Sollen die europäischen CO2-Reduktionsziele wirklich erreicht werden, braucht es eine flächendeckende Hochleistungs-Ladeinfrastruktur von gigantischem Ausmaß. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Automotive-Unternehmensberatung Berylls
Die Europäische Kommission will den CO2-Ausstoß von schweren Nutzfahrzeugen bis 2040 um 90 Prozent reduzieren im Vergleich zum Zeitraum von Mitte 2019 bis Mitte 2020. Bis 2030 soll die Branche als Etappenziel eine Reduktion von 45 Prozent realisieren. So weit, so bekannt. Doch wie lässt sich das tatsächlich schaffen? Die Automotive-Unternehmensberatung Berylls hat dafür jetzt eine tiefgreifende Analyse vorgelegt, die klar macht, dass es mit E-Lkw allein nicht getan ist. Vielmehr ist zusätzlich eine flächendeckende Hochleistungs-Ladeinfrastruktur nötig.
300 MCS-Stationen in Deutschland nötig
„Für den nachhaltigen Fernverkehr werden wir in Europa mindestens 1.700 Megawatt-Ladesysteme brauchen – bis 2030. Davon sind im Haupttransitland Deutschland über 300 Ladestellen entlang der Autobahnen nötig, in Frankreich sogar mehr als 400“, erklärt Steffan Lemke, Berater bei Berylls. Der durchschnittliche Lade-Standort müsste laut der Analyse von Berylls außerdem über mindestens drei Ladepunkte verfügen, um den gemittelten Ladebedarf zu decken. „Steigt die Nachfrage während der Spitzenzeiten sprunghaft an, ist eine Obergrenze von 14 Ladepunkten gerechtfertigt, wenn die Wartezeit pro Lkw fünf Minuten nicht überschreiten soll“, heißt es weiter.
10.000 XXL-Säulen bis 2030
Bis 2030 müssten damit mehr als 10.000 Ladeeinheiten mit einer Ladeleistung von einem Megawatt installiert werden. Diese XXL-Ladesäulen müssten zudem anders als im Pkw-Bereich vorab gebucht werden können, um den Bedürfnissen in der Logistik gerecht werden zu können.
Berylls: Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor
Die Bewältigung des in Europa vorhandenen Schnellladebedarfs ist laut Berylls ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Umstellung des Schwerlastfernverkehrs auf die E-Mobilität. Der Umstieg vom Diesel- auf den E-Lkw werde kein Selbstläufer. Eine Zusammenarbeit aller Interessengruppen sei von entscheidender Bedeutung. Ohne diesen kollaborativen Ansatz sei die Erreichung der EU-Ziele und die langfristige Rentabilität von E-Lkw kaum zu gewährleisten.
Realistische Grundannahmen gegeben
Die Grundlagen der Berylls-Berechnungen zum Bedarf an Megawatt-Ladesystemen sind im Übrigen durch und durch realistisch: So gehen die Experten der Automotive-Unternehmensberatung davon aus, dass Lkw im europäischen Fernverkehr innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten Entfernungen von 300 bis 360 Kilometer zurücklegen und dabei etwa 360 bis 430 Kilowattstunden verbrauchen. Vor diesem Hintergrund brauche es Megawatt-Charger, um ein Aufladen innerhalb der gesetzlichen Lenkzeitpausen von 45 Minuten für die nächsten 300 bis 400 Kilometer zu ermöglichen.
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