Sie haben ein Problem, für das es oft nur einen illegalen Ausweg gibt: Lkw-Fahrer müssen die vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten, finden aber an überfüllten Autobahn-Raststätten keinen Stellplatz mehr. Bislang gibt es nur Notlösungen.
Da stehen sie in der Dunkelheit: große und kleine Lkw, Tanklaster, Zugmaschinen, Transporter – viele davon aus Osteuropa. Es ist Dienstagabend, 19 Uhr, und der Parkplatz der Raststätte Am Fichtenplan an der A10, dem südlichen Berliner Ring, ist voll. Mehr als das: Die Laster stehen dicht an dicht – teilweise quer zu den Parkbuchten.
Fahrer Sascha hat gerade 16 Tonnen Margarine in Berlin abgeliefert und noch einen Stellplatz gefunden. Wer später dran sei, habe aber häufig ein Problem, sagt er: „Auf den Hauptverkehrsverbindungen kann es teilweise sein, dass man schon gegen 17 oder 18 Uhr nichts mehr kriegt. Dann werden schon die ‚Einflugschneisen‘ an den Tankstellen zugeparkt“, sagt er. Er habe den Eindruck, „dass es jedes Jahr früher wird, das nichts mehr geht.“ Auch die Unfallgefahr steige durch das wilde Parken auf den Raststätten: „Jede Nacht ist anders“, sagt Sascha, „mal stehen die Kollegen rechts an der Leitplanke, mal stehen sie links. Und wenn man sich falsch einsortiert, macht es knack.“
Immer mehr Lkw, aber kaum neue Parkplätze
Die Gefahr für einen Unfall wird größer, denn es gibt immer mehr Lkw, aber kaum neue Parkmöglichkeiten. Rund 31.000 Plätze fehlen in ganz Deutschland – so schätzt die Vereinigung deutscher Autohöfe. Etwa 4.000 davon fehlen alleine in Brandenburg. Ähnlich wie Am Fichtenplan sieht es auf der Raststätte Michendorf, ebenfalls an der A10, aus. Hier stehen die Laster sogar schon vor der Tankstelle, in der Verlängerung der Ausfahrt, die Fahrer Sascha „Einflugschneise“ nennt. Denn die Trucker müssen ihre Ruhezeiten einhalten, sonst können saftige Bußgelder fällig werden.
Möbel-Fahrer Roman kennt dieses Dilemma: „Das Bundesamt für Güterverkehr sieht das sehr, sehr verbissen. Ich bin manchmal zehn Minuten oder eine Viertelstunde über der erlaubten Fahrzeit und habe ein schlechtes Gewissen. Dann muss ich halt einen Ausdruck machen und darauf eintragen, dass die Parkplätze belegt waren.“ Die Fahrer fahren dann oft notgedrungen weiter: ins Gewerbegebiet oder zu anderen Rasthöfen.
Technik soll ein politisches Problem lösen
Was also tun? Anfragen zu diesem Thema beantwortet das Bundes-Verkehrsministerium nicht. Dabei weiß man dort mindestens schon seit einer Studie aus dem Jahr 2008, dass tausende Plätze fehlen. Gebaut wird aber nur sehr langsam. Auch weil Anwohner und Umweltschützer häufig gegen größere Parkplätze protestieren. Alternativ wird derzeit in Bayern eine App getestet, die den Fahrern anzeigen soll, wo noch etwas frei ist. Außerdem im Test: ein System, das die Parksituation kompakter machen soll. Technik als Lösung für ein politisches Problem?
Der Deutsche Gewerkschaftsbund weist darauf hin, dass osteuropäische Fahrer oft wochenlang als Nomaden unterwegs seien. Weder ihre Firmen noch die Kunden kümmerten sich darum, wo sie ihre Ruhezeiten verbringen. Meistens schliefen die Fahrer im Führerhäuschen auf Raststätten – obwohl das für längere Pausen eigentlich verboten ist. Daran wird wohl auch ein neues Gesetzespaket der EU nichts ändern, das die Bedingungen für Fahrer eigentlich verbessern soll. Denn schon jetzt mangelt es an wirksamen Kontrollen.
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