Der Paketdienst GLS Germany hat erstmals einen E-Lkw für den Fernverkehr in Regelbetrieb genommen. Nach einer erfolgreichen Testphase ist das Modell FH Electric von Volvo Trucks seit Juni 2024 fester Bestandteil der GLS-Flotte.
„Im vergangenen Jahr startete GLS eine zweistufige Pilotierung der Batterie-elektrischen Technologie mit Fokus auf längere Distanzen“, so das Unternehmen in einer begleitenden Mitteilung. Mittlerweile wird der Elektro-Lkw im regulären Betrieb eingesetzt. Und so verkehrt der vom Partner-Unternehmen Pabst Logistik betriebene Stromer zwischen den GLS-Standorten im fränkischen Kürnach und Neuenstein in Osthessen.
In der von GLS eingesetzten Variante hat das aus sechs Batterien bestehende Batteriesystem eine Gesamtkapazität von 540 kWh. Dies ist die derzeit größte Konfiguration, die die Schweden anbieten. Laut Volvo Trucks sollen damit bis zu 300 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden können. Der Paketdienstleister spricht in seinem Fall aber sogar von 350 Kilometern real getesteter Reichweite unter Volllast.
Die Batterien werden in Neuenstein geladen. Der Ladevorgang soll laut GLS nahtlos in den logistischen Tagesablauf integriert werden können. Über die Ladetechnik vor Ort gibt es allerdings keine weiteren Informationen. Wie das Datenblatt von Volvo Trucks verrät, dauert ein vollständiger Ladevorgang an einer AC-Ladesäule mit 43 kW ca. 9,5 Stunden, an einer DC-Ladesäule mit 250 kW ca. 2,5 Stunden.
Doch ganz ohne Herausforderungen scheint der Einsatz des FH Electric nicht zu sein, wie Hans Pabst, geschäftsführender Gesellschafter des GLS-Partnerunternehmens Pabst Transport, mitteilt. „Es ist nicht möglich, den E-Lkw einfach so auf die Straße zu setzen. Vor dem Hintergrund der noch ausbaufähigen öffentlichen Ladeinfrastruktur für den Schwerlastbereich und einer Abhängigkeit vom Wetter, beispielsweise bei kälteren Temperaturen, planen wir jeden Einsatz vorab durch ein eigenes Scouting-Team“, so Pabst.
Trotz dessen hat der Batterie-elektrische Lkw laut GLS bereits über 20.000 Kilometer zurückgelegt und rund 150.000 Pakete transportiert (2.500 Pakete pro Tag). „Wir treiben die Umstellung unserer Fahrzeugflotte und die Dekarbonisierung unserer Dienstleistung aus intrinsischer Motivation voran und testen Innovationen an vielen Stellen, wenn sie sinnvoll sind. Es freut uns sehr, wenn unsere Transportpartner ebenso technologieoffen sind wie wir. Nur durch skalierbare Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette gelingt es uns, eine zukunftsfähige Logistikdienstleistung zu formen. Der jetzt eingeflottete E-Lkw beweist: wir sind auch im Fernverkehr auf einem guten Weg dorthin“, so GLS-Regionalleiter Jakob Nielsen.
Insgesamt besteht die Flotte aus über 1.100 emissionsfreien und emissionsarmen Zustellfahrzeugen, die sich auf über 250 deutsche Städte verteilen. Dazu zählt der Paketdienstleister aber nicht nur Batterie-elektrische Exemplare, sondern auch solche, die mit (Bio-)LNG, HVO100 und Wasserstoff betrieben werden. Eine genaue Aufteilung liefert GLS in der Pressemeldung nicht mit. Nur, dass im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie die Flotte an E-Lkw in Zusammenarbeit mit weiteren GLS-Partnern und interessierten Kunden ausgebaut werden soll.