Erneuter Streik im privaten Busgewerbe – Demo in Kiel

Die Fahrer privater Busunternehmen in Schleswig-Holstein haben am Dienstag ihren Warnstreik fortgesetzt. Vor allem auf dem Land blieben viele Busse im Depot. Aufgerufen zu dem zweitägigen Streik hatte die Gewerkschaft ver.di.

Wer am Dienstag mit dem Bus zur Arbeit oder in die Schule fahren wollte, kam meist nicht weit. Viele Busse fuhren nicht. Berufstätige sowie Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein mussten sich vielerorts – wie schon am Montag – um alternative Transportmöglichkeiten bemühen, mit dem Auto fahren oder Fahrgemeinschaften bilden. Denn etwa 1.900 Beschäftigte des privaten Busgewerbes haben für eine bessere Bezahlung gestreikt. Betroffen waren laut Gewerkschaft ver.di landesweit etwa 90 Betriebe, die überwiegend den Linienverkehr auf dem Land übernehmen. Nur die Busse der kommunalen Anbieter in Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck fuhren regulär.

Ver.di erhöht den Druck: Demonstration in Kiel

Die Beschäftigten der privaten Busunternehmen zogen am Dienstagvormittag außerdem durch die Kieler Innenstadt, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Nach Angaben von ver.di-Sprecher Frank Schischefsky waren 500 bis 600 Teilnehmende dabei. Schischefsky sagte NDR Schleswig-Holstein, man habe lange gewartet und alles versucht, um den Streik zu verhindern. „Der Tarifvertrag ist bereits seit dem 30.6. ausgelaufen.“ Nun werde Druck gemacht, damit es möglichst schnell zu einem Verhandlungstermin komme. Bisher wollen beide Seiten am 10. Oktober wieder miteinander reden. Ver.di wünscht sich einen früheren Termin.

Bereits Anfang September stand der private Busverkehr im Land für zwei Tage still. Nach Angaben von ver.di hatte die Arbeitgeberseite bei einer Verhandlung am vergangenen Mittwoch kein neues Angebot vorgelegt. Deshalb der erneute Streik.

Die Forderung: 1,95 Euro pro Stunde mehr

Eine Gruppe streikender Omnibusfahrer steht mit Warnwesten als Pulk auf einem Betriebsgelände. © Screenshot

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Warnstreik: Busfahrer fordern 1,95 Euro pro Stunde mehr

Die Gewerkschaft ver.di hatte zu dem Streik aufgerufen. Vor allem Verbindungen auf dem Land fallen aus.

Ver.di fordert, dass die Arbeitgeber den Stundenlohn um 1,95 Euro erhöhen. Die Arbeitgeber bieten für dieses Jahr 8,5 Prozent mehr an. Was das bedeutet, kann man anhand eines Beispiels deutlich machen: Der aktuelle Einstiegs-Tariflohn für einen Busfahrer im privaten Busgewerbe liegt laut ver.di bei 15,99 Euro pro Stunde. Die Gewerkschaft fordert 1,95 Euro mehr – das entspricht einer Erhöhung von 12,2 Prozent. Fahrerinnen und Fahrer, die schon länger dabei sind, bekommen etwas mehr Geld, da würde die prozentuale Erhöhung etwas geringer ausfallen. Die Arbeitgeber würden, Stand jetzt, aber nur 8,5 Prozent mehr zahlen.

Ver.di will zudem eine Tariflaufzeit von zwölf Monaten, die Arbeitgeber für 30 Monate. Sie bieten deshalb neben einer Einmalzahlung von 300 Euro eine weitere Erhöhung zum 1. Oktober um 3,5 Prozent und eine Erhöhung von zwei Prozent zum Oktober kommenden Jahres an.

Arbeitgeber haben kein Verständnis für Streik

Der Omnibus Verband Nord (OVN), der den Tarifvertrag für die etwa 90 privaten Busunternehmen in Schleswig-Holstein aushandelt, hatte im Vorfeld mit Unverständnis auf die Ankündigung des Warnstreiks reagiert. Die Situation sei durch hohe Inflation und die Kraftstoff- und Energiepreisentwicklung schon kompliziert genug. Er vermisse Kompromissbereitschaft von Seiten der Gewerkschaft, sagte OVN-Verhandlungsführer Klaus Schmidt. Die Arbeitgeberseite habe auch deshalb kein neues Angebot unterbreitet, weil ver.di es ohnehin abgelehnt hätte. Zuvor hatte der OVN eine deutlich geringere Lohnanpassung angeboten – nach eigenen Angaben ein Angebot, das die Inflation ausgleiche.

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