrer. Tagelang auf Achse sein, die Route planen, Ladung sichern, das Fahrzeug richtig be- und entladen und manchmal kleine Reparaturen erledigen – wer einen Lkw fährt, muss viele Dinge können.
Und weil die Ansprüche hoch sind und der Beruf vielschichtiger geworden ist, braucht es Profis. In Zeiten des Fachkräftemangels sind diese schwer zu bekommen. Die Firma Murrmann geht deshalb in die Offensive. „Wir sind permanent auf der Suche, um neue Leute zu rekrutieren. Viele langjährige Mitarbeiter haben ihren Ruhestand angetreten“, sagt Bernhard Murrmann.
„Unsere Mitarbeiterzufriedenheit ist hoch“, sagt der Unternehmer. Das hätten Befragungen bestätigt. Dass die Logistik ein wichtiger Faktor in der Wirtschaft bleibt, verleiht Selbstvertrauen. „Ohne uns geht nichts“, sagt Murrmann. Trotzdem blicken die Transportunternehmen aus dem Landkreis mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2018.
Sozialdumping durch Fahrer aus dem Osten
Auch die Kulmbacher Spedition Schott spricht von akuter Personalnot. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel hat das Unternehmen kürzlich besucht. Dabei kam zur Sprache, dass rund 30 Prozent aller deutschen Lkw-Fahrer in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden, teilt der CSU-Politiker mit. Zudem mache der erhebliche Preisverfall – ausgelöst durch Billig-Konkurrenz aus Osteuropa – den hiesigen Firmen zu schaffen.
Deutsche Spediteure haben mittlerweile einen Anteil von weniger als 60 Prozent am gesamten Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen und die Tendenz sei weiter fallend, erklärte Harald Rhein, Geschäftsführer der Spedition Schott. Deshalb sei eine konsequente Anwendung der deutschen Sozialstandards, beispielsweise der Mindestlohn, aus Sicht des deutschen Transportgewerbes wünschenswert.