Immer wieder werden Radfahrer auf Deutschlands Straßen von abbiegenden Lkw verletzt oder getötet, weil sie im toten Winkel nicht zu sehen waren. „Zum Glück ist mir so ein Unfall noch nicht passiert“, sagt Ralf Kant, Fahrer beim EUV. Damit hoffentlich auch künftig Unfälle in Castrop-Rauxel vermieden werden, hat der EUV zwei Abfallsammelfahrzeuge mit Abbiegeassistenten angeschafft und will weitere Fahrzeuge nachrüsten.
An einige brenzlige Situationen
kann sich Kant, der seit 36 Jahren mit dem Müllwagen unterwegs ist,
erinnern. „Man muss immer zwei-, dreimal gucken“, erklärt er, wie er
sich bislang versicherte, dass sich kein Radfahrer rechts von ihm
befand. Während der Fahrt verließ er sich auf die Spiegel und auf seine
Kollegen. Die beiden Müllwerker, die hinten auf den Trittbrettern
stehen, haben die Möglichkeit, den Fahrer mit Schelle oder Nothahn zu
alarmieren.
Die Frage nach der Sicherheit ist beim EUV schon lange Thema. „Aber die
Hersteller waren noch nicht soweit“, sagt Ayhan Tiris, Leiter der
Kfz-Werkstatt. Doch seit April gehören zum Fuhrpark, zu dem rund 16
Abfallsammelfahrzeuge zählen, zwei neue Wagen mit einem
Abbiegeassistenzsystem. „Für den Totwinkelbereich gibt es eine
Sensortechnik am Fahrzeug und eine Kamera am Spiegel“, erläutert Tiris.
Optisches und akustisches Signal
Von
seinem Fahrersitz aus kann Ralf Kant jetzt über einen zweiten
Bildschirm – der erste zeigt ihm den Ladebereich hinter dem Wagen – das
komplette Umfeld des Fahrzeugs sehen. „Damit ist es viel leichter für
den Fahrer.“ Außerdem ist das Warnsystem mit einer optischen Anzeige
ausgestattet. Ein gelbes Signal bedeutet, dass sich jemand neben dem
Müllwagen befindet, ein rotes, dass eine Kollision droht. Dazu ertönt
ein akustisches Signal. „Das kann man nicht überhören“, so Kant.
Der EUV plant, 2019 fünf Fahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten
nachzurüsten. „Wir haben Anfragen gestellt und warten auf Angebote“,
sagt Tobias Schulze, zuständig fürs Fuhrparkmanagement. Für diese Wagen
kommt eine Nachrüstung in Frage, weil sie im Durchschnitt erst drei bis
vier Jahre alt sind. Bei künftigen Neuanschaffungen soll das Warnsystem
Standard sein. „Das System hat seinen Preis, aber Sicherheit ist nicht
mit Geld zu bezahlen“, betont Tiris.
Mitarbeiter werden geschult
Der EUV setzt beim Thema Sicherheit nicht nur auf Technik, sondern auch auf Schulungen. „Für Berufskraftfahrer sind sie einmal im Jahr vorgesehen“, sagt Schulze. Bei der Sicherheitsunterweisung gibt es sowohl praktische Fahrübungen als auch Hinweise, wie Fahrer die Spiegel optimal einstellen.
Daneben wünschen sich die EUV-Mitarbeiter gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr. „Der Fahrer passt auf und hat die Technik“, erklärt Ayhan Tiris, dass auch die Radfahrer gefragt seien. Ralf Kant erinnert daran, dass Radler stehende Fahrzeuge rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit überholen dürfen.
Voraussichtlich 2022 wird EU-weit eine Pflicht für Abbiegeassistenzsysteme eingeführt. Das findet Anklang beim EUV. „Es würde Menschenleben retten“, sagt Tiris.
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