Drama unter der A7 in der Nähe von Kassel – tonnenschwere Teile sorgen für Chaos. Eine Lösung ist aktuell nicht in Sicht.
- Chaos unter der A7 bei Ellenberg (Region Kassel)
- Tonnenschwere Brückenteile hängen fest
- Verantwortliche hoffen auf Genehmigung des Notfallplans
Gemeindebauamtsleiter Steffen Tasler hofft, dass die Brückenteile vielleicht am Freitag nach Büchenwerra transportiert werden können. Der Plan ist nun, dass die Brückenteile auf den Schwertransportern zurück auf die Autobahn geschickt werden. Beantragt wurde gestern noch die Genehmigung dafür, dass die Transporter nicht wie angedacht am Parpkplatz Qillerwald abfahren, sondern noch ein Stück in Richtung Kassel weiterfahren und dann einen Feldweg benutzen, der parallel zur Autobahn verläuft.
„Dafür muss die Standspur kurz nach dem Parkplatz gesperrt und einige Leitplanken demontiert werden“, sagt Tasler. Dafür laufe nun das Genehmigungverfahren. Tasler hofft, dass dies äußerst schnell geht. „Ich habe gestern extra noch eine Dringlichkeitsbescheinigung geschrieben.“
A7 bei Kassel: Lkw mit Brückenteilen hängt fest
Erstmeldung vom Dienstag, 09.06.2020, 11.46 Uhr: Ellenberg bei Kassel – Spektakuläre Szenen spielten sich am Dienstag an der Autobahnunterführung in Ellenberg ab. Die tonnenschweren Fertigteile für die neue Fuldabrücke in Büchenwerra wurden angeliefert und sollten durch die Unterführung transportiert werden. Doch die längsten zwei Teile passten auch nach stundenlangem Rangieren nicht durch.
Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht, sagte Gemeindebauamtsleiter Steffen Tasler. Während die vier kürzeren Teile der Brücke gestern noch fertig montiert wurden, wurden die beiden langen Mitteilteile nun erst einmal vor der Unterführung geparkt.
Wie es nun weitergeht, war bis gestern Nachmittag nicht klar. Die einfachste Lösung, sagte Tasler, wäre wahrscheinlich, die Teile zurück auf die Autobahn in Richtung Melsungen zu schicken. Dann könnten die Schwertransporter drehen und die Fertigteile über den Rastplatz Quillerwald nach Büchenwerra transportieren.
Dort müsste unter anderem ein gerade neu errichteter Metallzaun entfernt werden und eine Baustraße errichtet werden. Allerdings bedarf es bei dieser Lösung eines Genehmigungsverfahrens, sagte Bauleiter Andreas Brill von Becker Bau aus Eschwege. Das könne in solch dringlichen Fällen aber schnell gehen. Es sei im Vorfeld seitens des Transporteurunternehmens alles ausgemessen worden, sogar mit Lasertechnik, sagte Guxhagens Bürgermeister Edgar Slawik. „Warum es nun doch nicht passt, ich weiß es nicht.“
A7 bei Kassel: Hat sich ein Mitarbeiter der Spedition vermessen?
Die Firma Elo Fertigteile aus Eichenzell teilte auf HNA-Anfrage mit, dass sich wohl beim beauftragten Speditions-Unternehmen jemand vermessen haben müsse. „Nun werden alternative Fahrtrouten geprüft“, sagte die kaufmännische Leiterin von Elo, Carolin Witzler-Weber. Wer für den Schaden aufkommt, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Die Frage, wer für so etwas aufkommt und wer Schuld ist, gestaltet sich immer sehr schwierig“, sagt Witzler-Weber. Für die Arbeiten wurde extra ein 1500- Tonnen-Kran angeliefert, der die knapp 50 Tonnen schweren Teile heben kann.
A7 bei Kassel: Bauleiter hat „so etwas noch nie erlebt“
Es hätte alles so schön schnell gehen können in Büchenwerra. Die sechs bis zu 38 Meter langen Brücken-Fertigteile sollten eigentlich bis gestern Abend fertig montiert sein. Für jedes Teil war eine Stunde Montagezeit eingeplant. Doch daraus wurde nichts. Die Autobahnunterführung bei Ellenberg machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
Bauleiter Andreas Brill von Becker Bau in Eschwege zeigte sich genauso erstaunt über die Situation, wie die vielen Schaulustigen, die sich sowohl in Büchenwerra als auch an der Autobahnunterführung versammelt hatten, um die Arbeiten zu verfolgen. „Ich habe noch nie erlebt, dass ein Schwertransporter nicht dort ankommt, wo er hinsollte“, sagte Brill, der seit 26 Jahren in seinem Beruf arbeitet. „Aber dafür jetzt einen Schuldigen zu suchen, wäre nicht richtig“, sagte der Gemeindebauamtsleiter Steffen Tasler. Es seien zahlreiche Vorbereitungen für die Anlieferung getroffen worden – „eigentlich hätte es passen müssen“.
A7 bei Kassel: Spezialkran rückt an
Angeliefert worden war im Vorfeld auch ein Spezialkran, der die 50 Tonnen schweren Fertigteile heben kann, vier Tage lang dauerte der Aufbau. Alleine für den Aufbau des Krans waren 20 Tieflader nötig, weiß Volker Kilian aus Büchenwerra, der die Arbeiten schon die vergangenen Tage verfolgt hatte. 1700 Tonnen Schotter mussten aufgeschüttet werden, damit der Kran nicht im Boden einsinkt, erklärte Steffen Tasler.
An der Brückenbaustelle in Büchenwerra hatten sich neben Volker Kilian seit den frühen Morgenstunden zahlreiche Schaulustige versammelt, um die spektakuläre Montage der Brücke zu verfolgen. Arbeiten mit großen Maschinen seien einfach interessant, sagte Kilian, der sich seit halb acht morgens an der Brückenbaustelle positioniert hatte. „Ich dachte, es schadet nicht, wenn ich etwas früher da bin.“ Er hatte auch schon zugesehen, als im Januar die 19 Bohrpfähle 20 Meter tief in der Erde einbetoniert worden waren.
Beim Gedanken an die geparkten Brückenteile vor der Ellenberger Unterführung schaute Bürgermeister Edgar Slawik etwas besorgt auf die bereits einbetonierte „2020“. „Nicht, dass es doch 2021 wird“, witzelte Slawik. Wenn die Fertigteile dann tatsächlich alle an Ort und Stelle montiert sind, folgen weitere Arbeiten, unter anderem wird noch Beton aufgebracht. Außerdem muss die Brücke dann noch an die Straße angebunden werden.