Kreuz und quer stehen dutzende Lastwagen auf einer staubigen Straße in Gurugram, Indien.
In der südlich von Neu-Delhi liegenden Stadt, sowie in weiteren Bundesstaaten des Landes, protestierten am 2. Januar LKW-Fahrer gegen ein neues Gesetz: Fahrerflucht soll nun mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Davor waren es maximal zwei Jahre!
Das scheint den demonstrierenden Berufskraftfahrern eindeutig zu viel Strafe zu sein. Fahrerflucht ist ein häufig begangenes Delikt auf Indiens Straßen.
Ärger über das neue Fahrerflucht-Gesetz in Indien.
Dramatische Verkehrsstatistik: Fahrerflucht ist ein großes Problem
Indien ist weltweit das Land mit den meisten Verkehrstoten pro Jahr. Bei der letzten offiziellen Erhebung, dem Road Safety Report 2018 der Weltgesundheitsorganisation, waren es über 150.000 Tote. Das bedeutet: Pro Stunde verunglücken etwa 17 Menschen tödlich auf Indiens Straßen. Rund 10 Prozent davon sind Kinder.
Zehn statt zwei Jahre Gefängnis für Fahrerflucht finden diese Männer ganz und gar nicht gut.
Fahrerflucht ist dabei ein großes Problem. Immer wieder liegen Verletzte minuten-, teils stundenlang am Straßenrand, ohne Hilfe zu bekommen. Woran liegt es, dass keiner anhält? Viele hätten Angst vor polizeilichen Kontrollen, sagt Piyush Tewaris, Gründer von SafeLIFE, einer NGO, die sich für sichere Straßen in Indien einsetzt, gegenüber dem Standard. Ebenso befürchteten potenzielle Ersthelfer, die Kosten im Krankenhaus übernehmen zu müssen.
Piyush Tewaris, der Gründer und CEO der indischen Nichtregierungsorganisation „SafeLIFE“.
Immerhin: Seit 2016 sorgt das von Tewaris auf den Weg gebrachte Good-Samaritan-Gesetz dafür, Ersthelfer zu schützen. Seither ist die Bereitschaft, Hilfe zu leisten, in Umfragen gestiegen. Fahrerflucht ist allerdings noch immer ein frequentes Verbrechen auf Indiens Straßen.