Laut einer Studie sollen alle neuen E-LKW billiger sein als Diesel-Lkw und dabei genauso weit fahren und genauso viel transportieren können
Die EU wird voraussichtlich ab 2035 nur noch den Verkauf von emissionsfreien Autos zulassen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob ein 100 Prozent emissionsfreier Lkw-Verkauf überhaupt realisierbar ist – vor allem auch im Fernverkehr.
Eine Studie der niederländischen, nach eigenen Angaben unabhängigen Forschungseinrichtung TNO kommt dabei zu einem positiven Schluss. Demnach werden bis zum Jahr 2035 praktisch alle neuen Elektro-Lkw – auch im Fernverkehr – billiger sein als Diesel-Lkw und dabei genauso weit fahren und genauso viel transportieren können.
Transport & Environment (T&E), das die Studie in Zusammenarbeit mit Agora Verkehrswende in Auftrag gegeben hat, sagt, dass dies die Zweifel ausräumen sollte, ob Elektro-Lkw bei Kosten und Betriebsleistung mit Diesel-Lkw mithalten können.
Laut der Studie werden bis 2035 99,8 Prozent der neuen Elektro-Lkw in Anschaffung und Betrieb billiger sein als Diesel-Lkw, während sie das gleiche Gewicht an Gütern über die gleiche Entfernung und Fahrzeit transportieren. In den meisten Fällen werden die Elektro-Lkw die Diesel-Lkw bei den Gesamtbetriebskosten sogar noch früher schlagen. Der winzige Abstand zu 100 % kann leicht überbrückt werden, indem eine Handvoll Lkw einen zusätzlichen Halt einlegt, der über die gesetzlichen Vorschriften hinausgeht, um zu laden. Selbst mit diesem zusätzlichen Stopp wären sie immer noch billiger in der Anschaffung und im Betrieb.
Fedor Unterlohner, Manager für saubere Fracht bei T&E, sagte: „Billiger, stärker, weiter. Der EU-Gesetzgeber kann eine Frist bis 2035 setzen, um den Verkauf von Null-Emissions-Lkw zu erreichen, und dabei darauf vertrauen, dass Elektro-Lkw den Diesel-Lkw in jedem Fall schlagen werden. Dies wird die Kosten für Spediteure senken und den Lkw-Verkehr sanieren, während die europäischen Lkw-Hersteller ihre weltweite Führungsposition behalten können.“
Ein höheres CO2-Ziel der EU für die Lkw-Hersteller von -65 Prozent im Jahr 2030 ist jedoch auch erforderlich, wenn fünf Jahre später nahezu 100 Prozent der Lkw-Verkäufe emissionsfrei sein sollen, so T&E. Die Beibehaltung der derzeitigen EU-Klimaziele für Lkw-Hersteller würde dazu führen, dass im Jahr 2035 1,3 Millionen weniger emissionsfreie Lkw auf den Straßen unterwegs sind.
Laut T&E würden strengere EU-Normen ab den 2020er Jahren die Hersteller dazu zwingen, ihre freiwilligen Verpflichtungen zur Elektrifizierung einzuhalten. Schon heute sind die meisten emissionsfreien Lkw im städtischen Lieferverkehr kostengünstiger und leistungsfähiger als Dieselfahrzeuge, aber die schwachen Zielvorgaben für die Lkw-Hersteller führen dazu, dass sie nicht an Spediteure geliefert werden.
Die Studie zeigt auch, dass Elektro-Lkw bei der zurückgelegten Strecke mit ihren Diesel-Pendants gleichziehen werden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass fast alle Lastkraftwagen in Europa weniger als 800 km pro Tag zurücklegen – was innerhalb der Reichweite der neuesten batteriebetriebenen Lkw liegt, wenn sie während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen aufgeladen werden. Selbst die größten Elektro-Lkw für den Fernverkehr werden bis 2030 das gleiche Gewicht an Gütern transportieren können wie Dieselfahrzeuge, da das Gewicht der Batterie durch den Wegfall des Motors und durch eine zusätzliche Zulassung von 2 Tonnen für emissionsfreie Fahrzeuge gemäß den EU-Vorschriften ausgeglichen wird.
„Die Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehr sind nicht so schnell, wie sie sein müssten. Umso wichtiger ist es, das technische und wirtschaftliche Potenzial für einen emissionsfreien Straßengüterverkehr von Anfang an voll auszuschöpfen. Dazu sind neben ambitionierten CO2-Standards für Lkw auch weitere Maßnahmen wie Kaufsubventionen und eine CO2-basierte Maut notwendig“, so Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende
Die Europäische Kommission wird nach eigenen Angaben in den kommenden Monaten einen Vorschlag zur Verschärfung der Klimaziele für schwere Nutzfahrzeuge vorlegen.