Parken wird für Laster zwischen Bautzen und Dresden immer schwieriger. Die Politik reagiert. Aber deckt das den Bedarf?
Bautzen. Jeden Abend wird an der Autobahn zwischen Dresden, Bautzen und Görlitz Lotto gespielt. Unfreiwillig. Und das „Spiel“ für die Lkw-Fahrer heißt: 1 aus 378.
Denn so viele Laster-Stellplätze gibt es entlang der Strecke; dramatisch zu wenige. Was dann allabendlich zu gefährlicher wilder Parkerei in den Einfahrten zu den Raststätten führt. Und auch auf dem Standstreifen der Autobahn versuchen einige Lasterfahrer immer wieder zu nächtigen. Wie erst Montagabend, als die Parkplätze Richtung Dresden bereits seit dem späten Nachmittag dicht waren. Kurz vor Ottendorf parkte ein Mercedes-Laster deshalb kurzerhand am Autobahnrand; am Parkplatz „Rödertal“ waren es gleich drei Lkw. Die Autobahnpolizei verwies die Fahrer auf die Gewerbegebiete Ohorn und Ottendorf-Okrilla. Die Autobahnpolizei hat hier jedenfalls regelmäßig gut zu tun.
Offen, ob der Bedarf gedeckt wird
Nun ist das nervige Thema auch im Landtag angekommen – obwohl natürlich in erster Linie der Bund für Autobahnen und damit die Lösung des Parkplatzproblems verantwortlich ist. Sachsens Regierungskoalition macht sich für 600 neue Stellplätze an den Autobahnen im Freistaat stark. 124 davon an der A 4 zwischen Dresden-Nord und Bautzen. Wie Marco Henkel, Sprecher des zuständigen sächsischen Wirtschaftsministeriums, auf SZ-Nachfrage erklärt, sollen 50 zusätzliche Plätze auf dem Rastplatz „Am Eichelberg“ bei Ottendorf-Okrilla entstehen, 30 sind am Rastplatz „Rödertal“ geplant und 44 an der Rastanlage „Oberlausitz“ bei Salzenforst. Die Plätze verteilen sich dabei auf jede Seite der Autobahn.
Ob das den Bedarf tatsächlich deckt, ist offen. „Im April wurde bundesweit erneut eine Erhebung zur Lkw-Parksituation an Autobahnen durchgeführt, die derzeit ausgewertet wird“, verweist Marco Henkel darauf, dass es bisher nur Prognosen gibt, die noch aus dem Jahr 2008 stammen. Aber schon aus diesen Zahlen wird deutlich, dass die sachsenweit aktuell 2 500 Stellplätze an den Autobahnen nicht ausreichen – benötigt würden 3 100, so die nun bereits zehn Jahre alten Zahlen. Die demnächst vorliegenden neuen Zahlen dürften diese Tendenz mindestens bestätigen, wohl eher noch um etliches übertreffen. Polizeisprecher Thomas Knaup nannte jüngst alarmierende Fakten: „In den letzten 15 Jahren hat sich der Schwerlastverkehr zwischen Görlitz und Dresden mehr als verdoppelt!“ Die Zahl der Stellplätze hat da nicht mal ansatzweise mithalten können
Chaos auch in Orten an der A 4 spürbar
Das Chaos ist deshalb mitunter auch bereits in den Orten entlang der Autobahn deutlich zu spüren. „Das Thema holt uns ein“, macht sich beispielsweise Maik Förster aus Oberlichtenau Luft. Er sitzt für die CDU im Bautzener Kreistag. „Die Laster parken mittlerweile auch die zahlreichen Gewerbegebiete wie das in Bretnig zu“, ärgerte sich Förster deshalb in der jüngsten Kreistagssitzung – und schlug die Erarbeitung einer Liste mit möglichen Ausweichflächen im Landkreis vor. „Alte Brachen, ungenutzte Sandgruben zum Beispiel, die als Ausweichparkplätze genutzt werden könnten.“ Auch eine entsprechende Arbeitsgruppe im Kreistag könnte sich Maik Förster vorstellen. Der Landkreis habe das Thema auf der Agenda, sieht Landrat Michael Harig (CDU) keinen Sinn in einer zusätzlichen Arbeitsgruppe. Bei regelmäßigen Treffen mit dem Landesamt für Straßenbau, das für die Autobahnen verantwortlich ist, stehe das Parkplatzproblem ohnehin stets oben an. Und nun gibt es noch das positive Signal aus dem Landtag. Läuft alles nach Plan, könnte der Bau der ins Auge gefassten zusätzlichen Stellplätze an den A 4-Rastplätzen zwischen Ottendorf-Okrilla und Bautzen bereits im kommenden Jahr in Angriff genommen werden. Erste Vorentwürfe liegen vor, derzeit laufen die konkreten Planungen, verweist Ministeriumssprecher Marco Henkel auf den aktuellen Vorbereitungsstand.
Bis dahin bleibt es für die genervten Lkw-Fahrer beim allabendlichen Lottospielen. Sie müssen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und damit auch Ruhezeiten einhalten – und deshalb ist ein Stellplatz auf den Rastplätzen links und rechts der A 4 vor allem nachts tatsächlich wie der sprichwörtliche Sechser im Lotto …