Lkw-Fahrer: Zweifel an EU-Initiative

Die Autobahn-Raststätte „Resser Mark“ an der A2 in Gelsenkirchen. Michael Helfterses parkt seinen 40-Tonner in der Haltebucht. Einmal in der Woche ist für den Fernfahrer eine längere Ruhezeit vorgeschrieben. Dann darf er 45 Stunden lang seinen Lkw nicht bewegen. Bisher verbringt er diese Zeit meist auf dem Rastplatz, in seiner Schlafkabine. Doch damit soll bald Schluss sein.

Das EU-Parlament wollte eigentlich am Mittwoch (27.03.2019) über ein Paket möglicher Maßnahmen abstimmen – knapp zwei Jahre, nachdem die EU-Kommission Vorschläge auf den Tisch gelegt hat: So sollen die Fernfahrer ihre längeren Ruhezeiten künftig nicht mehr im Lkw, sondern im Hotel verbringen. Doch weil die Mitgliedstaaten mehr als 1.000 Änderungsanträge einreichten, musste die Abstimmung kurzfristig abgesagt werden – im April soll es einen neuen Anlauf geben.

Keine Hotel-Infrastruktur vorhanden

Die Hotelpflicht klinge zunächst einmal gut, meint Helfterses. Allerdings glaubt er nicht, dass sich das so leicht umsetzen lässt. „Alleine weil keiner da ist, der es kontrollieren tut.“ Auch sein Kollege Wolfgang Knauer hat starke Zweifel: „Ich glaub, dass das nicht so funktioniert wie die Herren sich das vorstellen. Und vor allem, wenn man dann im Hotel übernachten soll, welches Hotel hat Lkw-Stellplätze?“

Mehr Regeln für fairen Wettbewerb

Ein LKW-Fahrer klettert in ein Führerhäuschen

Frachtpreise im Keller

Mit strengeren Regeln für Spediteure, die nicht aus der Europäischen Union kommen, aber Fahrten innerhalb der EU anbieten, wollen die Parlamentarier außerdem gegen Lohn-Dumping in der Branche vorgehen. Diesen Teil des Plans finden die deutschen Fernfahrer richtig gut. „Die Frachtpreise sind im Keller, weil die Osteuropäer einfach billiger sind“, sagt Helfterses.

Beim Verband Spedition und Logistik (VSL) in NRW sieht man das ähnlich wie auf dem Rastplatz: Der ruinöse Preiskampf, den manche Wettbewerber mit der Ausbeutung ihrer Fahrer finanzierten, müsse ein Ende haben. Bei der Hotelpflicht für Brummifahrer gebe es aber ganz praktische Probleme, die man zuerst lösen müsse, heißt es.

„Die Hotels, die zur Verfügung stehen, sind in der Regel in Wohngebieten gelegen und nicht an Autobahnen“, sagt VSL-Sprecher Benjamin von Cetinich: „Wir sehen zurzeit nicht die Voraussetzungen für gegeben an.“

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