NFL auf Reisen: Logistik-Wahnsinn für das große Spiel

Wenn die NFL auf Reisen geht, dann ist ein echter Schwertransport unterwegs. Zwei große Football-Teams und tonnenschweres Equipment wurden jetzt für nur ein Spiel über 8.500 Kilometer von den USA nach München geflogen.

Allein die Seattle Seahawks bringen es auf rund 30 Tonnen Gewicht. Mit den Spielern, Trainern und Managern reisen insgesamt rund 140 Menschen nach München. Dazu kommt die Ausrüstung: Sie reicht von der Schutzkleidung bis hin zu den maßgefertigten Wärmehandschuhen von Spielmacher Geno Smith. Mitgebracht wird auch die Verpflegung und weiteres Gepäck. Und das ist nur der Aufwand eines Teams für ein einziges Spiel.

Die NFL breitet sich in München aus

Das aber hat es in sich. Ganze drei Millionen Tickets hätten für die NFL-Begegnung wohl verkauft werden können. Fans aus ganz Europa sind in München, das Hofbräuhaus wurde zum NFL-Pub und ein Football-Erlebnispark in der Innenstadt lud zum Mitmachen ein. Auch der NFL-Chef Roger Goodell kam in die Stadt sowie die beiden deutschen NFL-Botschafter und Ex-Profis Markus Kuhn und Sebastian Vollmer. Die erklären, wohin es in Sachen NFL in der Zukunft gehen soll: „Der nächste Markt ist Deutschland, Deutschland ist der schnellst wachsende Markt. Generell ist das, wo der nächste große Aufschwung herkommt. Wir sehen das an den Schulen, an Teams, an Merchandise.“

Eine Reise für ein Spiel – und die Frage nach der Nachhaltigkeit

Wenn sich die NFL dafür mit einem Riesenaufwand ausgerechnet in Zeiten der Klima- und Energiekrise auf die Reise nach Deutschland macht, bekommt das Ganze durchaus einen Beigeschmack. Nachhaltig ist das nicht. Das seien sportliche Großevents in der Tat nicht, „weil es verschiedene Produktions- und Logistikkosten gibt, Kamera und Digitalisierungstechnik und weil natürlich auch die Zuschauer für enorme Müllmengen sorgen“, erklärt der Sportökonom und Kommunikationswissenschaftler Christoph Bertling von der Sporthochschule Köln.

Bandwagon-Effekt für die frühere Nischensportart Football

Zugleich gibt Bertling zu bedenken, dass die NFL noch vor Kurzem „in Deutschland erstmal ein Nischenprodukt war“. Deshalb müssten halt „erst Anreize geschaffen werden“. Dafür brauche es jetzt „ein Produkt, das einen Bandwagon-Effekt (Anm. der Red.: Mitläufereffekt) hat, so dass jeder in die Strömung reingezogen wird“, sagt der Sportökonom. Dementsprechend würde die NFL „mit Pauken und Trompeten und dem ganzen Orchester auftreten“, um sich Gehör zu verschaffen.

Zukunftsprojekt europäische NFL-Division

Das passt dann wieder zu den Überlegungen, in Zukunft vielleicht irgendwann sogar eine eigene europäische Division mit vier dort beheimateten Teams aufzumachen. Doch jetzt findet erstmal das Spiel in München statt. Im nächsten Jahr soll es in Frankfurt ausgetragen werden. Bis dahin geht’s aber dann erst einmal wieder zurück in die USA – mit dem tonnenschweren Gepäck.

260 Polizeibeamte im Einsatz

Zu dem NFL-Spiel sind in München auch 260 Polizeibeamte im Einsatz. Die Größenordnung des Polizeieinsatzes entspreche damit im Großen und Ganzen der bei einem Heimspiel des FC Bayern München, so ein Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums. Von den Einsatzkräften werden neben dem Spiel in der Allianz Arena auch das Public-Viewing im Audi-Dome sowie die Fanzusammenkünfte in der Münchner Innenstadt betreut.

Polizei warnt vor Kauf von Schwarzmarkt-Tickets

Die Polizei warnte im Vorfeld davor, ohne Tickets zur Allianz Arena zu fahren. Nachdem die Eintrittskarten personalisiert seien und auch entsprechende Kontrollen durchgeführt würden, riskiere man außerdem, beim Kauf von Schwarzmarkt-Karten nicht ins Stadion eingelassen zu werden, so die Polizei.

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