Eine kleine Ortschaft in Halver leidet unter dem regelmäßigen Besuch von großen Lkw. Diese verirren sich nicht nur, sondern richten auch Schäden an.
Halver – Steile, schmale Serpentinen schlängeln sich hoch nach Nieder- und Ober Hövel. Ein kleine, beschauliche Ortschaft oberhalb der Ennepe, von der oft nur richtige Halver-Kenner wissen. Aber auch dort herrscht mehrmals im Jahr Ausnahmezustand. Dann verirrt sich immer mal wieder ein mächtiger Sattelschlepper in dem Ort mit nur wenigen Wohnhäusern.
Lkw auf Irrfahrt in kleinem Ort – „Die fahren immer nur nach Navi“
So auch am vergangenen Wochenende. Anwohnerin Stefanie Siegel weiß, warum sich die Lkw-Fahrer dort hin verirren: „Die fahren immer nur nach Navigationsgerät. Die biegen dann sogar in so kleine Straßen nach Nieder Hövel ab. Oft sind sie auf dem Weg zur Gesenkschmiede Schürfeld im Sumpf“, weiß Siegel.
Mehrere Male im Jahr passiere das Malheur. Die Lkw-Fahrer sprächen häufig weder Deutsch noch Englisch. So wie der litauische Lkw-Fahrer am Wochenende. Der habe sogar die Nacht im Lkw verbracht, weil es nicht mehr weiterging. Ein Problem ist auch: „Wir haben hier nur so kleine, runde Schilder. Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen dürfen hier nicht herfahren. Da achten die Lkw-Fahrer aber nicht drauf. Wir brauchen hier größere Schilder“, findet Siegel. Die Polizei sei zwar informiert worden, habe diesmal aber nicht kommen müssen. Landwirt Stefan Pastoors habe den Lkw am nächsten Tag mit seinem Trecker abgeschleppt und aus der misslichen Lage befreit. Dieses Mal, sagt Siegel, sei es noch glimpflich abgelaufen.
Die fahren immer nur nach Navigationsgerät. Die biegen dann sogar in so kleine Straßen nach Nieder Hövel ab. Oft sind sie auf dem Weg zur Gesenkschmiede Schürfeld im Sumpf.
Lkw bleibt stecken: Regelmäßiges Problem ärgert Anwohner
Schäden habe es nur auf der Straße gegeben. Die kleine Brücke, die über die Ennepe führt, sei natürlich auch nicht für solche Lkw ausgelegt. „Noch“ sei die Brücke heil geblieben, „ich hoffe, dass die noch stabil ist“, sorgt sich die Mutter eines achtjährigen Sohnes. Jedoch hat Stefanie Siegel schon andere Fälle erlebt, als es zu schwereren Schäden am eigenen Haus und dem des Nachbarn durch einen Mehrtonner auf Irrwegen gekommen ist.
„Beim Nachbarn ist ein Lkw schon an der Hauswand stecken geblieben. Bei uns ist die Mauer aus großen Bruchsteinen abgefahren worden.“ Rasenschäden kämen auch oft vor. Früher hätten sie ihre Weiden eingezäunt, „wegen der Lkw jetzt nicht mehr“. Zudem nutze sich die Straße immer stärker ab, der Asphalt brösele bereits an manchen Stellen.
Marcel Dilling, Pressesprecher der MK-Polizei, erklärt, dass sich zurzeit wegen der A45-Sperrung vermehrt Lkw über Schleichwege fortbewegen und auch verirren. In Nieder Hövel liege das Problem aber woanders. Lkw dürften bei Schwenke nicht abbiegen, wenn sie nach Anschlag möchten. Die führen dann nach Navi. Vielleicht müsse die Stadt in diesem Bereich über eine andere Lenkung des Lkw-Verkehrs nachdenken, sagt Dilling.
Schon lange sind verirrte Lkw im Sauerland ein Ärgernis. Im Jahr 2019 hat die Stadt Lüdenscheid deshalb ein Projekt unterstützt, dass die Lkw-Navigation revolutionieren soll.