Ford hat ein neuartiges integriertes Wearable entwickelt, das Berufskraftfahrer vor dem Sekundenschlaf beschützen soll.
Unfälle mit Lastkraftwagen gehen oft nicht gut aus. Müde oder gar kurzzeitig einschlafende Lkw-Fahrer sind daher eine große Gefahr – nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer, seien es andere Brummichaufeure, Autofahrer, Fußgänger oder Zweiradfahrer, motorisiert wie unmotorisiert.
Die Technik ist da, aber nicht überall vorhanden
So kommt es allein in den USA jedes Jahr zu 4000 tödlichen Zusammenstößen mit Frachttransportern, wovon laut Angaben des amerikanischen Verkehrsministeriums ein Drittel auf Sekundenschlaf oder Müdigkeit zurückgeht. Entsprechend wichtig sind in den vergangenen Jahren passive und aktive Sicherheitssysteme auch in Fahrzeugen für den kommerziellen Transport geworden. Wie im Pkw sollen sie helfen, Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzumildern.
Das Problem: Zwar gibt es mittlerweile im Fahrzeug fest eingebaute Assistenzsysteme, die Sekundenschlaf erkennen können, doch sind diese teuer und bei Weitem nicht in jedem neuen Truck verbaut. Insbesondere in den ärmeren Weltregionen wie der Dritten Welt wird die Technik selten verbaut, schon weil sie relativ aufwendig und komplex ist.
Minirechner mit Technik aus dem Smartphone
Die brasilianische Niederlassung des Auto- und Lkw-Konzerns Ford will das Problem nun mit einer externen Lösung angehen: einem smarten Wearable mit spezifisch angepasster Digitaltechnik. Dabei handelt es sich um eine Schirmmütze namens „SafeCap“. Die Kopfbedeckung enthält einen Minirechner sowie Sensorik wie Beschleunigungsmesser und Gyroskop, die gemeinsam feststellen können, wenn der Träger einzunicken droht – etwa, wenn der Kopf nicht mehr stabil nach vorne schaut, sondern zur Seite wegkippt.
Ist die Ermüdung oder das Einnicken erkannt, warnt das System mit Geräuschen, Lichtsignalen und Vibrationen – dafür ist auch ein kleiner entsprechender Motor verbaut, wie man ihn aus Smartphones kennt. Die gesamte Elektronik passt in das Innenfutter einer regulären Trucker-Cap – samt Akku.
Vom Marketingmittel zum echten Produkt
Noch ist unklar, ob die SafeCap auch wirklich in den Handel kommt. Verfügbar sind bislang nur Prototypen. Das Projekt entstand im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der brasilianischen Kreativagentur GTB und war anfangs ein Marketingmittel, um zum 60. Geburtstag der Ford-Produktion in Brasilien Aufmerksamkeit zu erzielen. Allerdings wurden Ford und GTB laut eigenen Angaben nach der offiziellen Vorstellung auf einer Nutzfahrzeugmesse derart mit Anfragen überflutet – nicht nur aus Brasilien, sondern aus der ganzen Welt –, dass sie die SafeCap nun kommerzialisieren wollen. Der Markt ist definitiv vorhanden: Preiswerter als festverbaute Systeme soll die SafeCap in jedem Fall werden.
Der Verkaufschef von Ford in Brasilien, Oswaldo Ramos, sagte dazu im Herbst, nach Tests in seinem Land solle es die Technik definitiv auch anderswo geben. „Wir sind dabei, das Projekt zu skalieren“, meinte er gegenüber US-Medien. Alle Ideen aus anderen Ländern seien willkommen