Logistik-Branche droht Krise – zu wenig Lkw-Fahrer

Schleswig-Holstein droht ein Fachkräftemangel in der Logistik-Branche. Allein die Arbeitsagentur Nord meldet derzeit knapp 500 offene Stellen für Lastwagenfahrer. Der Logistikverband spricht von bis zu 2.000 fehlenden Fahrern landesweit.

Die Industrie- und Handelskammer Lübeck sieht einen dramatischen Fachkräftemangel in Schleswig-Holstein. Nach Angaben des Unternehmensverbandes Logistik in Schleswig-Holstein könnten hierzulande in etwa fünf Jahren britische Verhältnisse drohen. Der Grund: Lkw-Fahrer bekommen für ihren stressigen Job vergleichsweise wenig. Etwa 2.000 Euro brutto verdient ein Berufsanfänger. Mehr könne oft nicht bezahlt werden, weil die Preise für den Warentransport in letzter Zeit kaum gestiegen seien, heißt es aus Branchenkreisen.

Transportvolumen steigt kontinuierlich

Auch die Logistikfirma Voigt Logistik in Neumünster ist betroffen. 120 Lkw-Fahrer arbeiten hier, eigentlich müssten es zehn mehr sein, um auch mal Krankheitsfälle abdecken zu können. Und: Allein in den kommenden fünf Jahren gehen 23 Fahrer in Rente. Auch beim Nachwuchs sieht es eher mittelmäßig aus. Vier Plätze für Auszubildende hätte der Betrieb gehabt, einstellen konnte er aber nur zwei. „Hinzu kommt natürlich der Bedarf, den wir zusätzlich haben, weil das Unternehmen wächst“, erklärt Holger Matzen von Voigt Logistik. Durch die florierende Wirtschaft sei zudem extrem viel mehr zu transportieren, so Matzen weiter.

Das bestätigt auch das Bundesverkehrsministerium. Obwohl auch in Osteuropa kaum noch Fahrer zu finden seien, steige Jahr für Jahr das Transportvolumen. Das Bundesverkehrsministerium rechnet mit einem Plus von 20 Prozent bis 2030.

Lieferketten können nicht wie gewohnt bedient werden

Auch andere Unternehmen kommen laut Unternehmensverband Logistik an ihre Grenze. „Es gibt schon Fälle, wo Unternehmen berichten, dass sie Aufträge nicht mehr annehmen können. Das heißt, es wird weniger beliefert. Das gilt für Einzelhandelsketten, für Autohäuser, im Prinzip auch die ganzen Lieferketten. Die können nicht mehr so bedient werden, wie wir es gewohnt sind“, so Thomas Rackow vom Unternehmensverband Logistik. Das sei ein Kernproblem, denn wie der Verband errechnet habe, sei ein Drittel der Fahrerinnen und Fahrer 50 Jahre und älter. Komme nicht mehr Nachwuchs dazu, werde die Situation immer dramatischer in Deutschland, so Rackow weiter.

Mehr Werbung für den Beruf

Voigt Logistik will jetzt auf das Marketing setzen: „Unsere Aufgabe ist dabei das Ganze marketingtechnisch aufzubauen, um für den Beruf zu werben, um für Weiterbildungsmöglichkeiten zu werben“, so Matzen. Die Marketingabteilung wollen sie jetzt sogar aufstocken. Mehr Personal, um mehr Personal zu rekrutieren. In der Hoffnung, dass der Betrieb irgendwann wieder mehr Kollegen hat und die auch dauerhaft.

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