Mehr Sicherheit im toten Winkel

Nach mehreren tödlichen Abbiege-Unfälle fordern Experten Konsequenzen. Auch Celler Unternehmen wollen in ihren Fahrzeugen für mehr Sicherheit sorgen.

Celle

Es passiert immer wieder: Jedes Jahr kommen in Deutschland Menschen durch Unfälle mit Lastwagen und Bussen ums Leben oder werden schwer verletzt. Viele Zusammenstöße geschehen beim Abbiegen, wenn sich ein Radfahrer oder Fußgänger im toten Winkel eines Lkw, eines Müllwagens oder eines Busses befindet. Zuletzt ist in Lehrte ein elfjähriges Mädchen gestorben, als es an einer grünen Ampel eine Straße überqueren wollte – der Fahrer eines Müllautos hatte sie übersehen. Vor diesem Hintergrund haben sich die Experten beim Verkehrsgerichtstag in Goslar für den Einbau von Abbiege-Assistenten in allen neuen Bussen und Lastwagen ausgesprochen. Auch Unternehmen im Landkreis Celle wollen nun nachrüsten.

CeBus: Nachträgliche Ausstattung möglich?

„Bislang haben wir in keinem unserer Busse einen Abbiege-Assistenten verbaut“, sagt Stefan Koschick, Geschäftsführer des Celler Verkehrsbetriebes CeBus, auf CZ-Anfrage. Abbiegeunfälle hätten sich im vergangenen Jahr nicht ereignet. Aufgrund der verglasten Türen hätten die Busfahrer ein besseres Sichtfeld als Lkw-Fahrer. Dennoch will die CeBus weiter an der Sicherheit arbeiten: „Wir wollen bei den Herstellern abfragen, ob eine nachträgliche Ausstattung unserer Busse möglich ist und was diese kosten würde“, so Koschick. Ebenfalls will das Unternehmen in Erfahrung bringen, ob und wenn ja zu welchem Preis die Hersteller einen Abbiege-Assistenten bei Neufahrzeugen einbauen. Zudem will sich die CeBus um mögliche Förderungen kümmern.

Müllwagen mit neuester Technik bestellt

Etwas weiter ist man schon beim Zweckverband Abfallwirtschaft (ZA) Celle. Nach Angaben von Geschäftsführer Tobias Woeste ist ein Fahrzeug bereits mit einem Video-Abbiege-System direkt vom Hersteller ausgestattet. Zwei weitere Müllwagen, die schon bestellt worden seien, verfügten ebenfalls über diese Technik. „Das 150-Grad-Kamerasystem wird seitlich an dem Lkw angebracht und erleichtert dem Fahrer den Einblick in die schwer einsehbaren Bereiche neben dem Fahrzeug“, erklärt Woeste. Bei einer Nachrüstung lägen die Kosten bei etwa 3000 Euro, rund die Hälfte würden bei einer Werksausstattung fällig.

„Bester Schutz ist der Mensch“

„Der beste Schutz aus unserer Sicht ist jedoch der Mensch“, so Woeste. „Die Kollegen auf dem Beifahrersitz sind die größte Hilfe für den Fahrer, da sie die rechte Seite des Fahrzeugs gut im Blick haben und den Fahrer gegebenenfalls warnen können.“ Zudem gebe es regelmäßige Schulungen. Bei einem Fahrsicherheitstraining sei ein Parcours speziell zu toten Winkeln aufgebaut worden, erläutert der ZA-Geschäftsführer.

Neue Lkw gegen alte eintauschen

Auch die Celler Speditionen befassen sich derzeit intensiv mit dem Thema. Die Firma Buhr Logistik aus Huxahl bekommt nach Angaben von Geschäftsführer Walter Christoph Buhr Mitte des Jahres 17 neue Lkw, die alte Fahrzeuge ersetzen würden. Abbiege- und Bremsassistenten würden darin gekoppelt. „Durch den Abbiege-Assistenten werden auch stehende Objekte erkannt“, sagt Buhr. Er rechnet mit Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro pro Fahrzeug. Bislang habe es noch kein vernünftiges System gegeben, das die Fahrer in gefährlichen Situationen warnt.

„Wir sind dran an dem Thema“, sagt auch Marina Schindler, Geschäftsführerin bei Amelung Transporte in Celle. Bislang vertraut sie aber vor allem auf die Umsicht und Erfahrung ihrer Fahrer.

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