Lkw-Maut, Gewichtsblitzer, Regionalverkehr: Um Brücken zu schützen, müssten frühzeitig Maßnahmen eingeleitet werden, meint ein Bauingenieur der RWTH.
Bereits ab Zustandsnote 3 sollten Entlastungsmaßnahmen für marode Straßenbrücken erwogen werden. Das hat Bauingenieur Dirk Kemper vom Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen am Montag im Landtags-Untersuchungsausschuss «Brückendesaster und Infrastrukturstau» angeregt. Dies könne die restliche Nutzungsdauer einer Brücke deutlich erhöhen, wenn absehbar eine Ersatzbrücke nicht rechtzeitig fertiggestellt werden kann.
Dafür gebe es verschiedene Maßnahmen:
- Brückenwächter: Ein sogenannter Brückenwächter erkennt per Video Lastwagen, die die Brücke nicht überqueren dürfen. Die Erfahrung zeige: Weil sie die Umleitungen nicht kennen, ignorierten viele Fernfahrer die Verbote. Wenn aber ihr Kennzeichen angezeigt und der Fahrer aufgefordert wird, rechtzeitig abzufahren, steige die Befolgungsrate beträchtlich.
- Gewichtsblitzer: Mit der Messung des Gewichts pro Achse können zu schwere, oder überladene Fahrzeuge erkannt und aus dem Verkehr herausgefiltert werden. Sie seien für die Brückenschäden besonders verantwortlich. Es gelte der Grundsatz: Eine Lkw-Achse schade einer Brücke so sehr wie 10000 Pkw-Achsen.
- Lkw-Überholverbot: Ein Überholverbot für Lastkraftwagen kann verhindern, dass deren Gewicht gleichzeitig die Brücke belastet. Die Belastungsspitzen sind ebenfalls für die Schäden besonders verantwortlich
- Größere Abstände zwischen den Lkw: Abstandsgebote können die Belastungsspitzen ebenfalls verringern, die entstehen, wenn mehrere Lkw gleichzeitig in einer Kolonne eine Brücke überqueren.
- Nächtliche Sperrung des rechten Fahrstreifens: Die einseitige Belastung der Brücken durch Lastwagen auf dem rechten Fahrstreifen könne abgemildert werden, wenn die Lkw nachts bei geringerem Verkehrsaufkommen auf einen mittleren Streifen wechseln.
«Die Brücke kann sich dann außen erholen», sagte Kemper.
- Überregionalen Verkehr ausfiltern: Mittels seiner Kennzeichendetektion kann der regionale und Anwohnerverkehr durchgelassen werden, während der überregionale Verkehr nicht passieren darf. Dies geschehe etwa bei einer kommunalen Brücke in Stolberg bei Aachen. Das Verfahren sei aber sehr aufwendig, weil sämtliche Kennzeichen mit Ausnahmegenehmigung erfasst werden müssten.Differenzierte Lkw-Maut: Um Strecken mit maroden Brücken zu entlasten, könnte auch über eine differenzierte Lkw-Maut nachgedacht werden, die dann entsprechend finanzielle Lenkungswirkung entfaltet, weil sie das Befahren solcher Strecken für Lkw verteuert.