Energie zu teuer – Michelin produziert künftig keine Lkw-Reifen in Deutschland mehr

Mehr als 1500 Beschäftigte sind von Michelins Entscheidung betroffen: Der Hersteller produziert künftig keine Lkw-Reifen mehr in Deutschland – unter anderem wegen zu hoher Energiekosten.

Michelin will die Produktion von Lkw-Reifen in Deutschland beenden. Das französische Unternehmen mit Deutschlandsitz in Homburg sprach in einer entsprechenden Ankündigung vom Dienstag von einer „schwierigen, aber unumgänglichen Entscheidung“, die insgesamt mehr als 1500 Mitarbeiter betreffen werde. Als Gründe führte der Reifenhersteller die gestiegenen Energiekosten und Konkurrenz durch „Budgetreifen aus Niedriglohnländern“ an.

Bis Ende 2025 soll demnach die Produktion von Lkw-Neureifen und die Fertigung von Halbfabrikaten an den Standorten Karlsruhe, Trier und Homburg eingestellt werden. Zudem werde das Kundenkontaktzentrum von Karlsruhe nach Polen verlagert, erklärte das Unternehmen. Damit reagiere Michelin auf langfristige Negativtrends und schlechte wirtschaftliche Aussichten.

Michelin macht die Konkurrenz aus Niedriglohnländern zu schaffen

Zwischen 2013 und 2022 habe sich der Marktanteil von billigen Reifen aus vornehmlich Niedriglohnländer um elf Prozentpunkte erhöht – auf Kosten des Premium- und mittleren Preis-Segments, erklärte Michelin weiter. Diese Entwicklung führe zu einem Verlust von Marktanteilen.

Zusätzlich hätten die „jüngsten gesundheits- und geopolitischen Krisen“ und ihre Auswirkungen auf Energie-, Logistik- und Rohstoffpreise sowie die anhaltend hohe Inflation die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland beeinträchtigt. Die hiesigen Produktionsstandorte seien nicht mehr in der Lage, wettbewerbsfähig in andere Regionen zu exportieren. 

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Scharfe Kritik an den geplanten Schließungen übte die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). „Der geplante Kahlschlag ist falsch. Michelin will allein den Profit maximieren und lässt dafür hochengagierte und hochqualifizierte Beschäftigte fallen“, kritisierte Matthias Hille, Leiter des IGBCE-Bezirks Mainz.

Die Gewerkschaft werde die Stellenstreichungen nicht einfach akzeptieren. Es brauche stattdessen kluge Strategien, um auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Hille wolle weiter an Alternativkonzepten arbeiten und forderte Michelin auf, sich an sein Versprechen zu halten und den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Reifenhersteller erklärte, „unsere Mitarbeitenden so gut wie möglich zu unterstützen und sie individuell in eine neue Zukunft zu begleiten“. Michelin werde auch in Zukunft weiter in Deutschland präsent sein und andere Produktionsstandorte modernisieren. So blieben das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach und die Lkw-Reifenrunderneuerung, die sich in Homburg befindet, von den angekündigten Schließungen unberührt.

Die bisherige Reifenproduktion aus Deutschland für den europäischen Markt, sollen in Zukunft andere Werke innerhalb Europas übernehmen. Reifen die für Märkte außerhalb Europas gedacht sind, sollen indes auch vermehrt außerhalb Europas produziert werden.

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