105 Stellplätze will die Euro-Rastpark bei Aichstetten bauen. Der Gemeinderat macht sein Einverständnis aber von Zugeständnissen des Unternehmens und des Landes abhängig.
Die Euro-Rastpark GmbH & Co. KG mit Sitz in Regensburg will bei Altmannshofen einen großen Lkw-Parkplatz bauen. Der Gemeinderat von Aichstetten hat diesen Plänen allerdings ein vorläufiges Stopp-Zeichen gesetzt.
18 Tank- und Raststätten betreibt das Unternehmen nach seinen Angaben an deutschen Autobahnen. Die südlichste ist an der A 96, Ausfahrt Aichstetten. Sogenanntes Premium-Parken für Lkw ist an 14 dieser Standorte möglich. Premium-Parken bedeutet dabei laut Website der Euro-Rastpark: beschrankte Zufahrt, optimale Beleuchtung, lückenlose Dokumentation aller Fahrzeug- und Personenbewegungen, Ansprechpartner rund um die Uhr und Videoüberwachung. Die Parkgebühr ist zeitlich gestaffelt, von zwei Euro für zwei Stunden bis 45 Euro für drei Tage, jeweils inklusive einer Rückvergütung, die im Rastpark eingelöst werden kann.
Schon 2011 im Gespräch
15. Standort fürs Premium-Parken der Euro-Rastpark soll Altmannshofen werden. Neu sind diese Pläne nicht. Bereits 2011 wurden sie verfolgt. Da damals das Unternehmen keine finanzielle Einigung mit Land und Bund erzielen konnte, habe es dieses Vorhaben zurückgestellt, informiert die Aichstettener Gemeindeverwaltung.
Nun ist der Parkplatz wieder aktuell. 105 Lkw-Stellplätze sollen auf 2,3 Hektar zwischen A 96 und Landesstraße 260 entstehen. Dazu muss die Gemeinde einen sogenannten Vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen und einen Städtebaulichen Vertrag mit dem Unternehmen abschließen. Ein Beschluss darüber wurde vom Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung nach längerer Diskussion einstimmig vertagt.
Viele offene Fragen
Zu groß sind die Vorbehalte der Gemeinderäte. Unzweifelhaft ist für sie die Notwendigkeit von Parkplätzen für die Trucker. Nicht zuletzt weil auch auf Aichstettener Gemarkung praktisch jede Nacht irgendwo Trucker parken, um ihre Ruhezeiten einzuhalten. Doch sieht das Gremium vor allem viele offene Fragen zur Sicherheit ‐ und will diese geklärt haben, bevor ein Verfahren in gang gebracht wird.
In allererster Linie geht es dabei um die Zufahrtsfrage. Nicht nur zum Parkgelände selbst, sondern auch zum Rastpark und den weiteren dort angesiedelten Betrieben wie McDonald’s, Subway und Hotel A1. Für die Aichstettener steht dabei fest: Schon jetzt kommt es beim Abzweig zum sogenannten Dienstleistungszentrum immer wieder zu höchst brenzligen Situationen und zu Unfällen. In ihren Augen ist ein Kreisverkehr die einzig sinnvolle Lösung.
Land stellt sich quer
Das sah das Land Baden-Württemberg als Straßeneigentümer bislang nicht so, mutmaßlich wohl auch wegen der Kosten. Es sieht die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 km/h in diesem Bereich als ausreichend an. Schon 2011 hatte es den Bau abgelehnt. „Das Land ist hier in der Bringschuld“, betonte Gemeinderat Erwin Kling (alle Bürgerliste).
Nicht nur seine Kollegin Gabriele Carafa macht sich zudem Sorgen, dass von dem Parkplatz Regenwasser über die Landesstraße in Richtung Altmannshofen abfließt. Dies passiere bei heftigeren Niederschlägen schon jetzt, obwohl das Gelände noch Wiese ist. Auf dem Plan, der dem Gemeinderat vorlag, sind indes vier Sickerflächen zwischen Parkplatz und Landesstraße eingezeichnet.
Carafa vermisst auf dem vom Euro-Rastpark vorgelegten Plan sanitäre Einrichtungen. „Ich glaube nicht, dass die Lkw-Fahrer nachts die Landesstraße überqueren, um auf die Toilette zu gehen“, befürchtet sie entsprechende Verschmutzungen. Grundsätzlich sei ein Überqueren der L 260 für Fußgänger gefährlich.
Stockender Radwegbau
Auch den vom Land geplanten Radweg von Altmannshofen bis zum Abzweig Auenhofen brachten die Räte ins Spiel. Dieses Projekt stockt derzeit wegen noch nicht geklärter Grundstücksfragen. Entlang des geplanten Parkplatzes ist sein Verlauf aber gesichert. Dass der Radweg aber sowohl die Autobahnauffahrt als dann auch die Zufahrt zum Lkw-Parkplatz ebenerdig quert, sehen die Gemeinderäte höchst kritisch. Sie wünschen sich an beiden Stellen Unterführungen zur Sicherheit der Radler und der Spaziergänger ‐ auch die müsste das Land finanzieren.
Noch einen Schritt weiter geht die Ansicht von Claudia Franzesko, die erst den Radweg gebaut sehen will, ehe sie einem Parkplatz zustimmt.
Die Bedingung des Rats
Der Gemeinderat fordert nun von der Euro-Rastpark Antworten und noch besser Lösungen für all diese Bedenken. Vorher sei er nicht bereit, das Planverfahren einzuleiten.
Das Projekt darf nicht zu Nachteilen für unsere Bürger führen. Und am Schluss wären wir die Doofen, weil wir zugestimmt haben,
so Kling.
Er betonte zudem: „Ich persönlich kann auch ohne diesen Lkw-Parkplatz leben.“