Heute gehen uns auf dem Weg nach Riga kilometerlange Baustellen mit kurvigen Umleitungen ganz schön auf den Geist. Baustellenampeln werden – nicht nur von uns! – noch schnell bei Rot überfahren, nur um nicht wieder eine ganze, ewig lange Phase bei Rot warten zu müssen…
Obwohl nur 270 km insgesamt, trauen wir uns nicht, unterwegs so wie sonst Pausen für Kaffee oder anderes einzulegen. Schließlich weiß man nicht, wie viele Monsterbaustellen ähnlicher Länge noch auf uns warten, also ziehen wir sicherheitshalber direkt durch bis kurz vor Riga – eine Fähre wartet schließlich nicht auf ihre verspäteten Gäste.
Als die Ortstafel „Riga“ (mit einem ganz seltsamen Zeichen auf dem i) auftaucht, können wir uns entspannen. Noch etwas Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Käse in einem Supermarkt kaufen, dann etwas weiter volltanken, und als wir gegen 13:00 Ortszeit (Lettland rechnet in finnischer Zeit, als noch eine Stunde später als unsere Uhrzeit) das Terminal erreichen, geht es eine halbe Stunde später auch schon los mit Ticketlösen und Einfahrt auf die Wartespur.
In gemächlichem Tempo werden LKW verfrachtet, mit Betonplatten beladene Trailer an Bord gezogen, dann kommen auch schon die ersten PKW an die Reihe, und wir sind ziemlich vorne mit dabei.
Nach einer ziemlichen Odyssee auf der Suche nach unserer Kabine mit Koffer und ein paar Taschen beziehen wir die winzige, aber saubere Kabine und begeben uns danach an Deck, um das Auslaufen aus dem Hafen live mit anzusehen.
Es weht uns ein dichter, warmer Wind entgegen – Jacken darf man getrost in der Kabine am Haken lassen, es ist warm wie einem Sommerwind entsprechend.
Den Abend verbringen wir dann an Bord bei Livemusik und sehen dem Kinderanimateur bei seiner Tätigkeit zu. Wie lange ist es her, dass wir selbst unsere Kinder mit dabei hatten… kommt einem vor, als wär´s noch gar nicht so viele Jahre her, wie sie es aber in Wirklichkeit schon sind. Tja, die Zeit bleibt eben nicht stehen, das merkt man bei solchen Gelegenheiten immer wieder.
Die Kabinen mit Dusche sind relativ klein, es müssen ja viele Passagiere mit, aber die 11 Stunden Überfahrt werden wir schon überstehen.
So eine Fahrt durch die Schären zu unserem Zielhafen Stockholm ist immer wieder ein Erlebnis, und so genieße ich die eineinhalb Stunden bei Traumwetter durch die Inselwelt an Deck.
Stockholm kennen wir ja von früheren Skandinavienreisen und hat durch die Citymaut und der mittlerweile eingezogen Abzocke den Reiz von einst verloren. Für uns geht es aus dem Hafen raus und gleich auf die Europastraße 4 Richtung Norden.
380 km liegen vor uns, wir halten an einigen uns bekannten Hot Spots und erreichen so gegen 17:00 jene Unterkunft in Sundsvall, die wir vom Vorjahr bereits kennen.
Am nächsten Morgen kurzes Frühstück, welches wir diesmal in Eigenregie zubereiten, danach Abfahrt, weiter Richtung Norden.
Die 398 km von Sundsvall bis Skellefteå stellen eine sportliche Herausforderung dar. Abwechselnd ein- und zweispurig geht es dahin. Beginnt die zweite Spur, so geht´s ans Überholen diverser Brummis oder langsamerer PKW. Doch dabei heißt es Gas geben, es darf nicht getrödelt werden, denn nur allzu schnell läuft die linke Spur wieder auf die rechte zu, und spätestens an dieser Stelle sollte man mit Überholen fertig sein – gleichzeitig aber dürfen auch die vielen Radars an Kreuzungen nicht außer Acht gelassen oder gar übersehen werden, die aber zum Glück immer rechtzeitig angekündigt sind.
Das Wetter trübt sich nach anfänglichem Sonnenschein heute leider rasch ein, dann gibt´s sogar Regen, welcher beharrlich zwar nicht heftig, aber doch stetig gegen unsere Windschutzscheibe trommelt.
Kurze Stopps wie Tanken, die berühmte Högaküstenbru (Bru = Brücke) besuchen, Kaffee und ganz frisches Wienerbröd genießen. Dann heißt es auch schon wieder: auf und dem Norden entgegen.
Zum Mittagessen besuchen wir „Lenas Wärdshus“ (Wirtshaus) das wir von früher kennen, doch auch hier kein langes Verweilen, wir müssen weiter.
Um 17:45, nach Besuchen bei IKEA, Clas Ohlsen und Biltema in Umeå, trudeln wir schließlich am Zielort Skellefteå ein, beziehen unsere Miniwohnung und freuen uns auf eine warme Dusche und a „gemüsige“ Brotzeit!
Das Doppelzimmer mit Dusche und WC sowie kleiner Küche für Selbstversorger kostet per Nacht € 61,-
Im Gemeinschaftsraum, wo wir abends noch gemütlich mit deutschen Reisenden zusammensitzen und plaudern, gibt´s gratis Kaffee und Juice vom Automaten.
Nachdem es die ganze Nacht in Strömen geregnet hat, wird während wir frühstücken der Himmel im Westen blau. Und da unsere Reise heute gen Westen weitergeht, quer durch den landschaftlich wunderschönen Norden Schwedens nach Norwegen, fahren wir also dem Gebiet mit dem blauen Himmel entgegen.
Es erwarten uns 30 km Baustelle, besser gesagt Schotterpiste und viele Rentiere die oft abrupt die Fahrbahn queren.
Wir machen kurze Rastpausen an den uns bekannten Orten Arvidsjaur und Arjeplog, überqueren den schwedischen Polarkreis und freuen uns auf einen Abstecher von etwa 30 km, den wir trotz nördlicher Fahrtrichtung heute mal gen Süden machen wollen: zum bekannten norwegischen Polarcirkel-Senter.
Fortsetzung folgt
„Hisco“Miniserie
Brummionline.com