Verkehrsministerium sucht Flächen, die aufgerüstet werden können – Alle Kosten werden übernommen
Stuttgart. Auf der Suche nach mehr Lkw-Stellplätzen an Autobahnen hofft das Land auf neue Partner: Kommunen, Firmen und Private sollen vorhandene Flächen anbieten können, die die Straßenbauverwaltung dann ausstattet. Das steht in einem Ausschreibungsentwurf, der unserer Zeitung vorliegt.
„In den letzten Jahren konnten über 120 Stellplätze pro Jahr durch Verdichtung, Erweiterung und Neubau hergestellt werden“, heißt es in dem Papier des Verkehrsministeriums. Die Bemühungen hätten aber nicht ausgereicht, um den Druck spürbar zu mildern. „In der Folge parken die Lkw-Fahrer an nicht dafür vorgesehene Stellen oder weichen in autobahnnahe Gewerbegebiete aus, um die Pausen- und Ruhezeiten einzuhalten.“
Das Land sucht deshalb nun in der Nähe von Autobahnanschlussstellen nach Flächen, die sich im Besitz von Kommunen, Gewerbetreibenden oder Privaten befinden und zumindest zeitweise als Abstellplatz dienen könnten. Denkbar wären etwa Areale in Industriegebieten, die nicht durchgehend genutzt werden.
Zufahrtsprobleme, unzureichende Beläge oder fehlende sanitäre Anlagen sollen kein Hindernis sein: „Die Straßenbauverwaltung richtet die Flächen als Lkw-Stellfläche her und beabsichtigt, alle Kosten zu übernehmen“, verspricht die Ausschreibung. Interessenten können sich bis Jahresende formlos beim Verkehrsministerium bewerben; lediglich Angaben zu Lage und Größe der Fläche werden eingangs erbeten.
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte auf Anfrage, die Not der Lkw-Fahrer sei groß. „Außerdem gibt es bei den geplanten Erweiterungen von Lkw-Parkplätzen erhebliche Probleme und teils auch verständliche Widerstände betroffener Anwohner in der Nähe.“ Andererseits existierten bestehende Flächen, die genutzt werden könnten. „Mit unserer Ausschreibung wollen wir das Parkplatzangebot ohne weitere Flächenversiegelung ausweiten und zugleich eine soziale Tat für die Lkw-Fahrer umsetzen.“
Der zunehmende Lkw-Verkehr hat entlang von Autobahnen zu einem Parkplatzmangel für Trucker geführt. 2008 hat eine Erhebung des Bundes für 2025 einen Bedarf von 9000 Lkw-Stellplätzen an Baden-Württembergs Autobahnen prognostiziert; eine Aktualisierung ist in Arbeit. Hermanns Ressort zufolge gibt es aktuell im Land rund 6650 Stellplätze.
„Wir haben genügend schlimme Beispiele dafür, was passiert, wenn Lkw aus purer Not dort stehen, wo sie nicht stehen sollen“, erklärt der Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik (VSL) Baden-Württemberg, Andrea Marongui. „Also begrüßen wir das, dass das Land die Sache in Form einer Ausschreibung angeht.“
Marongui glaubt nicht, dass das Projekt ein Selbstläufer wird: Angesichts hoher Grundstückspreise hätten viele Eigentümer vermutlich andere Verwendungsideen als eine Rotation von 40-Tonnern. Andererseits biete die Ausschreibung Kommunen mit einem hohen Verkehr von LKW die Möglichkeit, deren Parkverhalten zu steuern, ohne die Flächen selbst herrichten zu müssen. Land und Steuerzahler wiederum sparen einen Grundstückserwerb.
Politisch ist der Mangel an Lkw-Plätzen regelmäßig Thema zwischen Ländern und Bund, der für die Autobahnen zuständig ist. Kommende Woche wird sich die Verkehrsministerkonferenz erneut damit beschäftigen.
Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren jährlich mehr als zwölf Millionen Euro an Bundesmitteln in Lkw-Parkflächen investiert. Durch die Erweiterung bestehender Anlagen an der A5 ist ein Zuwachs von mehr als 500 Stellplätzen geplant; mehr als 100 davon entstehen an der Raststätte Hardtwald West.
Der Neu-, Aus- und Umbau von Rastanlagen dauert aber oft lang: Nicht nur Natur- und Artenschutz müssen einkalkuliert werden, sondern auch lange Planungszeiträume und Widerstände von Anwohnern. „Bei Amazon bestellen, aber das andere dann nicht haben wollen“, seufzt Logistik-Vertreter Marongui.
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