Dresden – Sie sind der Albtraum der Brummifahrer: Planenschlitzer. Die Wegelagerer der Fernstraßen kommen nachts, wenn die Lasterlenker auf Park- und Rastplätzen ihre Pausen abfeiern, und plündern die Ladeflächen
Seit drei Jahren steigt die Zahl dieser Raubzüge in Sachsen ständig – erst am Wochenende ist es am Rastplatz „Dresdner Tor“ wieder passiert. Doch die Polizei hat die Faxen dicke: Sie macht gegen die Planenschlitzer mobil.
„Bei mir wurde schon mehr als zehnmal die Plane zerschlitzt“, sagt Kraftfahrer Laszlo Kelemin (61) aus Ungarn. Er sitzt seit 40 Jahren auf dem Bock, doch das Phänomen Planenschlitzer kennt er erst seit „ein paar Jahren“, wie er sagt. „Es ist ärgerlich, auch wenn sie manchmal nichts mitnehmen. Der Schaden ist jedes Mal da.“ Er meidet deshalb kleine Parkbuchten, sucht nur große, beleuchtete Plätze auf, wie das „Dresdner Tor“, das auch deshalb stets zum Abend hin überfüllt ist.
„Ich parke nur noch auf beleuchteten Flächen“, sagt auch Brummifahrer Balazs Varga (31). Dennoch: Sicherheit empfinden am „Dresdner Tor“ weder Laszlo noch Balazs. „Hier ist es keinesfalls sicher“, bestätigt auch Tomasz Bytniewski (49) aus Polen. Auch für ihn ist es hier nur das kleinere Übel.
Ihn plagt die Angst, seit ihm vor zwei Jahren an einem unbeleuchteten Parkplatz an der A2 die Plane aufgeschlitzt wurde. Wohl deshalb schläft er in seiner Kabine tagsüber auch ruhiger.
Rund 15 Fälle von Planenschlitzerei gab es in diesem Jahr bereits allein am „Dresdner Tor“ bis zum 7. März (zehn Versuche, fünf vollendete). Im Vorjahreszeitraum waren es gerade einmal fünf Versuche. Insgesamt gab es 2017 in Sachsen 220 Fälle.
Seit dem 1. März 2018 gibt es eine eigens eingerichtete Koordinierungsstelle „Plane“ im Landeskriminalamt. Dort werden alle Feststellungen gesammelt und mit den anderen Bundesländern abgeglichen. „Damit wir die Fahndungs- und Kontrollmaßnahmen darauf ausrichten können“, so LKA-Sprecher Tom Bernhardt (48).
Ganz ungefährlich sind die Schlitzer zudem nicht: Deshalb sollten Brummifahrer die Ganoven, die alles vom Reifen bis zu Lebensmitteln aus den Lastern klauen, nicht eigenhändig schnappen:
„Es ist nicht auszuschließen, dass die Täter gewaltbereit sein könnten“, so Polizeisprecher Marko Laske (44).