Mehr als 30 beschädigte Fahrzeuge und ein Haus in Flammen: Nach der Chaosfahrt eines Lkw durch Fürth im Februar dieses Jahres muss sich der Fahrer seit heute vor Gericht verantworten – wo er die Trunkenheitsfahrt bereits am Morgen zugegeben hat.
Der 51-jährige Lkw-Fahrer hinterließ in der Fürther Hardstraße ein Bild der Verwüstung. Der Mann war laut Staatsanwaltschaft an dem Abend betrunken unterwegs gewesen. Er sei zuerst über eine rote Ampel gefahren und mit einem Auto zusammengestoßen. Dann soll er Gas gegeben haben und mit 70 Kilometern pro Stunde durch die enge Hardstraße gerast sein.
Lkw-Fahrer gesteht Trunkenheitsfahrt
Zum Prozessauftakt räumte der Lkw-Fahrer die Vorwürfe vor dem Amtsgericht Fürth ein. Der 51-Jährige ließ über seine Verteidigerin erklären, dass er bereits am Nachmittag des Unfalltages Wodka getrunken habe, nachdem er mit seiner Frau telefoniert und erfahren hatte, dass sie erneut an Krebs erkrankt sei. Zu der Zeit wartete er in Fürth vor einer Firma auf Papiere, um mit der geladenen Ware weiterfahren zu können. Weil er seinen Stehplatz habe räumen müssen, wollte er zu einem anderen Parkplatz fahren. Er habe während der Fahrt einen Knall wahrgenommen, sei aber weitergefahren, sagte die Anwältin. „Ab da sind seine Erinnerungen verschwommen beziehungsweise weg.“ Beim Prozess entschuldigte sich der Lkw-Fahrer mehrfach für seine Tat. Er sei froh, dass nichts Schlimmeres passiert sei, sagte er mit gesenktem Blick. Auch bei den Menschen, die durch ihn verletzt wurden und als Zeugen aussagten, entschuldigte sich der Fahrer persönlich. Er bereue seine Tat sehr.
Flammen greifen auf Wohnhaus über
Bei seiner Trunkenheitsfahrt rammte der 51-Jährige laut Anklage mehrere geparkte Autos und drückte sie zum Teil in die Häuser hinein. Einige Fahrzeuge fingen Feuer. Die Flammen griffen auf ein Mehrfamilienhaus über. 16 Bewohner mussten sich über den Hinterhof ins Freie retten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Der Gesamtschaden wird auf mehr als 800.000 Euro geschätzt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fahrer unter anderem Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Brandstiftung und fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen vor. Der Fahrer sitzt seit Februar in Untersuchungshaft.
Spuren der Verwüstung noch immer zu sehen
Zum Teil sind die Spuren der Chaosfahrt bis heute noch in der Straße zu sehen. Das Haus, das in Flammen stand, ist noch immer eingerüstet. Die Besitzer, die auch in dem Haus wohnen, sind von den Ereignissen schwer mitgenommen.
Andere haben den Schock der Nacht überwunden – so auch Frieda Pertl. Der Lkw-Fahrer drückte ein Auto in ihre Hauswand, ein metergroßes Loch klaffte unterhalb ihres Schlafzimmerfensters. An dem Abend hatte sie großes Glück, sie war im Nebenzimmer, als sie den Knall hörte: „Die Backsteine lagen bis an die Tür und das Fensterbrett auf dem Bett. Zum Glück war ich noch nicht im Bett“, sagt Frieda Pertl.
Gutachter: Angeklagter vermindert schuldfähig
Ein Gutachter erklärte anschließend vor dem Amtsgericht, dass er den Angeklagten für vermindert schuldfähig halte. Zum einen habe er mehr als zwei Promille im Blut gehabt. Zum anderen habe er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden, als er von der erneuten Krebserkrankung seiner Frau erfahren habe, sagte der Gutachter.
Tempo-30-Zone und Durchfahrtsbeschränkungen
Der Fürther Stadtrat zog nach der Lkw-Chaosfahrt Konsequenzen und beschloss Verkehrsbeschränkungen für die Hardstraße. Die Tempo-30-Zone wurde verlängert. Zudem gilt nun ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, die länger als zehn Meter sind. „Ein Verkehrsschild mehr oder weniger, kann einen betrunkenen Lkw-Fahrer nicht aufhalten“, sagt SPD-Oberbürgermeister Thomas Jung. Dennoch wollte die Stadt den Durchgangsverkehr zumindest etwas reduzieren.
Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage angesetzt. Zahlreiche Zeugen werden gehört. Der Prozess wird am kommenden Montag, den 19. September, fortgesetzt. Dann soll auch das Urteil fallen.
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