Wie Niederländer und Deutsche im Arbeitsalltag voneinander enorm profitieren können, macht ein Trio der Bewital-Unternehmensgruppe deutlich.
Es ist ein zarter Trend: Laut Euregio verzeichnet der Kreis Borken im Jahr 2017 eine Steigerung von 16 Prozent bei Einpendlern aus den Niederlanden. Gerrit-Jan Overbeek, Hermann ter Maat und Henk Jan Leusink, so die Bewital Unternehemnsgruppe in einer Pressemitteilung, gehören dazu. Neben dem gleichen Arbeitgeber – der Bewital Unternehmensgruppe – teilen sie vor allem auch eine Erfahrung: Zwischen Deutschen und Niederländern gibt es zwar Unterschiede, aber wenn man es richtig anstellt, bieten gerade diese Mixed-Teams enorme Vorteile.
Morgens, halb zehn im Münsterland – Hermann ter Maat lenkt gekonnt seinen 40-Tonner über die Landstraße. Es ist besonders die Freiheit, die der erfahrene Berufskraftfahrer bei seiner Arbeit für die Westrans Spedition schätzt. „Seit ich in Deutschland arbeite, habe ich mehr Eigenverantwortung im Beruf, denn das freie Zeitmanagement der Mitarbeiter ist hier ein bedeutender Punkt in der Unternehmenskultur.“ Für ihn wie auch für seine Kollegen spielen Grenzen keine Rolle. So betont Gerrit-Jan Overbeek: „Ich kann jedem empfehlen, auch beruflich einmal über den Tellerrand zu schauen.“ Seit 2002 ist er als Vertriebsleiter für Bewital Agri in Oeding tätig.
Was er in der Zeit gelernt hat: Deutsche und Holländer können sich in ihrer Arbeitsweise und Mentalität optimal ergänzen. Besonders für Unternehmen, die international agieren, seien solche Mixed-Teams sehr spannend, erklärt Overbeek. „Holländer denken meist sehr international und haben einen guten Draht zum Englischen. Sie sind sehr exportorientiert.“ Im Gegenzug, so erklärt Overbeek, seien die Deutschen sehr gründlich in ihrer Arbeit und „unverschämt gut“ in Technik und technischen Umsetzungen. „Hier können beide Seiten viel voneinander lernen und sich weiterentwickeln. Eine super Mischung also, um erfolgreich zu sein“, schließt er.
Kleine Unterschiede
Doch wo bleiben dann die Niederländer? Bei all den Vorteilen sind die Zahlen der Berufspendler aus den Niederlanden relativ gering. Dabei bleiben auch im Bereich des westlichen Münsterlandes immer mehr Stellen für Fachkräfte unbesetzt. Sind die Mentalitäts-Unterschiede doch zu groß, Sprachbarrieren zu hoch und ist das Arbeiten beim großen Nachbarn damit unattraktiv? Es gibt kleine, aber feine kulturelle Unterschiede zwischen den Nachbarn, bestätigt auch Henk Jan Leusink.
Doch von Problemen kann hier nicht die Rede sein. „Einem Niederländer wird zum Beispiel ein Duz-Fauxpax schnell verziehen“, sagt der 35-Jährige Produktentwickler, der für Bewital Petfood arbeitet, lachend. Von ernsthaften Verständigungsproblemen können die drei Kollegen aber nicht berichten. Die Gründe also, warum deutlich weniger Niederländer ihren Arbeitsplatz in Deutschland haben als umgekehrt, sind an anderen Stellen zu suchen. So ist etwa der niederländische Arbeitsmarkt sehr stabil. Zudem ist die soziale und arbeitsrechtliche Absicherung in den Niederlanden sehr gut.
Viele Formulare ausfüllen
Hier verbirgt sich womöglich ein entscheidender Aspekt: „Die Themen Steuer und Rentenversicherung müssten eigentlich einfacher zu lösen sein“, sagt Gerrit-Jan Overbeek. Und tatsächlich, in Sachen Arbeitsrecht, Verträge, Kranken- und Sozialversicherung wollen einige Regeln beachtet und einige Formulare ausgefüllt werden, bis es an die Arbeit im neuen Land geht. Hiermit stehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jedoch nicht alleine dar. So informiert beispielsweise der Verband Euregio unabhängig zum Thema grenzübergreifende Zusammenarbeit und bietet umfangreiche Unterstützung an. Spezielle „Grenz-Info-Punkte bieten eine Anlaufstelle.
Auch Arbeitgeber können dazu beitragen, ihre Attraktivität bei niederländischen Arbeitnehmern zu erhöhen. So unterstützt Bewital die niederländischen Arbeitnehmer allein schon bei der formellen Abwicklung. „Wir lassen unsere niederländischen Mitarbeiter bei diesen Themen nicht alleine und setzen alles daran, dass ihr Start in unserem Team reibungslos funktioniert“, sagt Yvonne Brüninghoff, die als Assistenz der Geschäftsführung in engem Kontakt mit den Teams steht. Lohnt sich also der ganze Aufwand? Leusink, Overbeek und ter Maat können dies nur mit einem klaren: „Ja“ beantworten. Sie haben von ihrem Schritt über die Grenze persönlich und beruflich profitiert.