Lkw-Kontrolle während der Fahrt: Neues Polizeifahrzeug im Test

Rauswinken, Ranfahren, Runtersteigen – wenn die Polizei einen Lkw kontrolliert, mussten die Fahrer bislang immer anhalten. Gerade testet die Polizei Hof ein neues Fahrzeug. Dank diesem wären Kontrollen in Bayern künftig nicht so aufwendig.

Von außen sieht der Kleintransporter ganz normal aus – doch das neue Lkw-Kontrollfahrzeug der Verkehrspolizei Hof hat es in sich. Das Besondere: Während der Fahrt können Lastwagenfahrer aufgespürt werden, die sich nicht an Regeln halten. Die Polizeibeamten im Fahrzeug sehen beim Vorbeifahren auf einem Tablet alle wichtigen Daten des Fahrtenschreibers des Lkw. So sollen Kontrollen gezielter ablaufen und mehr Unfälle verhindert werden.

Polizei detektiert pro Stunde rund 50 Lastwagen

Die Gesamtkosten für das hochmoderne Fahrzeug und die Technik betragen insgesamt rund 330.000 Euro. Seit Anfang August ist es im Einsatz und regelmäßig auf den Autobahnen in Oberfranken unterwegs. An einem verkehrsreichen Tag können in einer Stunde auf der A9 rund 50 Fahrzeuge detektiert werden, erklärt Ralph Müller, Erster Polizeihauptkommissar bei der Verkehrspolizei Hof. Das neue Kontrollfahrzeug ermögliche sowohl im Stand als auch im fließenden Verkehr noch gezieltere und effektivere Kontrollen.

Denn das Fahrzeug kann bei vorbeifahrenden Lkw auf den Fahrtenschreiber zugreifen und so zum Beispiel ermitteln, ob Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden oder die vorgeschriebene Fahrerkarte benutzt wird. So können sich die Beamten schnell ein Bild machen, ob das Fahrzeug kontrollwürdig sei oder nicht, erklärt Müller. Somit habe auch für Lkw-Fahrer die Detektion während der Fahrt einen Vorteil: Sie können zunächst einmal ihre Fahrt fortsetzen und werden nur angehalten, wenn die Polizisten Auffälligkeiten feststellen. Die Fahrer müssten sich aber keine Sorgen um Datenschutz machen, denn nach dem Ausschalten der Geräte im Kontrollfahrzeug, würden alle detektierten Daten des Tages wieder gelöscht werden, so Müller.

Lastkraftwagen darf nicht höher als vier Meter sein

Im Einsatz auf der A9 mit der Verkehrspolizei Hof entdecken die Beamten in der ersten halben Stunde erst einmal keine Auffälligkeiten. Doch dann fällt Ralph Müller ein Fahrzeug auf, das beim Vorbeifahren als zu hoch gemessen wird. Die Beamten halten den Fahrer an und prüfen mit ihren Geräten auf dem Parkplatz die Höhe des Lastkraftwagens nach. Der Lkw misst vier Meter und sieben Zentimeter. Eigentlich dürfen Lastkraftwagen nicht höher als vier Meter sein, erklärt Polizeihauptkommissar Müller. Da es aber nur wenige Zentimeter sind hat der Fahrer Glück. Er muss seinen Aufbau um ein paar Zentimeter verstellen und darf ohne Bußgeld weiterfahren.

Abgefahrene Reifen führen häufig zu Unfällen

Zurück auf der Autobahn hat Ralph Müller wenige Minuten später das nächste Fahrzeug im Visier. Das Kontrollfahrzeug detektiert beim Vorbeifahren einen Lastkraftwagen, der eine Höhe von vier Meter und neun Zentimeter hat. Die Beamten fordern den Lkw-Fahrer auf beim nächsten Parkplatz anzuhalten. Bei der Überprüfung des Lastkraftwagens fällt den Beamten noch ein gravierender Mangel auf. Einige Reifen sind abgefahren und haben Risse. Solche Reifen könnten platzen und die nächsten Autos fahren drüber und dann gibt es einen Unfall, erklärt Ralph Müller.

Der Lkw-Fahrer darf mit den abgefahrenen Reifen vorerst nicht weiterfahren. Er muss von der Spedition neue Reifen anfordern und die Höhe seines Lkw korrigieren. Die Beamten kontrollieren im neuen Fahrzeug über eingebaute Computer noch weitere Daten auf dem Fahrtenschreiber und entdecken keine weiteren Verstöße. Der Fahrer, der von Polen nach München wollte, müsse ein Bußgeld von rund 120 Euro bezahlen. Denn die Überprüfung der richtigen Lkw-Höhe und Reifen müssten die Fahrer vor ihrer Fahrt immer selbst übernehmen, so Polizeihauptkommissar Müller.

Unfallverursacher Lkw: Pro Jahr an Tausenden Unfällen beteiligt

Kontrollen während der Fahrt: Darauf müssen sich Lkw-Fahrer in den kommenden Monaten vermehrt einstellen. Denn die Verkehrspolizei Hof testest noch bis August nächsten Jahres das neue Fahrzeug in Oberfranken. Danach wird entschieden, ob die Bayerische Polizei noch weitere neue Kontrollfahrzeuge anschafft, damit Unfälle mit Lkw auf Bayerns Straßen weiter reduziert werden. Denn laut der Polizeistatistik sind Lkw im Freistaat jährlich im Durchschnitt an rund 20.000 Verkehrsunfällen beteiligt. Bei knapp 70 Prozent dieser Unfälle ist laut Verkehrspolizei Hof sogar der Lkw der Verursacher.

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