Weder Politik noch Hersteller wollen elektrische Oberleitungen für Lastwagen haben. Dabei hätte das System durchaus seine technischen Vorteile.
Wie lassen sich Elektro-Lastwagen am besten mit Strom versorgen – mit Brennstoffzellen, Oberleitungen oder Batterien? Für jede Variante gibt es Argumente und Gegenargumente, das Rennen war bislang offen. Mehr Licht in die Sache sollten drei Versuchsstrecken mit Oberleitungen in Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg bringen. Jetzt ist der Abschlussbericht der Begleitforschung erschienen. Auch wenn es im Dokument nirgendwo explizit so geschrieben steht: Für mich klingt er wie ein Nachruf auf die Oberleitungs-Idee.
Technisch gesehen sind Oberleitungs-Lkw nicht so absurd, wie es manchem erscheinen mag. Denn das Konzept sieht keineswegs vor, jeden einzelnen Straßenkilometer durchgängig zu elektrifizieren, sondern „nur“ rund 4.000 Kilometer auf den wichtigsten Autobahnen. Für die restlichen Strecken zum Ziel kämen die Oberleitungs-Trucks dann mit relativ kleinen Batterien aus. Das spart Kosten und Rohstoffe.
Aufbau von Infrastruktur für batterie-elektrische und Oberleitungs-Lkw
Natürlich steht dem ein immenser Aufbau von Infrastruktur gegenüber. Aber den bräuchte es für rein Batterie-elektrische Lösungen auch, man sieht ihn nur nicht so deutlich. Für den Langstreckenverkehr wären Ladeleistungen von rund 800 Kilowatt nötig. Also müssen die Rastplätze entsprechend ausgebaut und ans Mittelspannungsnetz angeschlossen werden. Dabei gibt es dort noch nicht einmal genügend schlichte Parkplätze für Lkw.
„Die Kosten für Schnellladesäulen und Oberleitungen liegen relativ nah beieinander und hängen von vielen Annahmen ab“, sagt Julius Jöhrens vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU), der auch am aktuellen Abschlussbericht beteiligt war, über eine Studie von 2022. Klar sei aber: Wasserstoff wäre noch weitaus teurer.
Allerdings ist die Branche in dieser Frage gespalten. Marktführer Mercedes will von Oberleitungen nichts wissen und favorisiert stattdessen Batterien und Wasserstoff. Die Volkswagen-Tochter Scania unterstützt das Oberleitungsprojekt, setzt ansonsten aber ebenfalls auf Batterien. Die übrigen Hersteller positionieren sich irgendwo dazwischen. Schwere Akku-Trucks haben sie hingegen alle im Angebot. Batterie-elektrische Antriebe sind offenbar der kleinste Nenner, auf den sich die Branche einigen kann.
Oberleitungen: Es mangelt an Unterstützung
Damit bekommen Oberleitungen ein massives Henne-Ei-Problem. Lastwagen mit Stromabnehmern lohnen sich erst dann, wenn das Netz schon sehr weitgehend ausgebaut ist – und umgekehrt. Mit Batterie-elektrischen Lkw kann man sich hingegen langsam in die Elektromobilität herantasten – etwa auf Kurzstrecken oder durch eigene Ladestationen an Lagerhallen und Logistikzentren.
Ähnlich gering wie bei den Herstellern ist die Begeisterung auch bei den Ländern. Viele europäische Staaten wollen erst einmal abwarten, wie die Entwicklung in Deutschland weitergeht. Frankreich (als weiteres zentrales Transitland) hat bisher kein großes Interesse an Oberleitungen gezeigt. „Und auf EU-Ebene haben Interviews gezeigt, dass elektrische Straßensysteme in den politischen Diskussionen keine zentrale Rolle spielen“, so die Abschlussstudie. „Viele politische Entscheidungsträger in der EU sind nach wie vor uninformiert oder gleichgültig gegenüber der Technologie, und die nationalen politischen Entscheidungsträger haben beschlossen, sich nicht für elektrische Straßensysteme einzusetzen.“
Damit kann man sich eine Diskussion über die technischen Vor- und Nachteile eines Oberleitungsnetzes eigentlich sparen. Die Idee dürfte mangels Unterstützung gestorben sein. Es wird Zeit, alle Energie in Schnellladestationen zu stecken.
Aufbau von Infrastruktur für batterie-elektrische und Oberleitungs-Lkw
Natürlich steht dem ein immenser Aufbau von Infrastruktur gegenüber. Aber den bräuchte es für rein Batterie-elektrische Lösungen auch, man sieht ihn nur nicht so deutlich. Für den Langstreckenverkehr wären Ladeleistungen von rund 800 Kilowatt nötig. Also müssen die Rastplätze entsprechend ausgebaut und ans Mittelspannungsnetz angeschlossen werden. Dabei gibt es dort noch nicht einmal genügend schlichte Parkplätze für Lkw.