Berlin. Der Lebensmittelhändler Edeka beliefert seine Berliner Märkte ab dem heutigen Mittwoch auch mit einem Elektro-Lastwagen. Der 25-Tonner mit Kühlaufbau soll vom Logistikstandort in Freienbrink täglich zwölf Filialen in Berlin anfahren und mit frischen Lebensmitteln versorgen. Die Reichweite des E-Lkw beträgt rund 200 Kilometer. Das Fahrzeug soll im Zweischichtbetrieb eingesetzt und zwischendurch am Lager auch wieder aufgeladen werden. Edeka arbeite in vielen Bereichen daran, Emissionen zu senken. „Elektromobilität ist ein Baustein mit vielen Chancen, aber auch vielen Herausforderungen“, sagte der Leiter der Edeka-Unternehmenskommunikation, Rolf Lange, am Dienstag bei der Übergabe des Lkw von Daimler an Edeka.
Lkw auch für Anlieferung in der Nacht interessant
Die Kette, zu der in Berlin mehr als 200 Märkte gehören, will den Elektro-Laster ein Jahr im Praxisbetrieb testen. Daimler will den „E-Actros“ mit Unterstützung verschiedener Partner bis 2021 zur Serienreife bringen. Der Paketdienst Hermes war der erste von 20 Testkunden. Seit September ist der E-Laster auf einer Strecke bei Bad Hersfeld (Hessen) im Einsatz. In Berlin verspricht sich Edeka viel vom Einsatz des Strom-Lastwagens: Angesichts der nahenden Dieselfahrverbote auf einigen Straßen in der Innenstadt würde der Elektroantrieb die Routenplanung vereinfachen. Während der Fahrt ist der Lkw zudem kaum zu hören. Deswegen sei das Fahrzeug auch für Anlieferung in der Nacht interessant, so Lange.
Derzeit beliefert Edeka deutschlandweit seine Märkte mit rund 3500 Lastern. Die Fahrzeuge werden ausschließlich mit Dieselmotoren angetrieben. Mit veränderten Routenplanungen und besserer Auslastung der Frachträume sei es bereits gelungen, die Zahl der Fahrten zu verringern und Treibstoff einzusparen, so Edeka. Bei seinem Fuhrpark achtet der Lebensmittelhändler zudem verstärkt auf Verkehrssicherheit. Derzeit sind 600 Lkw mit Abbiegeassistenten ausgestattet, bis Endes des Jahres sollen es 900 sein. Auch der „E-Actros“ werde mit einem solchen Assistenten ausgeliefert, so Daimler.
Die Erprobung des E-Lasters ist Teil eines Projekts, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Die Elektrifizierung sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum nachhaltigen Lkw-Verkehr, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). Der Güterverkehr sei zudem ein entscheidender Bereich bei der Realisierung der Klimaziele, die im Pariser Klimaschutzabkommen festgeschrieben wurden, so die Politikerin. Die Bundesregierung verfolge das Ziel, mehr Warenverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. „Das wird aber nicht überall funktionieren, schon gar nicht im Verteilverkehr“, so Schwarzelühr-Sutter.
Doch auch in Sachen Elektro-Lkw ist für die Hersteller der Weg noch weit. Herkömmliche Laster legen häufig Strecken von rund 1000 Kilometer mit einer Tankfüllung zurück, eine Reichweite, an die E-Lkw bislang noch längst nicht herankommen. Für größere Strecken testet die Bundesregierung deshalb auch andere Möglichkeiten: Auf der Autobahn A5 zwischen Frankfurt/Main und Darmstadt sollen ab kommendem Jahr Oberleitungen Lastwagen mit Strom versorgen. So soll die Batterie der Laster während der Fahrt aufgeladen werden