Ein Rätsel alpenländischer Verkehrspolitik

Sie kriegen also wieder ihr Fett weg, die Österreicher. Diesmal sogar aus Südtirol, was schon durch die gemeinsame bewegte Geschichte einen besonderen Zungenschlag bekommt. Aber es ist einiges dran an dem, was Fercam-Urgestein Thomas Baumgartner an der österreichischen Verkehrspolitik auszusetzen hat.

So ist es die mit Abstand unwirtschaftlichste Variante des kombinierten Verkehrs Straße/Schiene, komplette LKW mitsamt Fahrer auf die Bahn zu packen und sie bestenfalls nach wenigen Stunden wieder auf die Straße zu entlassen. Aus Bahnsicht jedenfalls. Die Spediteure hingegen rechnen Ruhezeiten ihrer Fahrer oder umgangene Fahrverbote auf der Straße dagegen und kommen so unter Umständen zu einer positiveren Einschätzung der Rollenden Landstraße.

Wie auch immer: Es bleibt ein Rätsel alpenländischer Verkehrspolitik, warum ausgerechnet der begleitete Verkehr die Nöte der vom Transitverkehr genervten Anrainer lösen soll. Ein getaktetes System von Zügen im unbegleiteten Kombinierten Verkehr könnte ein Mehrfaches an Ladung auf die Schiene bringen. Dass ausgerechnet die Staatsbahn ÖBB der große Profiteur dieser Politik ist – ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Eine unbewiesene Behauptung ist hingegen, die RoLa-Züge seien lauter als moderne LKW auf der Straße. Eine gewagte dazu – schließlich setzen die ÖBB für ihre Rollenden Landstraßen nur Waggons mit Scheibenbremsen ein. Allerdings: Wenn die Bahn ihre RoLa-Kapazität wie angekündigt von rund 200.000 auf bis zu 450.000 LKW pro Jahr hochschraubt, fahren deutlich mehr Züge als bisher über den Brenner. Und selbst der leiseste Zug ist immer noch lauter als gar keiner.

Richtig schräge wird die Transitverkehrspolitik Österreichs durch die ungleich gewichteten Fördermittel. Um Spediteuren und Bahn das wachsende RoLa-Angebot schmackhaft zu machen, legt Wien viel Geld auf den Tisch – und fördert mit dieser Ungleichbehandlung vielleicht auch den Wechsel vom unbegleiteten zum begleiteten Kombinierten Verkehr. „Fahlts?“ mögen sich die Südtiroler fragen – „Geht’s noch?“.

Bedenkenswert schließlich ist die Forderung, den Einsatz sauberster – und leisester – LKW-Technik auf der Straße durch höhere Kosten für weniger nachhaltige Technik zu fördern. Das hat schon bei der LKW-Maut in Deutschland prima funktioniert. Und der drohende Griff in den Geldbeutel der Bürger wird auch den CO2-Preis zu einem erfolgreichen Regulator machen. Nichts überzeugt Bürger und Unternehmer so sehr wie die Gefahr, mehr bezahlen zu müssen.

Überträgt man diese Logik auf den Kombinierten Verkehr, müsste strategische Politik freilich ganz klar den unbegleiteten Verkehr fördern, um die RoLa mittelfristig ganz aufs Abstellgleis schieben zu können. Da ist Österreich schon auf dem richtigen Weg. Nur in der falschen Richtung. Vielleicht ändert sich das ja jetzt unter einer grünen Verkehrsministerin.

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