Der Hybrid-Lkw (l.) wurde am Montag noch ausschließlich von einem Verbrennungsmotor angetrieben. Das soll sich in den nächsten Tagen ändern.
Auf der Teststrecke des sogenannten E-Highways auf der A1 bei Lübeck ist am Montagabend der erste Hybrid-Lkw gefahren – allerdings noch ohne Strom. „Bei diesem allerersten Test ging es um die mechanische Prüfung, also darum, wie gut Stromabnehmer und die noch stromlosen Fahrdrähte ineinandergreifen“, sagte Elisabeth Niehaus vom Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel, das als Projektträger fungiert. Der Lastwagen mit Stromabnehmer rollte mit nur 15 Kilometern pro Stunde über die fünf Kilometer lange Teststrecke zwischen Reinfeld im Kreis Stormarn und dem Autobahnkreuz Lübeck – daneben und davor Begleitfahrzeuge. Es handelte sich um eine sogenannte Beschleifungsfahrt. Der Regelbetrieb mit mindestens drei Fahrzeugen soll im September aufgenommen werden.
Hybrid-Lastwagen kann Batterie aufladen
Geplant ist, dass eine Spedition aus Reinfeld die Strecke mit Hybrid-Lastwagen nutzt. Diese können sowohl mit Elektroantrieb – wie eine Straßenbahn – als auch mit einem konventionellen Verbrennungsmotor fahren. Außerdem haben die Lastwagen die Möglichkeit, ihre Batterie aufzuladen, während sie sich im Bereich der Oberleitung befinden. In den nächsten Tagen soll es nach Angaben der Fachhochschule weitere Tests geben, bei denen der Strom zugeschaltet und die Geschwindigkeit erhöht wird. Wegen der Teststrecke ist die rechte Spur der in diesem Bereich eigentlich dreispurigen A1 derzeit als Baustelle abgesperrt. Die Testfahrt des Lkw verzögerte sich zunächst, weil es offenbar noch Einstellungsprobleme gab.
Dort hatten Arbeiter am Montagnachmittag noch einmal die Oberleitung kontrolliert und beispielsweise geprüft, ob Lichtblitze entstehen, die andere Verkehrsteilnehmer stören könnten. In einer Werkstatt in Reinfeld wurde derweil noch an der Einstellung des Lastwagens gearbeitet. Diese Probleme konnten später aber offensichtlich behoben werden.
Einer von drei Modellversuchen bundesweit
Die Strecke auf der A1 ist eine von drei Strecken bundesweit, auf der die Hybrid-Lkws getestet werden.
Auf dem Autobahnabschnitt zwischen Reinfeld und Lübeck, einem wichtigen Zubringer zu den Lübecker Häfen, verkehren nach Angaben des Projektträgers jeden Tag 60.000 Autos und 8.000 Lastwagen. Rund 14 Millionen Euro investiert das Bundesumweltministerium in den Modellversuch. In Hessen gibt es eine weitere Strecke, in Baden-Württemberg ist eine in Planung. Drei Jahre lang soll erprobt werden, ob die Oberleitungstechnik für den deutschen Straßenverkehr tauglich ist und ob so Güter klima- und lärmschonend auf der Straße transportiert werden können.
Kritik von Umweltschützern und Rettungskräften
Aus der Wirtschaft kommen überwiegend positive Reaktionen auf das Projekt. Greenpeace und NABU kritisieren hingegen den hohen Aufwand. Sie wünschen sich mehr Investitionen in den Schienenverkehr. Auch der Bund der Steuerzahler würde einen Ausbau des Schienennetzes bevorzugen. Rettungskräfte stellen sich nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein zudem die Frage, wo Rettungshubschrauber landen können, falls es in Zukunft mehr E-Highways auf Deutschlands Autobahnen geben sollte.
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