Die Logistikbranche sucht Nachwuchs
Den großen Lkw auf den Straßen hat Björn Schmidt schon als kleiner Junge gerne hinterher geschaut. Heute sind die Last- und Sattelzüge Teil seines Jobs. Der 21-Jährige ist Berufskraftfahrer beim Logistikunternehmen Kühne und Nagel. Am Standort Mainz hat er seine Ausbildung absolviert.
Tagtäglich belädt, lenkt und entlädt er Lkw aller Größen und Längen. Bevor er losfährt, checkt er das Fahrzeug auf Mängel. Ist alles einwandfrei, nimmt er das Transportgut entgegen, kontrolliert die Fracht- und eventuell die Zollpapiere. Ist alles in Ordnung, geht es los. «Toll ist, dass kein Tag wie der andere ist», sagt Schmidt.
Der Mix aus Freiheit, Selbstständigkeit und der Kontakt mit vielen verschiedenen Personen – das reize die Menschen am Beruf, erklärt Frauke Heistermann, Vorstandsmitglied in der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Sie ist Sprecherin der Initiative «Die Wirtschaftsmacher», mit der die Logistikbranche aktuell um Nachwuchs wirbt.
Medikamente in Apotheken, Beton auf der Baustelle, Kraftstoff an Tankstellen oder Lebensmittel im Supermarkt: «Wenn die Logistik einen Tag nicht arbeitet, merkt das jeder», macht Heistermann deutlich.
Berufskraftfahrer sind entweder im Güterverkehr mit dem Lkw oder im Personenverkehr mit dem Bus unterwegs. Sie verbringen den größten Teil des Arbeitstags hinter dem Steuer. Vor Fahrtbeginn planen sie die jeweilige Tour und loten aus, wie sie am schnellsten ans Ziel kommen. «Alles in allem ist man quasi der Manager des Lkw», sagt Azubi Björn Schmidt.
Bewerber um einen Ausbildungsplatz müssen flexibel und belastbar sein. Hohes Verantwortungsbewusstsein ist ein Muss. Das benötigen die Fahrer, wenn es darum geht, Gefahrgut zu transportieren oder Personen sicher von A nach B zu bringen. «Außerdem sollten die Fahrer sportlich sein», ergänzt Frauke Heistermann. Gerade im Nahverkehr gehöre Bewegung dazu.
«Die Technikaffinität der Fahrer wird immer wichtiger», ergänzt Heistermann mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung der Logistikbranche. Die Fahrer müssen den zunehmend mit intelligenten IT-Systemen ausgestatten Lkw bedienen können.
Prof. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) weist auf die digitale Fahrtenschreiber hin, mit denen etwa Ruhe- und Lenkzeiten dokumentiert werden. Die müssen Fahrer ebenso bedienen können wie Geräte im Lkw, mit denen sie etwa die Maut entrichten, sogenannte On Board Units.
Unerlässlich ist die Bereitschaft, auch nachts oder am Wochenende sowie an Feiertagen zu arbeiten – also dann, wenn andere frei haben.
Wer die Welt kennenlernen will, ist als Berufskraftfahrer im Fernverkehr gut aufgehoben. Allerdings ist man dann oft mehrere Tage an einem Stück unterwegs und kommt in der Zeit nicht nach Hause. Diejenigen, die abends regelmäßig heimkehren möchten, können auch im Nahverkehr tätig sein.
Es gibt laut Heistermann auch zunehmend Arbeitgeber, die das anbieten. Schmidt hat diese Option bei Kühne und Nagel. Seine längste Tour bislang 420 Kilometer an einem Tag – «nämlich von Mainz nach Weilerswist, dort leere Gitterboxen für Autoteile geladen, diese nach Dieburg gebracht und dann wieder zurück nach Mainz.»
Die Ausbildung zum Berufskraftfahrer dauert drei Jahre. In dieser Zeit lernen die Auszubildenden die Technik von Lkw und Bussen kennen. Sie erfahren, was bei Sicherheitskontrollen vor Fahrtantritt wichtig ist und wie sie einfache Reparaturen am Fahrzeug selbst durchführen. Ein Teil der Ausbildung findet in einer Kfz-Werkstatt statt. In der Berufsschule steht etwa Englisch auf dem Stundenplan – denn die Fahrt führt oft auch ins Ausland.
«Die größte Herausforderung in der Ausbildung für mich war, den Lkw-Führerschein zu bestehen», erzählt Schmidt. Dabei geht es nicht zuletzt darum, einen 16,50 Meter langen Lastwagen zu lenken und ihn zu rangieren – «das ist alles andere als einfach.» Übrigens: «Bei der Berufskraftfahrer-Ausbildung bekommen Azubis nicht nur den Lkw-, sondern auch den Pkw-Führerschein vom Ausbildungsbetrieb bezahlt», sagt Engelhardt.
Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist unterschiedlich. Engelhardt zufolge gibt es fast 20 verschiedene Tarifgebiete mit unterschiedlichen Tarifverträgen, in vielen Unternehmen gibt es auch gar keinen Tarif. Die Bundesagentur für Arbeit gibt zur Orientierung einen Bruttoverdienst an, der im ersten Lehrjahr zwischen 480 und 935 Euro, im zweiten zwischen 570 und 985 Euro und im dritten zwischen 640 und 1025 Euro brutto monatlich liegt.
Nach der Ausbildung arbeiten Berufskraftfahrer entweder bei Logistikunternehmen oder Speditionen beziehungsweise bei kommunalen Verkehrsbetrieben oder Reisebus-Unternehmen.
Wer weiterkommen will, hat die Möglichkeit, zum Beispiel Meister für Kraftverkehr zu werden. Schmidt schließt nicht aus, mittelfristig ins Fuhrpark-Management zu wechseln. Erst einmal will er als Berufskraftfahrer arbeiten und viel unterwegs sein. Das Beste am Beruf ist auch aus seiner Sicht der Kundenkontakt am Zielort. «Es bereichert, mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun zu haben.»
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