Denn wirkliche, endgültige Freiheit bleibt dem Deutschen verdächtig. Ohne den Fußtritt der Vorschrift ist er hilflos.
Max Herrmann-Neiße
Max Herrmann-Neiße
Brüder, laßt uns lustig sein, Weil der Frühling währet Und der Jugend Sonnenschein Unser Laub verkläret. Grab und Bahre warten nicht; Wer die Rosen jetzo bricht, Dem ist der Kranz bescheret. Unsers Lebens schnelle Flucht Leidet keinen Zügel, Und des Schicksals Eifersucht Macht ihr stetig Flügel. Zeit und Jahre fliehn davon, Und vielleichte schnitzt man schon An unsers Grabes Riegel. Wo sind diese, sagt es mir, Die vor wenig Jahren Eben also, gleich wie wir, Jung und fröhlich waren? Ihre Leiber deckt der Sand, Sie sind in ein ander Land Aus dieser Welt gefahren. Wer nach unsern Vätern forscht, Mag den Kirchhof fragen; Ihr Gebein, so längst vermorscht, Wird ihm Antwort sagen. Kann uns doch der Himmel bald, Eh die Morgenglocke schallt, In unsre Gräber tragen. Unterdessen seid vergnügt, Laßt den Himmel walten, Trinkt, bis euch das Bier besiegt, Nach Manier der Alten! Fort! Mir wässert schon das Maul, Und, ihr andern, seid nicht faul, Die Mode zu erhalten. Dieses Gläschen bring ich dir, Daß die Liebste lebe Und der Nachwelt bald von dir Einen Abriss gebe. Setzt ihr andern gleichfalls an, Und wenn dieses ist getan, So lebt der edlen Rebe. Johann Christian Guenther |
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