Selbst im Sommer muss Lutz P.* (Name geändert) beim Schlafen sein Fenster geschlossen halten, weil bei Anwohnern Remmidemmi herrscht. Gespräche helfen nicht.
Noch zwei Tage, dann muss Lutz P.* (Name geändert) wieder ran. Nach drei Wochen Urlaub steht seine erste Frühschicht an. Eigentlich freut sich der 42-Jährige schon auf die Arbeit. Morgens mit den Kollegen ein Schwätzchen halten und zwischendurch mit den Kunden — der Prenzlauer liebt seinen Job. Doch wenn er ans Aufstehen denkt, grault ihm schon jetzt. „Nicht dass wir uns missverstehen, ich bin eigentlich ein früher Vogel“, verrät der Kraftfahrer lachend: „Aber auch der frühste Vogel braucht mal Schlaf.“ Und den bekommt der Familienvater schon seit Monaten nicht mehr.
Die Lage hat sich zugespitzt, seit im Haus gegenüber neue Mieter eingezogen sind. Die Gebäude in seinem Wohncarré stehen über Eck. Seine Schlafstube liegt somit in Sicht- und Hörweite der Küche der Nachbarn. „Und bei denen geht der Trubel los, wenn sich werktätige Menschen zur Ruhe legen“, beschreibt der Kreisstädter das Dilemma.
Rücksichtnahme gewünscht
Er habe nichts gegen Partys, versichert Lutz P.*: „Und ich verstehe auch, dass sich diese Leute fernab ihrer alten Heimat oft treffen wollen. Selbst für das lebhaftere Temperament bringe ich Verständnis auf. Aber ich wünsche mir etwas mehr Rücksichtnahme.“ Versuche, das Ganze friedlich im Gespräch zu lösen, hätten leider nicht gefruchtet, setzt er hinzu. Sein Groll beziehe sich ausdrücklich nicht nur auf ausländische Nachbarn, betont der Lkw-Fahrer und verweist auf eine andere Wohnung in diesem Block: „Dort lebt ein alter Mann. Bei dem scheint sich das Gehör akut verschlechtert zu haben. Jedenfalls macht er Fernseher und Radio mittlerweile so laut an, dass man jedes Wort hört.“
Im Urlaub hat Lutz P.* diese Geräuschkulisse noch verschmerzen können, weil morgens kein Wecker klingelte: „Da habe ich Schlaf nachgeholt. Aber nun läuft es wohl darauf hinaus, dass ich nachts mein Fenster gar nicht mehr öffnen kann. Das ist eine Zumutung.“
Protokoll anfertigen
Der Vorsitzende des Mietervereins Prenzlau/Uckermark e. V., Jens M. Schröder, hatte im Interview mit dem Uckermark Kurier zu einem ähnlichen Fall bestätigt, dass „Lärmbelästigungen immer wieder ein Problem sind. Meistens sind keine Zeugen anwesend. Deshalb ist es ratsam, ein Lärmprotokoll anzufertigen.“ Der Mieterverein könne Hilfe beim Ausfüllen des im Internet verfügbaren Formulars geben. Des Weiteren bestehe die Möglichkeit, so Schröder, bei ruhestörendem Lärm die Polizei zu rufen, sodass dieser protokolliert werde. Wichtig sei, den Vermieter schriftlich auf das Problem hinzuweisen.
Lutz P.* hofft, dass endlich Ruhe einkehrt. (Foto: PicturP. – Fotolia.com)
Mietminderung möglich
Mittels des Protokolls müsse der lärmende Mieter dann nachweisen, dass er keinen Lärm verursacht hat. Der belästigte Mieter könne die Miete aufgrund des Lärms mindern. Der Verein helfe, dies beim Vermieter geltend zu machen.
„Aufzeichnungsgeräte nützen in der Regel nichts, da diese nicht beweiskräftig sind und manipuliert werden können“, so Jens M. Schröder. Der Mieterverein ist seit 2018 in der gesamten Uckermark tätig. Die Beratungsstelle Prenzlau ist jeweils dienstags von 9 bis 14 Uhr und donnerstags von 13 Uhr bis 18 Uhr in der Fischerstraße 4 erreichbar. Templin wird von dort mit verwaltet.