Lastwagen-Fahrer in Nöten

Nicht nur auf hessischen Autobahnen fehlt es an Stellflächen. Die Folge: Wildparker gefährden den Verkehr. Eine neue Technik soll helfen.

Nach viermonatiger Umbauzeit ist der Lastwagenparkplatz an der Raststätte Taunusblick wieder geöffnet. Den Fahrern stehen mehr Abstellflächen zur Verfügung. Intelligente Technik erspart ihnen die Suche nach einem freien Parkplatz, sagte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) dieser Tage anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Terminals an der Autobahn 5. Bei der Ankunft melden sich die Fahrer dort an und geben ihre geplante Abfahrtszeit ein. „Sie müssen dafür nicht einmal aussteigen.“ Das in Hessen zum ersten Mal eingesetzte System hat rund 1,35 Millionen Euro gekostet. Sollte es sich bewähren, könnten weitere Rastplätze damit ausgestattet werden.

Das System reiht die Lastwagen nach ihrer Abfahrtzeit auf. Das ermöglicht es, Parkspuren zu nutzen, die bislang zum Ein- und Ausparken freigehalten werden mussten. Je nach Länge der Fahrzeuge lassen sich im Schnitt 150 Fahrzeuge unterbringen. Bislang reichte der Platz lediglich für etwa 70.

LKW-Parkplätze: In Hessen fehlen fast 2000 Stellplätze

Angesichts des tatsächlichen Bedarfs ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie groß die Versorgungslücke ist, kann das Ministerium nicht sagen: Die jüngste Erhebung stammt aus dem Jahr 2013, kurz zuvor waren 1000 neue Stellplätze gebaut worden. Trotzdem fehlten in Hessen noch rund 1990. „Wegen des schnell zunehmenden Güterverkehrs erwies sich das als nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken“, sagt Ministeriumssprecherin Franziska Richter. Ihren Angaben zufolge kamen bis Ende 2017 weitere 610 Stellplätze hinzu. 24,4 Millionen Euro seien in den vergangenen drei Jahren in den Ausbau von Autobahn-Rastanlagen geflossen. Und noch immer reichten die Kapazitäten bei weitem nicht aus, räumte Al-Wazir ein und betonte: Verbesserungen seien nicht von jetzt auf gleich zu realisieren. „Vor jeder Erweiterung muss zunächst einmal Baurecht geschaffen werden.“ Der Einsatz der intelligenten Technik könne schneller Abhilfe schaffen. Die Folgen des chronischen Mangels offenbaren sich nachts auch auf der A5. Stoßstange an Stoßstange parken Lastwagen auf Standstreifen, in Nothaltebuchten, in Auf- und Abfahrten zu und von Raststätten.

Die Fahrer stecken in einem Dilemma: Das Gesetz verpflichtet sie, ihre Pausen einzuhalten, ein Verstoß gegen die Lenkzeiten wird teuer. Das wissen auch die Beamten der Polizeidirektion Wetterau. Man versuche einen „Mittelweg zwischen Verständnis für die Not der Fahrer und einer Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer zu finden“, teilte die Behörde im Oktober mit, nachdem sie sieben Stunden lang rund 200 Kilometer der A5 kontrolliert hatte. Die Bilanz zeigt, wie virulent das Problem ist: 13 Fahrer mussten weiterfahren, kassierten 85 Euro Bußgeld plus einen Punkt in Flensburg: „Sie parkten auf der Autobahn und gefährdeten dabei andere.“

Boom-Branche

Der Güterverkehrauf der Straße in Deutschland hat sich seit 1970 mehr als verzehnfacht. 2017 lag er bei 491 Milliarden Tonnenkilometer.  Die LandesbehördeHessen mobil baut im Auftrag des Bundes permanent die Raststätten aus. Aktuellgibt es Arbeiten an der Rastanlagen Rimberg (A5), Schäferborn (A5) und Uttrichshausen/Ost (A7). Der Ausbau von vier weiteren Anlagen befindet sich im Baurechtsverfahren. 

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