So erlebt ein Busfahrer im Herzogtum Lauenburg die Corona-Zeit

Egal, wie hoch die Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Wochen waren: Die Busse im Herzogtum Lauenburg sind weitestgehend normal gefahren. Henrick Schwarz ist einer der Busfahrer, die sich auch in der Pandemie für ihre Fahrgäste hinter das Steuer setzen.

Ratzeburg

Dienstagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Der Bus der Linie 8502 fährt am Ratzeburger Bahnhof ein, sechs Fahrgäste steigen ein. Wer seit einem Jahr den Corona-Abstand von 1,5 Metern gewohnt ist, dem kann der Bus damit schon relativ voll vorkommen. Doch Henrick Schwarz weiß, wie voll es auf dieser Linie vor der Pandemie manchmal war. Das liege auch daran, dass die Busse nach normalem Plan weiterfahren, obwohl deutlich weniger Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Manche seiner Stammkunden habe er inzwischen seit Monaten nicht mehr gesehen.

Im Kreis Herzogtum Lauenburg ist der Präsenzunterricht an den Schulen mit Ausnahme der Notbetreuung und der Abschlussklassen ausgesetzt – also fahren morgens quasi keine Schüler mehr Bus. Viele Berufstätige arbeiten von zu Hause oder sind auf das Auto umgestiegen. Zeitweise waren nur noch 30 Prozent der Fahrgäste mit den Ratzeburg-Möllner Verkehrsbetrieben (RMVB) unterwegs. Das fällt Henrick Schwarz immer besonders auf, wenn er über die A 24 fährt: „Dort sind jetzt deutlich mehr Pkw als vor der Pandemie unterwegs“, berichtet der Busfahrer.

Keine Diskussionen mit Fahrgästen über Maskenpflicht

Henrick Schwarz kann seinen Job nicht von zu Hause ausüben. Er ist jeden Tag darauf angewiesen, dass sich seine Fahrgäste verantwortungsvoll verhalten – Maske tragen, Abstand halten und zu Hause bleiben, wenn sie sich krank fühlen. Bisher wurde er nicht enttäuscht: „Dass wir unsere Kunden daran erinnern, eine Maske zu tragen, war nur kurz nach der Einführung der Maskenpflicht nötig“, erinnert sich der 31-Jährige. Inzwischen sei das eine Selbstverständlichkeit. Auch im Kollegium der RMVB habe es bisher keinen Corona-Fall gegeben. Frische FFP2-Masken und Desinfektionsmittel stünden in den Betriebshöfen zur Verfügung, zweimal pro Woche wird getestet.

Allan Wöhner (24) hat keine Angst, sich im Bus mit Corona anzustecken: „Da vertraue ich auf meine Mitmenschen.“

Allan Wöhner (24) hat keine Angst, sich im Bus mit Corona anzustecken: „Da vertraue ich auf meine Mitmenschen.“ Quelle: Sophie Schade

Wie sieht es bei den Fahrgästen aus? Haben sie Sorge, sich auf einer Busfahrt mit dem Coronavirus anzustecken? Zu den Stammgästen, die nach wie vor auf der Linie 8502 unterwegs sind, zählen Yasmin Brumm und ihre Tochter Sophia. Die Achtjährige sitzt im Rollstuhl und muss regelmäßig für Untersuchungen nach Lübeck. Yasmin Brumm hat keinen Führerschein, die beiden sind also auf die Busverbindung in die Hansestadt angewiesen. Wie viel Übung die beiden dabei bereits haben, lässt sich beim Einsteigen beobachten: Der Bus muss nur dicht genug an den Bordstein fahren, dann funktioniert das auch ohne Rampe.

„Lehne es ab, ein Auto zu haben“

Allan Wöhner ist am Dienstagmorgen mit der Linie 8502 vom Ratzeburger Bahnhof aus auf dem Weg zur Arbeit. „Ich lehne es ab, ein zu Auto haben. Man kommt auch anders gut voran“, findet der 24-Jährige. Sorge, sich im Bus mit dem Coronavirus anzustecken, hat er nicht: „Da vertraue ich auf meine Mitmenschen.“ Auch Sandra Wilke ist für ihren Beruf mit dem Bus unterwegs. Die Schulbegleiterin erlebt ihre Mit-Passagiere als sehr rücksichtsvoll und höflich, die allermeisten hielten die Abstände gut ein.

Kontaktflächen werden täglich desinfiziert

Die Kontaktflächen, zum Beispiel Lenkräder oder Haltestangen, werden bei den Fahrzeugen der RMVB-Flotte täglich gründlich gereinigt und desinfiziert. Durch die Maskenpflicht sei es schwieriger geworden, mit den Fahrgästen zu kommunizieren, sagt Henrick Schwarz. Es komme aber trotzdem manchmal vor, dass sich jemand direkt hinter die Fahrerkabine setzt und wenigstens ein paar Worte wechseln möchte.

Dass der ÖPNV auch bei steigenden Infektionszahlen aufrechterhalten wird, sei zumindest im Stadtverkehr immer klar gewesen. Busfahrer Henrick Schwarz hat die große Hoffnung, dass irgendwann wieder so viele Menschen Bus und Bahn nutzen wie vor der Corona-Pandemie. Und man möchte sich kaum ausmalen, was passieren würde, wenn es doch der Fall wäre, wenn im Herzogtum Lauenburg keine Busse mehr fahren würden: Wie käme dann zum Beispiel die Krankenschwester, die kein Auto hat, zur Arbeit, wo sie Corona-Patienten auf der Intensivstation versorgen muss?

Quelle