Fortsetzung
Nach den nächtlichen Regenschauern soll heute laut Wetterbericht ein schöner Tag werden, schaut man Richtung Westen, so wird auch tatsächlich der Himmel bereits vereinzelt blau…
Leer und verlassen liegt der Hurtigruten-Kai da, die Schiffe kommen erst gegen Abend, doch von leer kann man eigentlich gar nicht sprechen: in der Zwischenzeit wird der Kai nun von den Möwen bewacht (und leider auch ziemlich verschissen!)…
Die Anlegestelle der Hurtigrute befindet sich ca. 250 m Luftlinie östlich vom Camping- und Apartmentgebäude und ist von da aus auch gut zu sehen.
Täglich in den späten Abendstunden erwartet uns hier dasselbe Schauspiel, das Touristen immer wieder begeistert, eingeleitet durch ohrenbetäubendes Tuten beider gegenläufig fahrenden Hurtigrutenschiffe, eines in nördlicher, das andere in südlicher Richtung.
Und genau im Berlevåger Hafen treffen sie aufeinander, was jedes Mal zum Anlass für das erwähnte dröhnend laute Tuten beider Schiffe wird, die auf diese Weise ein Grußsignal aussenden.
Diesmal ist es das Hurtigrutenschiff „Trollfjord“, das in Berlevåg einläuft, während die „Richard With“ soeben den Hafen verlässt.
So sieht das Berlevåg Camping- und Appartment-Haus an der Nordwestecke der Varangerhalbinsel und am Ende der Eismeerstrasse von außen aus.
Hier „regiert“ Dieter Salathe aus der Schweiz seit 1989. Er kam per Motorrad, sah und entschied: hier wollte er sein Leben verbringen! Und eröffnete am Ende der Welt einen tollen Campingsite, der sogar im Winter Gäste empfängt. Hier ist alles picobello sauber und gepflegt, die Atmosphäre freundlich, ja familiär, und somit zieht es hier trotz exponierter Lage immer wieder neue sowie Stammgäste hin. Absolut
empfehlenswert!
Smalltalk mit Dieter in der Gästestube…..
So sieht das Innere von Camping & Appartment Berlevåg aus: urgemütlich, mit einer kleinen Bibliothek, die dem Gast zur Verfügung steht.
Küche, Sanitäre Einrichtungen und Campingstube werden von Pensions- und Campinggästen genützt.
Heute … unser letzter Tag in Berlevåg.
Nochmal eine Runde durch die Gemeinde, man kann sich hier gar nicht genug satt sehen, für uns ist das eine andere Welt.
Relikte aus der Vergangenheit: Norwegen war ja bekanntlich im zweiten Weltkrieg besetzt und hier oben waren die Befestigungsanlagen der Eismeerfront, hoch über Berlevåg sind noch Reste der Geschützstellungen.
Als man vor einem Jahr begann den Berlevåger Hafen umzubauen, kamen im Zuge der Baggerungsarbeiten etliche Kriegsrelikte zum Vorschein, die zum Teil ins Hafenmuseum gebracht und zu Ausstellungsstücken gemacht wurden. Ein anderer Teil der Fundstücke liegt nun außen rund ums Gebäude des Museums und sind jetzt Wind und Wetter ausgesetzt.
(sowie dieser Flugzeug-Sternmotor eines Kampfbombers dere hier abgeschossen wurde)
5 Tage verbrachten wir in Berlevåg, und keine Minute davon war es langweilig.
7. September 2017, heute heißt es Berlevåg ade, nach fünf Tagen Seele baumeln lassen treten wir die Rückreise von Berlevåg an.
Am Vorabend wurde bereits ein Großteil an Gepäck im Wagen verstaut, denn um 06 morgens starten wir Richtung Saariselkä im Herzen Lapplands 460 km sind zu bewältigen.
Der Himmel so blau und ohne einzige Wolke, dass es beinahe unglaublich wäre, würde man es nicht live erleben!
Wir verabschieden uns von Dieter, flott die restlichen Taschen im Auto verstaut, frisches eiskaltes Trinkwasser in die Flaschen gefüllt, ein letzter Blick zurück, und dann geht es auch schon los.
Im Rückspiegel sieht meine Frau das kleine Fischerdorf an der Barentsee, das wir so sehr lieben, kleiner und kleiner werden, bis es in einer Biegung hinter Felswänden verschwindet.
20 km folgen wir der kurvenreichen Küstenstraße, ehe es in die Berge hoch geht. Unser Weg führt übers Kongsfjordgebirge, welches sich quer über die Varangerhalbinsel zieht.
In Tanabru erreichen wir wieder die E 6, der wir Richtung Kirkenes folgen.
In Neiden dreht die Fahrtrichtung auf südwärts, weiter über die norwegisch-finnische Grenze nach Lappland.
Die Strecke entlang des Inarisees hat kaum Verkehrsaufkommen. Dies bedeutet jedoch nicht etwa, man könnte hier Gas geben – weit gefehlt. Man sollte im Gegenteil einen gemächlichen und vor allem vorausschauenden Fahrstil an den Tag legen, da die vierbeinigen Tundrabewohner, deren Heimat wir auf vier Rädern durchqueren, gerne unvermittelt aus den Seitengräben links und rechts der Fahrbahn aufzutauchen pflegen.
Lappland-Impressionen entlang des Inarisees, die Schönheit, Weite und Ruhe Lapplands sprechen aus den Bildern für sich…
Rentiere zeigen keinerlei Respekt oder Furcht vor Fahrzeugen, gleichgültig wie groß oder schnell die auch sein mögen. Im Gegenteil, oft scheint es, als würden sie den Autofahrern eine Lehre erteilen wollen, traben sie doch wie zum Hohn liebend gerne quer über die Straße, und das unmittelbar vor herannahenden Fahrzeugen. Bleiben stehen oder gehen den Autos entgegen, stellen sich zu mehreren quer zur Fahrtrichtung und ähnliche Überraschungen mehr!
Da heißt es Augen auf und so gut es geht die Straßenränder beobachten – denn die Tarnfarbe ihres Sommerfells ist selbst in Bewegung schwer bis kaum rechtzeitig wahrnehmbar.
Hier sind die Beifahrer recht gefragt. Im „Mitbeobachten“ und Warnen des Fahrers, denn der kann seine Augen beim besten Willen nicht immer gleichzeitig links, rechts UND natürlich auch geradeaus in Fahrtrichtung haben!
In Saariselkä haben wir bei der Buchung leider ein bisschen daneben gegriffen.
Dies stellt sich in dem Moment heraus, als wir die kleine, äußerlich hübsche Hütte näher inspizieren:
Null Wasser, natürlich auch keine Toilette oder Dusche. Das alles findet sich etwa 80 m entfernt in einem allgemeinen Sanitärhaus, wie auf Campingplätzen eben üblich.
Meine Frau kriegt die Krise: Trinkwasser für Kaffee oder Tee in einem Eimer holen? Nachts aus dem Bett, komplett ankleiden und dann die 80 m zur Toilette laufen? Das übersteigt ihre Toleranzschwelle bei weitem, jedoch – jetzt ist es für Umdisponieren natürlich zu spät. Also heißt es in den sauren Apfel beißen und nächstes Mal bei den Buchungen besser aufpassen… soll uns (hoffentlich!) nie wieder passieren.
Durch finnisch Lappland geht´s weiter südwärts und es wird stetig wärmer, früh morgens 1°C und in Sodankylä bereits 16°C bei Ankunft in Rovaniemi am Polarkreis waren es dann 21°C.
Zwischen durch immer wieder Pausen zum Kaffee trinken, Fotografieren und auch für eine kleine Wanderung im Naturschutzgebiet bleibt Zeit.
Nach 257 km südwärts verlaufender Fahrt erreichen wir Rovaniemi am nördlichen Polarkreis.
Fortsetzung folgt
„Hisco“Miniserie
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