STEYR. Das MAN Nutzfahrzeuge-Werk in Steyr hat schon schlechtere Zeiten gesehen: Die Konjunktur läuft hervorragend, die Auftragslage ist gut.
„Wir sind praktisch an der Bugwelle der konjunkturellen Entwicklung. Unsere Kundschaft ist in der Feinverteilung von Waren unterwegs. Die spüren jedes Lüfterl“, sagt Geschäftsführer und Personalverantwortlicher Karl-Heinz Rauscher.
Der Sprecher der Geschäftsführung, Thomas Müller, geht daher davon aus, dass heuer mehr als 18.000 kleine und mittlere Lkws in dem Traditionswerk gebaut werden. Im Vorjahr waren es knapp 16.500. In den vergangenen Wochen wurden auch mehr als 100 Mitarbeiter – vorerst auf Leasingbasis – eingestellt. Diese kommen zu den 2040 Beschäftigten per Jahresende 2017 dazu.
Neben diesem Normalgeschäft laufen auch die Umbauarbeiten, die Produktionsverschiebungen zwischen MAN-Werken bedeuten, die OÖN berichteten. 115 Millionen Euro werden aufgrund der Umstrukturierungen über mehrere Jahre verteilt in Steyr investiert.
So wird der Sonderfahrzeugbau in Steyr konzentriert. 2016 waren das 700 Fahrzeuge, im Vorjahr 1400 und heuer um die 2300. „Innerhalb von zwei Jahren das zweimal zu verdoppeln, das ist schon beachtlich“, sagt Müller. Die MetallLackierung wandert nach München ab. Dafür werden in Steyr ab dem ersten Quartal 2019 alle Kunststoff-Frontteile der MAN-Flotte lackiert. „Kunststoff ist ganz anders als Metall zu behandeln. Das bedeutet einen großen Qualifizierungsbedarf“, sagt Müller. „Das fasst im Konzern kein anderer an.“ 300 Mitarbeiter, die mit dem Thema zu tun haben, werden geschult.
„All diese Aufgaben könnten wir in einem Hochlohnland nicht halten, wenn wir nicht so gute Leute hätten, die auch flexibel einsetzbar sind“, sagt Rauscher. 80 Prozent der Produktionsmannschaft haben eine Facharbeiter-Ausbildung. „Das ist österreichweit ein Spitzenwert“, sagt Rauscher. Müller betont, dass diese Alleinstellungsmerkmale dazu führen sollen, dass das Werk in Steyr von der Konjunktur unabhängiger werde.
Der Umsatz ist im Vorjahr bei 1,1 Milliarden Euro fast stabil geblieben. Der Gewinn hat sich aufgrund eines Einmaleffekts von 64 auf 128 Millionen Euro verdoppelt. Die Eigenkapitalquote liegt bei hohen 75 Prozent. Die Belegschaft wird an der Entwicklung in Form von Ergebnisprämien beteiligt. Die Verhandlungen laufen noch. Müller sagt, es werde mehr als im Vorjahr. Üblicherweise liegen diese Prämien in der Höhe eines halben bis eines ganzen Monatsgehalts.
Längere Elektro-Tests
Für Anfang Februar war die öffentliche Präsentation der ersten Elektro-Lkw aus dem Hause MAN Steyr geplant. „Die neun Fahrzeuge sind da, und sie fahren“, sagt Standortchef Müller. Was allerdings noch länger dauern werde, seien die ausführlichen Tests.
„Die Lkw werden in Absprache mit den Kunden getestet, um sie optimal auf ihre späteren Routen und Ladezyklen vorzubereiten“, so Müller. Die für den Einsatz im Stadtverkehr vorgesehenen Lkw sollen „genauso zuverlässig sein, wie es der bisherige MAN-Kunde gewohnt ist.“ Die Auslieferung der Fahrzeuge werde im Lauf des Jahres erfolgen.