WIEN. 7000 Euro pro Person hat eine Schlepperbande von Flüchtlingen aus Afghanistan, dem Irak, Pakistan und Syrien für eine Reise in die EU, vor allem nach Österreich und Deutschland, verlangt.
Laut Vincenz Kriegs-Au vom Bundeskriminalamt (BK) waren die Zielländer vor allem Österreich und Deutschland. Ermittler aus vier Ländern haben die Gruppe zerschlagen, die nicht davor zurückscheute, mehr als 100 Personen, darunter 42 Kinder, in einen Lkw zu pferchen.
Insgesamt soll die Bande mindestens 180 Migranten in die EU geschmuggelt haben, hieß es in einer Europol-Aussendung am Dienstag. Die Tour führte über Bulgarien, Rumänien und Slowenien nach Österreich. Die Erhebungen von Kriminalisten dieser vier Staaten nahmen im April des Vorjahres ihren Lauf. Damals wurde ein Transport mit 111 Migranten, darunter 42 Kinder, an der rumänisch-ungarischen Grenze in Nadlac gestoppt.
Verdächtiger in Steiermark festgenommen
Unter koordinativer und operativer Beteiligung des BK schlugen die Behörden am Montag zu. In der Steiermark wurde ein Verdächtiger festgenommen, der in der Hierarchie der Organisation an höherer Stelle anzusiedeln ist, betonte Kriegs-Au. Bei der Aktion unterstützte das Landeskriminalamt Steiermark das BK. In Wien kam es zu fünf Hausdurchsuchungen, es wurden Bargeld, Dokumente, Mobiltelefone und Telefonwertkarten sichergestellt.
Insgesamt wurden bei dem Schlag zehn Personen festgenommen, acht davon in Rumänien, wo es zu 19 Hausdurchsuchungen kam. Kopf der Gruppierung war laut Europol ein Pakistani. Seit Juli 2016 sollen die Täter Flüchtlinge in Autos, Vans und Lkw über die Balkanroute in das Unionsgebiet gebracht haben. „Wir gehen von weit mehr als 180 Geschleppten aus, die wir bisher nachweisen konnten“, sagte Kriegs-Au. „Angesichts der skrupellosen Vorgangsweise der Bande kann man sagen, dass mit ihrer Zerschlagung Schlimmes verhindert wurde.“
Gut organisierte Schlepper
Europol zufolge waren die Schlepper gut organisiert. Jedes Mitglied hatte demnach seine ganz spezifische Aufgabe: vom Finden der Flüchtlinge in Lagern und Asylzentren über die Organisation von Zwischenquartieren und dem Transport in grenznahe Regionen bis zur Rekrutierung von Fahrern und der Bereitstellung von Fahrzeugen für die eigentliche Schleppung. Der europäischen Polizeiagentur zufolge wurden heuer bereits 21 illegale Grenzübertritte gestoppt. Im Schnitt wurden dabei jeweils 17 Flüchtlinge gefunden.