Michael Polaczek steuerte den überfallenen Bus ins Depot.Foto:Dirk Bauer
Die Schüsse auf den Busfahrer der Vestischen in Recklinghausen war unter den Busfahrern ein vielfach diskutiertes Thema. Die Reaktionen waren weit gespannt.
„Das ist das Tagesgespräch unter den Kollegen, beim Fahrerwechsel haben wir darüber geredet und natürlich in den Pausen“, berichtet Peter Engels. Der Dorstener steuert einen Linienbus für den BVR, macht gerade Pause am Oberhof. „Da wird einem schon angst und bange, wenn man das hört.“ Besonders abends und jetzt, wo es früher dunkel wird, mache man sich mehr Sorgen. „Manche Kollegen sagen, sie legen sich jetzt einen Knüppel neben den Sitz.“ Der Dorstener kann Überfall und Schüsse nicht begreifen. „Mehr als 50, 60 Euro sind sowieso nie in der Kasse.“
De-Eskalationstraining für Fahrer
Auch Michael Polaczek, der für die Vestische unterwegs ist, spricht von Beklemmungen, die sich breit machen. „Ich habe jetzt mehr Angst“, gesteht Polaczek, der in der Nacht zum Sonntag am Unglücksort in Recklinghausen war. „Ich hatte bei Wessels Bereitschaftsdienst und wurde gerufen, um den überfallenen Bus zurückzufahren.“ Polaczeks Firma Wessels fährt für die Vestische. Viele Kollegen hätten ihn angerufen. „Unruhe hat sich unter den Fahrern breit gemacht“, so der Recklinghäuser. Marion Booke, die seit 16 Jahren Busse steuert, sagt, sie habe keine Angst. „Ich hab schon Schlimmes erlebt, musste meinen Bus unter Polizeischutz steuern.“ Der direkte Notrufknopf zur Polizei in den neuen Bussen gebe Sicherheit. Per GPS werde der Standort signalisiert.
Norbert Konegen, Sprecher der Vestischen, stockt noch immer der Atem, wenn er an Samstagnacht denkt. „Einen Überfall mit Schusswaffengebrauch hat es bei der Vestischen noch nicht gegeben.“ Zwar werde der Ton rauer von Leuten, die im Bus auffällig werden, doch die Zahl der Übergriffe sinke. Tätliche Angriffe, nach denen der Busfahrer länger als zwei Tage krank war, gab es bei der Vestischen 2009 und 2010 je sechs, im letzten Jahr nur zwei. „Das sind immer noch zwei zu viel, aber bei über 63 Millionen Fahrgästen ist das eine geringe Zahl.“ Auch die Zahl der verbalen Attacken sei mit im Schnitt 43 pro Jahr recht niedrig.
Konegen berichtet, dass das dreistufige Sicherheitskonzept der Vestischen dazu beigetragen habe. Dazu gehöre ein kontrolliertes (durch den Fahrer überwachtes) Einsteigen. Zweitens der Einsatz einer Videoschutzanlage, die zu einem drastischen Rückgang von Vandalismus führte. Die dritte Stufe sei ein De-Eskalationstraining für die Fahrer. „Nur das hilft alles nichts, wenn einer ohne Grund einfach drauf los schießt“, so Konegen.
Quelle: WAZ
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