Logistikengpässe und Fahrermangel
Um für Verbesserungen einzutreten, hat der BGL Ende 2018 im Rahmen einer verbändeübergreifenden Initiative einen Fünf-Punkte-Plan gegen Logistikengpässe und Fahrermangel auf den Weg gebracht sowie eine Imagekampagne gestartet, deren Schirmherr Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist. Zentrales Anliegen des BGL ist es, die Wertschätzung und Attraktivität des Fahrerberufs zu erhöhen, um wieder mehr Kraftfahrer zu gewinnen. Dazu gehört auch, Frauen für den Beruf zu begeistern.
Um die Rolle der Berufskraftfahrer zu stärken, hat die westfälische Nagel-Group im vergangenen Jahr Recruting, Ausbildung und Qualifizierung von Berufskraftfahrern in die eigene Hand genommen und eine Fahrerakademie gegründet. Dort werden sämtliche Belange und Prozesse rund um das Berufsbild des Kraftfahrers gebündelt – von der Gewinnung neuer Mitarbeiter über die Aus- und Weiterbildung bis hin zur Betreuung der eigenen Fahrer sowie der Unternehmerfahrer. Teil der Akademie ist auch eine Fahrschule in Schwerin, die der Lebensmittellogistiker im vergangenen Jahr übernommen hat.
Zudem beschäftigt die Nagel-Group in jedem ihrer Logistikstandorte so genannte Fahrerbetreuer. Einer von Ihnen ist Kai Sauter. Der 43-jährige Speditionskaufmann ist Fahrerbetreuer in der schwäbischen Niederlassung Bad Grönebach. Ein Problem, mit dem sich Sauter immer wieder konfrontiert sieht, ist die Scheu der älteren Fahrer vor der Digitalisierung in der Branche. Die reicht mittlerweile von GPS-gesteuerten Tempomaten, über elektronische Temperatursteuerung des Laderaums bis hin zu automatischen Abstandsreglern und MDE-Geräten für die Erfassung der Ware beim Be- und Entladen. „Viele haben den Smartphone-Hype nicht mitgemacht und Angst davor, bei den Geräten zu versagen. Das schreckt ab,“ weiß Sauter. Es gebe gestandene Mannsbilder, die zugeben, dass ihnen das alles zu kompliziert ist, sagt der Betreuer aus dem Allgäu. Mit der Trucker-Serie „Auf Achse“, die von 1978 bis 1996 in der ARD in 86 Folgen ein abenteuerlich-romantisches Fernfahrerleben zeichnete, hat der Beruf des Kraftfahrers ohnehin nichts mehr zu tun. Sauter: „Manfred Krug und sein Kollege nahmen sich morgens den Schlüssel und einen Lieferschein, stiegen auf den Bock, gaben Gas und fuhren sorgenfrei in den Sonnenaufgang.“
Sauter und seine zwei Dutzend Kollegen in anderen Niederlassungen der Nagel-Group begleiten neue Fahrer bei ihren ersten Touren, geben Tipps für den Umgang mit der modernen Technik, kümmern sich sogar bei seltenen Wünschen wie bei Job- und Tourenwechseln innerhalb des europaweit aufgestellten Logistikers und sind freundschaftliche Ratgeber auch bei privaten Anliegen. Zudem besuchen die Fahrerbetreuer regelmäßig Ausbildungsmessen, oftmals umsonst: „Es gibt genügend Nachfrage nach Ausbildungen als Lager- oder Speditionskaufmann“, sagt Sauter. Aber dass einer kommt und will Lkw-Fahrer werden, das sei eher selten der Fall.
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