Ein unbefristeter Streik von Tanklastwagenfahrern führt in Portugal zum Energienotstand. Zum Start der Osterreisewelle werden Benzin und Diesel knapp. Die Folgen könnten sich noch ausweiten.
Von Portugals Norden bis in den Süden bietet sich momentan das gleiche Bild: Autoschlangen von bis zu einem halben Kilometer vor den Tankstellen, die noch Sprit haben. Hunderte sind bereits geschlossen, die meisten in der Region Algarve. Vor allem Diesel ist knapp. Genau der Kraftstoff, den die meisten Autos in Portugal tanken.
Ein Autofahrer aus Lissabon kann es kaum glauben: „Vom Santa-Maria-Krankenhaus bis zur Stadtautobahn – Autos ohne Ende vor den Tankstellen. Die mögen mit ihren Protesten ja recht haben, aber wir leiden darunter.“ Die, das sind die Fahrer der Tankwagen. Sie streiken für mehr Geld. Ihre Gewerkschaft fordert ein Grundgehalt von 1200 Euro im Monat. Im Moment verdienen die Fahrer laut Gewerkschaft nur etwa 700 Euro.
Fahrer beklagen harte Arbeit für wenig Geld
Für das wenige Geld müssen sie hart arbeiten, sagt dieser Fahrer: „Wir haben unmenschliche Arbeitszeiten. Wir fahren fast immer länger als zwölf Stunden. Manchmal 13, 14, je nachdem. Es sind auch schon mal 72 Stunden.“
Nur etwa 800 Fahrer von Gefahrenstofflastwagen sind in einer Gewerkschaft organisiert, und die gibt es auch erst seit etwa einem Jahr. Kein Lastwagen mehr soll im Rahmen der Streiks die Ölraffinerien Portugals anfahren, um Benzin und Diesel zu den Tankstellen zu bringen.
Gewerkschaftschef Francisco São Bento wirft der portugiesischen Regierung vor, sich zu wenig für die Fahrer einzusetzen. Sie nehme auch keine Vermittlerrolle bei Gesprächen mit den Arbeitgebern ein.
Weitere Güter könnten knapp werden
Bento richtet klare Worte in Richtung Fahrer: „Lasst eure Lastwagen stehen, fahrt nicht weiter. Wir bitten um eure Hilfe, zeigt den Behörden, dass Repression nichts bringt, nur Verhandlungen. Ziemlich sicher wird es in einigen Tagen auch kein Essen mehr in den Supermärkten geben.„
Soweit will es Portugals Regierung aber nicht kommen lassen. Sie hat den Energienotstand erklärt. Polizei und der Katastrophenschutz sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Jeder Portugiese, der einen Führerschein für einen Tanklaster besitzt, muss sich bei der Polizei melden. Doch ob die Behörden die Menschen schließlich auch anweisen, Tanklaster zu fahren, ist offen. Bisher galt in Portugal noch nie Energienotstand.
Auswirkungen auf Flugverkehr
Wirtschaftsminister Pedro Siza Vieira appelliert an die Streikenden, dass die Versorgung mit Kraftstoff schnell wieder hergestellt werden müsse: „An den Flughäfen von Lissabon und Faro, die nicht beliefert wurden, sind kritische Limits erreicht bei den Treibstoffreserven für Flugzeuge.“
Eine Maschine von Lissabon nach Faro blieb am Abend bereits am Boden. Die Airline befürchtete, dass das Flugzeug in Faro nicht betankt wird und somit den Rückflug nach Lissabon nicht antreten kann.
Piloten tanken in Spanien
Viele Flüge aus dem Ausland mit Ziel Portugal landeten im spanischen Santiago de Compostela zwischen, um dort aufzutanken und damit sicherzustellen, dass der Rückflug ins Heimatland stattfinden kann. Es kam zu Verzögerungen im Flugbetrieb. Daher ordnete die Regierung an, dass die Fahrer die Flughäfen versorgen müssen: Ein Tanklasterkonvoi machte sich am Abend unter Polizeischutz auf den Weg zum Flughafen Lissabon.
Doch wann die Tankstellen wieder in den Normalbetrieb gehen können, ist bisher unklar.
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