In der Lausitz suchen Logistiker zunehmend Lkw-Fahrer, weil die in Ruhestand gehenden Berufskraftfahrer bei weitem nicht durch Nachwuchs ersetzt werden. Auch der Blick nach Polen verspricht kaum Abhilfe, weil dort landesweit zurzeit auch 10 500 Truckerfahrer fehlen.
Darauf verweist der Logistik-Experte Lars Bosse im RUNDSCHAU-Interview. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer der Außenhandelskammer in Warschau referiert am Mittwoch (17. Januar) bei der IHK Cottbus zum Thema „Wer fährt die Trucks von morgen“.Als Gründe für die Misere führt Bosse an, dass nach seiner Einschätzung „viele junge Leute fehlen, die einen Lkw-Führerschein über den Wehrdienst gemacht haben“. Die Branche habe über Jahre das Glück gehabt, dass sie ausgebildete Leute relativ günstig auf dem Markt bekommen hat. Immerhin koste der Lkw-Fahrschein rund 10 000 Euro. „Ich will keine Schelte betreiben“, sagt er im RUNDSCHAU-Interview, „aber eine gewisse Unbedarftheit hat es da schon gegeben“.
Der Geschäftsführer der in Leipzig ansässigen LBC management Support macht zudem klar, „dass der Gesamtbedarf an Transportleistungen deutlich gestiegen ist“. Vor Jahren sei immer das Gerücht umgegangen, dass etwa ein Drittel der Lkw leer seien. „Das ist nicht mehr der Fall. Vielmehr hat der Transportbedarf nicht nur durch die Internetbestellungen massiv zugenommen“ betont Bosse. „Das heißt: Während es immer weniger Truckerfahrer gibt, ist der Bedarf deutlich gestiegen.“
Diese Entwicklung bestätigt auch der Vorsitzende des Verkehrsausschusses der IHK Cottbus Gerd Schmidt. Der Engpass bei Berufskraftfahrern mache sich im Güter- wie im Personentransportverkehr bemerkbar. „Außerdem suchen wir in der Lausitz Taxifahrer und Fahrlehrer“, sagt der Transport-Unternehmer aus Lauchhammer.
Deutschlandweit gibt es rund 1,5 Millionen Lkw-Fahrer. Nach Angaben des Bundesamtes für Güterverkehr hat der Ausländeranteil mit 15,5 Prozent im Jahre 2016 einen neuen Höchstwert erreicht. Dennoch wird der Fahrermangel den Angaben zufolge zum zentralen Problem der Logistikbranche. Denn von jährlich 50 000 Fahrern, die in den Ruhestand gehen, werden nur 10 000 durch Neuanfänger ersetzt.