Mit einem Großaufgebot an Baumaschinen will die Autobahn GmbH elf Kilometer Strecke in Rekordzeit sanieren. Die Lkw-Kolonne wird minutengenau per GPS gesteuert. Von Aspasia Opitz und Florian Ludwig
Ein Lastwagen nach dem nach dem anderen bewegt sich über die Autobahn 15 zwischen Cottbus und Forst (Spree-Neiße). Die Fahrzeuge sind keine Transit-LKW, die quer durch die Bundesrepublik von und nach Polen fahren. Tatsächlich sollen sie dafür sorgen, dass es hier bald deutlich schneller vorangeht.
Die Autobahn 15 ist auf insgesamt elf Kilometern zur Großbaustelle geworden. Seit dem Frühjahr wird hier die Fahrbahn saniert, Leitplanken ersetzt und auch eine Anschlussstelle erneuert. Betonschutzwände, Entwässerungsleitungen, Autobahnfernmeldekabel, Glatteismeldeanlagen, das alles ist neu. Dafür fährt die Autobahn GmbH, ein Eigenbetrieb des Bundes, der die Fernstraßen betreut, großes Gerät auf – und viel davon.
Betonkrebs-Fahrbahn direkt wiederverwendet
Grund für die Bauarbeiten ist die Alkali-Kieselsäure-Reaktion, auch Betonkrebs genannt. Unter der alten Asphaltdecke befand sich eine Betonfahrbahn. Durch den Betonkrebs hatte diese Risse bekommen. Große Stücke, so die Autobahn GmbH, hätten aus der Fahrbahn brechen und Autos beschädigen können. Der Beton musste weg.
Schon dabei hatte sich die Autobahn GmbH etwas überlegt und auch hier schon auf schweres Gerät gesetzt. Stück für Stück wurde die Fahrbahn herausgebrochen, die Stücke in eine Brecheranlage gegeben und zu Kies zerstoßen. Der ist direkt als Frostschutzschicht wieder eingebaut worden.
Die Autobahn GmbH sparte dadurch Kosten, allein durch den nicht benötigten Diesel für Lkw, die zwischen Kiesgruben und Baustellen pendeln mussten. Nun fahren dafür um so mehr Lkw – genauer gleich 35.
Zwei Fahrspuren gleichzeitig bearbeitet
Vier Asphaltschichten werden auf der „neuen“ A15 nun übereinandergelegt. Die Bedingungen sind auf diesem Abschnitt ideal. Zwei große Asphaltdecken-Fertiger können hier gleichzeitig auf beiden Fahrspuren arbeiten. Die Lkw-Kolonne beliefert die Großmaschinen mit frischem Baumaterial aus zwei Mischwerken.
Die Autobahn GmbH spricht hier von einer „Turbo-Geschwindigkeit“. Die hätte die GmbH gern auf allen Baustellen, sagt Sprecher Ralph Brodel. „Wir können hier zwei wirklich zwei Fahrspuren direkt mit einem Mal machen. Für uns als Autobahn ist es immer wichtig, dass wir die Baustellen so schnell wie möglich fertig bekommen“, so Brodel. So geht es sicher auch den meisten Autofahrern.
70.000 Tonnen heißes Material
Für die vier Asphaltschichten, die aufgetragen werden, sind mehr als 70.000 Tonnen Gemisch notwendig. Auch hier, bei der Verarbeitung des 160 Grad heißen Materials, ist Eile geboten. Die Asphaltmischung geht unmittelbar nach der Ankunft des Lkw in den Beschicker, wird dort noch einmal leicht durchgemischt und kommt dann in den Fertiger.
Sechs Walzen fahren hinterher und sorgen für eine gleichmäßige Fahrbahn. Bitumen, ein klebriges Erdölprodukt, wird als Bindemittel genutzt. Die Fahrbahn wird dadurch wasserundurchlässig.
„Wenn wir gut arbeiten, sollte diese Asphaltstraße 15 bis 20 Jahre halten. Dann wird nur die oberste Schicht erneuert und dann erreichen wir wieder eine lange Lebensdauer“, sagt Thomas Mattuschka von der Autobahn GmbH. Das sei nachhaltig.
Im Zeitplan dank GPS-Steuerung
Damit die Lkw-Flotte mit dem heißen Baumaterial nicht ihrerseits im Stau stecken bleibt, wird die Kolonne minutengenau gesteuert, per GPS. „Das haben wir mittlerweile wirklich auf allen Baustellen“, erklärt Ralph Brodel. Die Fertigung geschieht damit wie an einem Stück.
20.000 Fahrzeuge fahren auf der A15 an jedem Tag in jede Fahrtrichtung. Bald könnten es deutlich mehr sein. Weil auch die Autobahn nach Breslau auf polnischer Seite gebaut wird, könnte sich der Verkehr bald erhöhen – die Fortsetzung der polnischen Autobahn in Deutschland ist die A15.
Der Zeitplan wird laut Autobahn GmbH gehalten – auch dank des Lkw-Balletts. Bis zum Jahresende, also in insgesamt elf Monaten, soll der Streckenabschnitt komplett fertig sein. eben im Rekordtempo.