Seit Mitte Oktober setzt der Logistikdienstleister Noerpel eine batterieelektrisch betriebene Sattelzugmaschine des Herstellers Iveco ein.
Mit dem ersten E-Lkw läutet man die Transformation der Flotte zu alternativ angetriebenen Nutzfahrzeugen ein, teilte die Noerpel-Gruppe am Mittwoch, 23. Oktober, mit. Noerpel setzt die E-Sattelzugmaschine täglich im Zwei-Schicht-Betrieb ein: Tagsüber ist das Fahrzeug rund 100 Kilometer im Nahverkehr in der Region Ulm unterwegs und wird anschließend am Standort aufgeladen. Danach bedient der E- Lkw zwei Nachtlinien zwischen Ulm und der Region München/Augsburg. Die Gesamtstrecke der Nachtlinie umfasst rund 400 Kilometer.
Der rein elektrische Iveco S-eWAY mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen hat eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern. „Insbesondere die große Reichweite des Fahrzeugs gab den Ausschlag für unsere Entscheidung“, sagte Michael Wittmann, strategischer Einkäufer in der Noerpel-Gruppe. „Wir freuen uns sehr, erstmals einen E-Lkw im regulären Praxisbetrieb einsetzen zu können“, fügte Viktoria Wessel, Bereichsleitung Nachhaltigkeit in der Noerpel-Gruppe, hinzu. „Dies ist ein wichtiger Baustein auf unserem Weg zur Klimaneutralität bis spätestens 2050.“
Geladen wird der Lkw am Hauptsitz in Ulm, hier bezieht die Noerpel-Gruppe – wie am Großteil der insgesamt 28 Unternehmensstandorte – zu 100 Prozent Naturstrom. Für den E-Lkw steht eine 400-Kilowatt-Ladesäule zur Verfügung.
Elektrisch betriebene Hofrangierfahrzeuge
Parallel zum Start des E-Lkw nehmen auch elektrisch betriebene Hofrangierfahrzeuge bei Noerpel den betrieb auf. Dafür installiert das Unternehmen die notwendige Infrastruktur. Die Rangierfahrzeuge sind für das Umsetzen von Wechselbrücken und Aufliegern in der Hoflogistik unverzichtbar. Damit diese schnell geladen werden können, nimmt Noerpel im November eine 200-Kilowatt-Säule inklusive neuem Trafo in Betrieb. „In der Hoflogistik haben wir bereits im Praxistest gute Erfahrungen mit den ‚E-Wieseln‘ gemacht, sie sind angenehm leise und eben emissionsfrei“, so Viktoria Wessel. Im Oktober stellt Noerpel zwei neue E-Rangierfahrzeuge in den Dienst, eines in Ulm und eines in Langenhagen bei Hannover.
Das Gesamtprojekt – Anschaffung der E-Fahrzeuge sowie der Ladeinfrastruktur – wird im Rahmen der Richtlinie über die Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur (KsNI) mit rund 750.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
Test eines Wasserstoff-Lkw
Unabhängig von dem nun eingesetzten E-Lkw, prüfe man auch andere alternative Antriebe für seine Nutzfahrzeuge, erklärte Noerpel. So testete das Unternehmen am Standort Heidenheim einen mit Wasserstoff betriebenen 18-Tonner, der innerhalb von zehn Minuten betankt und fahrbereit ist. Die Testphase führte Noerpel gemeinsam mit dem Miet-Lkw-Anbieter Hylane durch.
„Wir sind offen für die rasante technologische Entwicklung, gerade im Bereich alternative Antriebe tut sich ja wirklich viel“, sagte Judith Noerpel-Schneider, Vorständin in der Noerpel-Gruppe. „Die Investitionen für eine vollständige Umstellung sind natürlich immens. Deshalb gehen wir schrittweise vor, nutzen Erfahrungen, um fundierte Entscheidungen über Investitionen zu treffen. Denn die Wirtschaftlichkeit ist aufgrund der hohen Anschaffungskosten – für die Fahrzeuge selbst, aber auch für die Umstellung der Infrastruktur an den Standorten – eine echte Herausforderung.“