Bei präventiven Alkoholkontrollen auf Rastplätzen werden Brummi-Piloten mit Werten bis zu 4,32 Promille erwischt.
MANNHEIM/WALLDORF – Sonntagabend auf der Rastanlage Kraichgau-Süd: Ein kalter, trostloser Ort, der jedes Wochenende für Lastwagenfahrer zur todlangweiligen Absteige wird. Hunderte vertrödeln hier oder auf den benachbarten Parkplätzen am Hockenheimring und Hardtwald ihr freies Wochenende. Erst um 22 Uhr ist die gesetzliche Ruhezeit vorbei. Eine lange Zeit. Aus Langeweile lassen sich deshalb immer mehr Trucker – besonders aus Osteuropa – in der Zwangspause bei Saufgelagen mit Leidensgenossen regelrecht voll laufen. Bei präventiven Alkoholkontrollen hat das Verkehrskommissariat Walldorf kurz vor Ende des Sonntagsfahrverbotes jetzt 438 Berufsfahrer ins Röhrchen blasen lassen. Die gemessenen Promillewerte sind beängstigend.
Polizei hofft auf abschreckende Wirkung
Der junge Bulgare schaut verdutzt auf die drei Polizisten vor seinem Führerhaus. „Ich habe doch nur Bier getrunken, das ist doch kein Alkohol“, erklärt er achselzuckend. Der Test besagt anderes: über 1,7 Promille. Er will gerade mit rund 20 Tonnen hochgefährlichem Butanol auf Achse. „Geht nicht“, verkünden die Ordnungshüter und beschlagnahmen Führerschein, Fahrzeugpapier und Frachtdokument. Der Brummi bleibt solange stehen, bis der Schluckspecht wieder nüchtern ist. Eine Nachkontrolle am gestrigen Montagmorgen gibt schließlich den Weg frei. „Bis zum nächsten Mal“, denken sich einige Beamte bei der Abfahrt.
Doch dieser Fall aus dem Polizeibericht der konzertierten Aktion in drei Bundesländern wird noch getoppt. Bei der nächtlichen Alkoholprüfung, die zeitgleich im Mannheimer Hafengebiet über die Bühne geht, wird der bisherige „Rekord“ eines tschechischen Brummi-Piloten von 3,5 Promille überboten. Ein Rumäne bringt es auf den unverantwortlichen Wert von 4,32 Promille. Und das gerade einmal zwei Stunden vor Ende des Fahrverbots. Am Rastplatz Hardtwald-West beißen die Kontrolleure bei einem Bulgaren zunächst auf Granit. Er bringt es auf knapp ein Promille Alkohol. Doch nach dem Test verbarrikadiert er sich seinem Führerhaus. Da die Gefahr besteht, dass er trotzdem losfährt, greift die Polizei zu einem probaten Mittel: eine Wegfahrsperre um die Räder sorgt für die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer. Am frühen Montagmorgen zeigt sich der Uneinsichtige nicht nur reumütig, sondern auch wieder nüchtern. Nach zwei Stunden nächtlicher Arbeit registriert Alexander Ulmer, der leitende Polizeioberrat des Verkehrskommissariats Walldorf: 36 Fahrer stehen unter Alkoholeinfluss von mindestens 0,5 Promille, 16 mit Alkoholwerten von über einer Promille. „Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem nicht irgendwo ein alkoholisierter Fahrer aus Osteuropa erwischt wird“, weiß Ulmer.
Bestraft werden können die Ertappten allerdings nicht. Wer noch kontrolliert wird, bevor er den Zündschlüssel umdreht, begeht laut Gesetz auch keine Straftat, nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Von der Aktion erhofft sich die Polizei dennoch Wirkung. „Vielleicht lassen erwischte Fahrer künftig während der Sonntagsruhe doch ihre Finger vom Alkohol“, wünscht sich Ulmer. Und verspricht, dass die Kontrollmaßnahmen des Mannheimer Polizeipräsidiums auch in den kommenden Monaten konsequent fortgesetzt werden.
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