Fast zwei Tage lang steckte ein Lastwagen in Sulzbürg fest. Erst Spezialkräfte konnten das 18 Meter lange Fahrzeug befreien.
Sulzbürg.Dass die Landlmetropole Sulzbürg so ihre Tücken hat, ist weithin bekannt. Schmerzlich erfahren musste dies am Montag ein 18 Meter langer Lastzug, als er eine Firma im Ort von der falschen Seite anfuhr und so in eine Zwickmühle geriet, die den Sattelzug 32 Stunden außer Gefecht setzte.
Von Hofen kommend, wählte der Fahrer die Auffahrt Lange Gasse, die so eng ist, dass rechts und links nur wenige Zentimeter Spielraum bleiben und ein Abbiegen in die Ortsstraße „Am hinteren Berg“ aufgrund zu enger Radien nicht erlaubt ist. Nun war guter Rat teuer. Die Speditionsleitung der Firma schickte zunächst einen Mitarbeiter, der klären sollte, ob man das Problem firmenintern lösen kann. Doch schon hier hatte der Sulzbürger Feuerwehr Kommandant Thomas Pollety seine Bedenken und mahnte schweres Bergungsgerät an.
Schwerlastkran angefordert
Bereits am Montag war das havarierte Fahrzeug Treffpunkt von Schaulustigen, die sich so ihre Gedanken machten. Sie kamen zur einstimmigen Meinung: „Das wird nicht einfach.“ Erst am Dienstag gegen 13 Uhr begannen die Bergungsarbeiten. Zunächst wurde der Lastwagen soweit wie möglich entladen, dann begannen die Bergungsarbeiten, zu denen eine Schwerlastkran aus Allersberg angefordert wurde. Alle Kräfte wurden gebündelt und der Lösungsansatz war schnell gefunden.
Feuerwehr in Sulzbürg
Der Lastwagen stand bereits mit dem Führerhaus in Richtung Engelgasse und Einsatzkräfte der Feuerwehr, wie KBI Hans Georg Mößler, KBM Thomas Frank und Sulzbürgs Kommandant Pollety, sowie Mitarbeiter der Firma Bögl und der Speditionsfirma gingen ans Werk. Im hinteren Drittel wurde der Lkw angehoben, während der Fahrer zentimeterweise rückwärts fuhr. Hier gab es zunächst Hindernisse wie Straßenschilder, die entfernt wurden, um den Aufleger nicht zu beschädigen.
Gefährlich wurde es auch, als man dem Dorfladen-Gebäude sehr nahe kam. Beinahe wäre auch das Ladenschild in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch der Umsicht aller Beteiligten war es letztendlich zu verdanken, dass der Unglücks-Laster um 14.51 Uhr wieder fahrbereit war und das Hindernis überwunden hatte. Viele Schaulustige säumten das Gelände rund um den Hinteren Berg und die Engelgasse und sie bekamen ein Schauspiel präsentiert, das jedem Actionfilm die Schau gestohlen hätte. Männer, Frauen und Kinder beobachteten das Spektakel und natürlich wurde mit den Handys kräftig gefilmt und fotografiert.
Für Notfälle gut gerüstet
Fasziniert von dem Szenario zeigte sich auch Luise Albrecht, die direkt in dem Haus wohnt, wo der Laster hängen geblieben war: „Sowas habe ich noch nicht erlebt und ich bin jetzt schon über 50 Jahre in Sulzbürg“, sagte sie. Auch die weiteren Einheimischen können sich an eine derartige Show nicht erinnern. Das ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass die meisten die Tücken der höchst bergigen Ortschaft kennen.
Bürgermeister schildert Sicht
Auch Bürgermeister Dr. Martin Hundsdorfer war erstaunt und machte deutlich, dass man sich nach so einer Havarie schon Gedanken mache, wie so etwas zu verhindern sei. Doch er wie auch die Polizisten vor Ort, machten deutlich, dass es problematisch wäre, hier ein Fahrverbot auszusprechen, weil dann alle Lastwagen, die dort hinauf wollen, eine Sondergenehmigung bräuchten.
Der Bürgermeister nahm den Einsatz zum Anlass, um sich bei allen, auch bei den Anwohnern, für ihr Verständnis zu bedanken: „Man hat hier wieder gesehen, wie wichtig der Zusammenhalt bei solchen Problemfällen ist. Eine funktionierende Feuerwehr und engagierte Mitarbeiter in den Firmen sind hier der Grundstein in unserer Gesellschaft“, sagte er.
Sulzbürg ist gerüstet
In Sulzbürg selbst, so fügte er an, sei man für Notfälle gut gerüstet. So habe man bei der Anschaffung eines Feuerwehrautos darauf geachtet, dass es ein Allradfahrzeug sei, und auch dem Winterdienst werde aufgrund der vielen Gefällstrecken große Aufmerksamkeit geschenkt. Bleibt zu hoffen, dass die Navigationsgeräte künftig den Ortsunkundigen den gefahrlosen Weg weisen und Unbill für Fahrer und Lastwagen ausbleiben.
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